Lang haben die Bauarbeiten gedauert, nun ist Wiens Radweg in der Alserstraße und Universitätsstraße fertig – und sorgt für Kritik: Zwischen den Straßennutzern, von Fußgänger über Autofahrer und Öffi-Fahrgast bis hin zu den Radlern gibt es reichlich Konfliktpotenzial und einige Stolperstellen.
Schon vor der offiziellen Eröffnung am 18. Dezember und Verkehrsfreigabe um exakt 13 Uhr hat der neue Wiener Radweg auf der Universitätsstraße für Unmut gesorgt, beginnend beim Schild, das den Anfang in der Alserstraße markiert. Es ragte halb in den Weg, war auch laut Mobilitätsstadträtin Ulli Sima „vertrottelt“ montiert – und ist schon wieder weg. Ironie am Rande: Laut Straßenverkehrsordnung ist der Radweg damit offiziell gar keiner.
Zwischen Uni und „Landl“ lauern zahlreiche Hürden
Doch auch sonst ist die neue Verkehrsverbindung nicht arm an Hürden: Querungen mit der Straßenbahn, manche fast parallel zu den Gleisen, Kreuzungen mit dem Autoverkehr, Wechsel von Ein-Richtungs-Radwegen auf Zwei-Richtungs-Radwege, dazu noch die Ausfahrt der Garage bei der Votivkirche, lassen einen der Radfahrer am Eröffnungstag zum Urteil kommen: „Teuflisch!“ Alle von der „Krone“ befragten Radfahrer waren sich zugleich aber einig: Die Situation davor war weit schlimmer.
Auch Kritikern oder dem VCÖ fällt nichts Konkretes ein, das man besser hätte machen können: Autos, zwei Straßenbahnlinien mit täglich 30.000 Passagieren an dieser Stelle, Radfahrer, Fußgänger, die künftigen U5-Stationen und dazu 55 neue Bäume und 1600 Quadratmeter Grünfläche: Dieses „Gipfeltreffen umweltfreundlicher Mobilität“ (Sima) muss auf engstem Raum Platz haben. Sima ist überzeugt, dass sich die Verkehrsteilnehmer bald an die neue Situation gewöhnt haben werden und dann alles flüssig läuft.
Auch Wiens Baustellenkoordinator Christian Zant war Zaungast bei der Eröffnung, voll Erleichterung über den Abschluss der Baustelle. Bautechnisch seien Tiefbau-Projekte vielleicht anspruchsvoller, jedoch habe er kaum je ein Projekt in der Stadt erlebt, bei dem so viele verschiedene Beteiligte zu koordinieren gewesen seien.
„Früher zwischen Autos regelrecht eingequetscht“
VCÖ-Experte Michael Schwendinger hat den neuen Radweg selbst schon ausführlich getestet und sieht eine „deutliche Verbesserung im Vergleich zu vorher“: „Früher war man zwischen Autospuren regelrecht eingequetscht, was gefährlich war“ Positiv seien zudem die neu gepflanzten Bäume, die auf dem Straßenabschnitt die Hitzebelastung im Sommer verrringern werden. Öffi-Stadtrat Peter Hanke gefällt der mit Bäumen bepflanzte Teil vor dem Neuen Institutsgebäude ebenfalls am besten: „Es ist ein Boulevard geworden.“
Wiener-Linien-Chefin verspricht „mehrere Jahre Ruhe“
Zufrieden zeigte sich auch Wiener-Linien-Chefin Alexandra Reinagl über den Mehrwert für die Öffi-Fahrgäste auf der Strecke. Die neue Gleisführung werde weniger durch den Autoverkehr gebremst und biete ein „angenehmes Fahrerlebnis – neue Schienen machen schon was aus.“ Das bedeute zwar davor immer auch „Baustellen, die etwas größer sind und etwas länger dauern, aber dafür werden wir dann über mehrere Jahre an den Stellen Ruhe haben.“
Auch für Neos-Mobilitätsprecherin Angelika Pipal-Leixner zeichnet den neuen Abschnitt aus, dass „Platz für alle geschaffen wurde; vor allem für jene, die umweltfreundlich unterwegs sind.“ Dass genug Platz für alle ist, glaubt auch Hanke. Er hatte als früherer Wien-Holding-Chef sein Büro genau am jetzigen Radweg und erinnert sich noch an das häufige Folgetonhorn der Rettung wegen der vielen Unfälle als akustische Büro-Untermalung. „Das alles ist Vergangenheit“, freute er sich. Sein Wort in Gottes Ohr.
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