Finanzombudsteam-Geschäftsführer Gerald Zmuegg kritisiert die öffentliche Diskussion rund um den KTM-Konkurs: „Die geht meines Erachtens schon in Richtung Unternehmer-Bashing der schlimmsten Art und Weise. Fakt ist, KTM ist im Jahr 2023 noch einmal vom Umsatz her gewachsen. Fakt ist, dass bei KTM von 2020 bis 2023 das durchschnittliche Gehalt pro Mitarbeiter um 14.000 Euro gestiegen ist. Fakt ist, dass der Gewinn 2023 bei ungefähr 96 Millionen Euro gelegen hat.“
Für den Finanzierungsprofi sei demnach klar, dass die Verantwortung für den KTM-Konkurs auch bei denjenigen liegen würde, die die Wirtschaftspolitik der letzten 20 Jahre zu verantworten hatten. Ebenso beim Management und bei den Angestellten: „Und da nun nur Pierer zum Sündenbock zu machen, das stört mich einfach. Weil es einfach die niedrigsten Instinkte von Unternehmer-Bashing bedient. Das gehört sich einfach nicht. Man muss Leistungsträger und Unternehmer akzeptieren.“ Abgesehen von KTM würden aber auch ganz grundsätzlich Kleinere und Mittlere Unternehmen (´KMUs´) derzeit stark zu kämpfen haben: „Wir haben eine der dümmsten Energiepolitiken, die es in ganz Europa gibt. Wir sind neben Deutschland nur noch energiepolitische Geisterfahrer. Und alle anderen Länder machen eine vernünftige Energiepolitik.“
Österreich wir Nordkorea
Aber auch generell zeige sich für die Wirtschaft hierzulande eine betrübliche Situation. Zmuegg: „Wir haben so Schwachsinnigkeiten wie DSGVO oder das Lieferkettengesetz, die kein Mensch umsetzen kann. Die ganze Welt lacht über uns, wie wir uns verbürokratisieren. Und die Unternehmen werden aus Österreich weggehen, denn die Standortpolitik ist eine Katastrophe. Ich möchte es überspitzt formulieren: Der einzige Wirtschaftsstandort, der von der Wachstumsentwicklung noch unattraktiver ist als Österreich ist momentan Nordkorea, wie mir das gestern ein Unternehmer gesagt hat. Und da ist schon ein Stück Wahrheit dran. Und ich unterstelle, dass nicht die Unternehmer in den letzten 15 Jahren verlernt haben, wie man wirklich wirtschaftet. Denn die Negativauslese in der Politik hat hier sicher mehr Auswirkung.“
Wirtschaftliche Analphabeten
Ob mit dem Begriff ,Negativauslese´ die aktuell in der Politik handelnden Personen gemeint seien? „Ja, natürlich. Wir haben das schlechteste politische Personal. Man muss auch sagen, bei den wirtschaftlichen Analphabeten, die hier miteinander diskutieren, da reden viele Blinde von der Farbe.“ Die Wirtschaft erlebe derzeit eine sehr schwierige Phase, die Insolvenzwelle sei auch nicht verhindert worden, wie das Finanzminister Brunner immer gesagt hat, sondern nur nach hinten verschoben. Unternehmer seien aber generell Kämpfernaturen und hielten dagegen.
„Fakt ist: Wir sehen erst den Anfang der Insolvenzwelle. Das heißt, wir sind jetzt unten und das baut sich schön langsam auf. Wir werden 2025 ein Tal der Tränen erleben, das ihresgleichen sucht.“ Die Unternehmer selbst würden die aktuelle Situation aber positiver einschätzen, als die Lage sei. Zmuegg: „Und das wird es auch brauchen. Denn die Politik wird die Themen nicht lösen können. Egal, welche Regierung kommt.“
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