Oberösterreich

Steyr: Ich hab das Christkind gesehen

Ein strahlendes Christkind: Laura Müller darf im Advent in die Rolle des Steyr-Christkindls schlüpfen.

(Bild: Antal Imre/Imre Antal)

Was gibt es Schöneres als Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und die Magie von Weihnachten zu verbreiten? Das Christkindl über seinen besonderen Auftrag in Steyr.

Ich muss zugeben, ich mag Weihnachten, sehr sogar. Längst den Kinderschuhen entwachsen, zieht mich die Magie des Advents immer wieder aufs Neue in seinen Bann. Für eine kurze Zeit scheint die Welt still und friedlich zu sein. Wir drücken auf Pause und genießen die Zeit mit der Familie und unseren Liebsten. Und wir warten auf das Christkind.

Was? Sie glauben nicht mehr so ganz an das Christkind? Dann waren Sie noch nie in Steyr. Hier hat es sogar einen eigenen Stadtteil namens Christkindl, in dem es wohnt. Dort ruht in der Kirche eine kleine wächserne Figur – das Christkindl. Der Legende nach hat ein gewisser Ferdinand Sertl einst im 17. Jahrhundert an der Stelle des heutigen Altares zu dem Jesuskindlein, das er von Klosterschwestern des Benediktinerordens gekauft hatte, für die Heilung seiner Epilepsie gebetet – im Wald errichtete er in einer Baumhöhle seine Andachtsstelle.

Die Wallfahrtskirche Christkindl und die Wachsfigur des Jesuskindes im Hochaltar sind Besuchermagnet im Advent.

(Bild: TVB Steyr/Meidl, tv friends)

Nachdem sich das Wunder seiner Heilung herumgesprochen hatte, wurde die Wallfahrtskirche Christkindl um diese Fichte herum errichtet. „Der Bau geht auf den damaligen Abt Anselm Angerer zurück“, erzählt Theologin und Seelsorgerin Johanna Eisner. Im Advent macht sie außer Montag täglich mit sieben Kollegen ehrenamtlich Führungen.

Steyr steht ganz im Zeichen des Christkinds
Schon seit mittlerweile 17 Jahren lässt sich in Steyr ein ganz besonderer Blick auf das Christkind erhaschen. Da erfüllt das personifizierte Steyrer Christkindl zur Weihnachtszeit fleißig seine Aufgaben. Weil es sehr viel zu tun hat, denn schließlich wollen viele Termine wahrgenommen werden, Weihnachtsmärkte eröffnet, Märchen vorgelesen, die Entstehungsgeschichte des Steyrer Christkindls in die Welt getragen oder Zuckerl verteilt werden, gibt es fünf Christkindl, die sich diese Aufgabe teilen.

Christkindl Laura mit dem Verkündungsengel aus der Lamberg’schen Krippe

(Bild: Antal Imre/Imre Antal)

Eine davon ist die 24-jährige Laura Müller aus Wolfern. Sie schlüpft heuer bereits zum vierten Mal in die Rolle. „Ich war schon immer ein großer Weihnachtsfan“, erzählt die Studentin der Molekularen Biowissenschaften. Das hat sie vor allem ihrer Oma zu verdanken. „Sie hat mir als Kind immer eine magische Adventzeit beschert. Nachdem das Christkind meinen Wunschzettel abgeholt hatte, lag immer eine goldene Locke auf dem Fensterbrett“, schwärmt sie. Das weckte in ihr das Interesse.

Schwer trägt das Christkind
Als Christkindl muss Laura für ihre Rolle auch eine blonde Perücke aufsetzen. Die wiegt aber bei weitem nicht so viel wie der Rest der Ausstattung. „Zu dem Häubchen, der Bluse, dem Spencer, den Reifunterröcken und dem Überrock kommt noch der Umhang.“ Das Kleid ist nach dem Vorbild des Verkündungsengels aus der Lamberg’schen Krippe geschneidert und in den Stadtfarben von Steyr gehalten. Trachtenschneidermeisterin Waltraud Musenbichler verarbeitete 196,5 Meter Stoff und Borten und besetzte das Kostüm noch zusätzlich mit 540 kristallfarbenen Swarovski Steinen.

Alles in allem wiegt das Kostüm dann etwa 11 Kilo. Und trotzdem wirkt Laura als ob sie durch die Straßen schwebt. „Am schönsten finde ich es, dass sich nicht nur Kinder freuen, wenn sie mich treffen, sondern auch Erwachsene wieder ein bisschen Kind in sich entdecken“, freut sie sich.

INFOS

Das Steyrer Christkindl ist heute noch in der Christkindlstadt Steyr unterwegs, ansonsten jährlich an den Adventwochenenden, jeweils Freitag bis Sonntag.

• Noch bis 6.1.2025 kann man einen Blick auf die Lamberg’sche Krippe im ehemaligen Palmenhaus im Schlosspark Steyr werfen: www.steyr.at/Stadtmuseum

TIPP: Steyrer Kripperl – eines der letzten Stabpuppentheater Europas – Vorführungen bis 6.1.2025 | Sa & So 14/15.15/16.30 Uhr:
www.verein-heimatpflege.at/

Allgemeine Auskünfte
www.steyr-nationalpark.at 
www.oberoesterreich.at 

Wer Christkind werden will, muss mindestens 16 Jahre alt sein. „Und 1,65 Meter groß sein und blonde Locken haben oder dann einer Perücke aufsetzen.“ Sich Zeit nehmen für die Menschen steht auch im Vordergrund, wenn sie im Advent von Freitag bis Sonntag ihrer Aufgabe nachgeht. Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubert, den Kleinen wie auch den Großen.

„Sie die aktuellen Sorgen und die Hektik des Alltags für einen Moment vergessen lassen“, freut sie sich über die strahlenden Gesichter. Eilig darf man es als Christkind nicht haben, denn alle paar Meter gilt es, Hände zu schütteln und Fotos zu machen. Aber als Arbeit sieht es Laura nicht, die für ihren Aufwand entschädigt wird. „Ich würde es aber auch gratis machen“, schmunzelt Laura, die übrigens den Weihnachtsmann mehr als Kollegen denn als Konkurrenz sieht. Und was wünscht sich ein Christkindl so? „Nicht viel, Gesundheit und Zeit mit der Familie“, antwortet es bescheiden und entschwindet in der Menge.