Fast 180 Banken und Finanzinstitute sind Gläubiger des in die Insolvenz geschlitterten Motorradherstellers KTM. Die Schulden allein bei Geldgebern sollen sich auf 1,3 Milliarden Euro belaufen. Jetzt braucht es im Kampf um die Sanierung frisches Kapital. Dieses wird nun weltweit gesucht. Das Engagement der Citigroup dazu wird auch als taktisches Manöver gesehen.
Es braucht frisches Geld, damit die Sanierung und Rettung von KTM gelingen kann – diese Botschaft, die die Pierer Mobility AG am Dienstagabend in Form einer Aussendung veröffentlichte, ist grundsätzlich wenig überraschend.
Denn bei den enormen Außenständen, die der Motorradhersteller hat, und den Liquiditätsproblemen, die dazu führten, dass die versprochenen Vorschüsse auf die Dezember-Gehälter und -Löhne nicht bezahlt wurden, ist es logisch, dass es ohne neues Kapital nicht weitergehen wird. Und das wird nun weltweit gesucht.
Gespräche mit strategischen Investoren und Finanzinvestoren
Pierer Mobility führt derzeit Gespräche mit möglichen strategischen Investoren und Finanzinvestoren, wird betont – sowohl mit bestehenden Partnern als auch potenziellen neuen. Die Citigroup Global Markets Europa AG, eine renommierte Investmentbank mit Sitz in der deutschen Bankenmetropole Frankfurt am Main, wurde mit der Begleitung des Investmentprozesses beauftragt.
„Man zieht alle Register“
Wie man das Engagement der Citigroup bewerten kann? „Für die Aktionäre der Pierer Mobility ist es ein positiver Schritt, weil somit hoffentlich ein transparenter Prozess gestartet wird, um weltweit vernünftige Partner zu finden. Man zieht alle Register“, sagt Florian Beckermann, Vorstand des österreichischen Interessenverbands für Anleger, kurz IVA. Außerdem sei es Stefan Pierer als Eigentümer damit gelungen, einen Interessenkonflikt zu umgehen: „Man kann ihm damit im Nachhinein nicht vorwerfen, dass er nur auf seine Rettung bedacht gewesen ist.“ Pierer, der die Marke in den letzten Jahren enorm geprägt hat, steht als Miteigentümer im Fokus der Öffentlichkeit, die von ihm einen Beitrag zur Rettung erwartet.
Das Management hat hier Schritte gesetzt, sich zu öffnen, um möglichst viele potenzielle Interessenten anzusprechen.
Florian Beckermann, Interessenverband für Anleger
Bild: IVA – Interessenverband für Anleger
Die KTM AG, die KTM Components GmbH und die KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH, die alle seit 29. November Sanierungsfälle sind, bauten bereits bislang auf ein sehr internationales Netz an Banken und Finanzinstituten. Unter den Gläubigern stehen 180 Banken und Finanzinstitute – von der Unicredit Bank Austria, der Raiffeisen Bank International und der Erste Group über die Oberbank bis hin zur Bank of China, First Commercial Bank, Hewlett Packard Bank International und der Denizbank.
Gerüchte: Kompletter Verkauf möglich
Dass die Pierer Mobility AG in ihrer Aussendung am Dienstag mit Blick auf die Investorensuche über eine „Neuordnung der Eigentümerstruktur“ sprach, befeuert erneut die Gerüchteküche. Spekuliert wird, ob es nicht am Ende zu einem Verkauf von KTM durch Pierer und seinen Partner Bajaj kommen könnte. Beckermann will sich daran nicht beteiligen: „Ich denke, dass alle gemeinsam an einer Lösung arbeiten sollten, um hier auch für die Region das Überleben von KTM und den Mitarbeitern zu sichern.“
Fonds kommt für November-Gehälter und Weihnachtsgeld auf
Die mehr als 3650 Mitarbeiter, die von den Insolvenzen betroffen sind, warten auf ihre November-Gehälter und den Großteil ihres Weihnachtsgeldes, für die der Insolvenzentgelt-Fonds aufkommen wird. Die Dezember-Gehälter und -Löhne sollen wie sonst üblich überwiesen werden, hieß es seitens KTM, nachdem das Vorschuss-Versprechen geplatzt war.
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