Robert Meyer und Herbert Föttinger geben im Theater in der Josefstadt in Neil Simons legendärem Broadway-Hit die „Sonny Boys“ – wir baten die beiden zum Interview!
„Krone“: Das Stück „Sonny Boys“ ist ein Klassiker. Sie treten da in die Fußstapfen von George Burns, Walter Matthau. . .
Robert Meyer: Ich denke prinzipiell nie an Schauspieler, die die Rolle vorher gespielt haben. Den Film kenne ich natürlich. Aber ich richte mich nicht danach.
Herbert Föttinger: Es ist einfach ein tolles Stück, und wir können das ja nur auf unsere Art und Weise spielen (lacht), und das werden wir auch.
Was ist toll daran?
Meyer: Weil es eine tolle Geschichte von zwei alternden Schauspielern erzählt, die einst wahnsinnig erfolgreich waren und sich dann einfach vor inzwischen zwölf Jahren blitzartig getrennt haben. Das hat Wunden aufgerissen, vor allem bei Willy, weil der eigentlich noch weitermachen wollte. Im Grunde genommen ist es eine Riesenkomödie, aber wie alle guten Komödien hat diese auch unfassbar tragische Seiten, über die wir erstaunlicherweise lachen.
Wie nah ist es an der Realität gebaut?
Föttinger: Ich würde schon sagen, dass es nah dran gebaut ist, weil der Beruf des Schauspielers oft ein „In-sich-Kreisen“ ist. Und ich finde, dass diese zwei Figuren sehr in sich kreisen und auch ihre Konflikte daraus beziehen. Es zeigt auch die Einsamkeit dieser Komödianten, die ihr Leben dem Theater verschrieben, und vielleicht auf wichtige Momente in ihrem Leben aufgrund des Karriere-Wahnsinns verzichtet haben.
Meyer: Wir waren immer begeisterte Schauspieler, haben gemeinsam gespielt, und inzwischen sind wir auch tatsächlich so alt geworden wie Al und Willie. Dass wir jetzt die beiden darstellen, das hat für mich schon einen ganz großen Reiz. „Sonny Boys“, das weltweit überall gespielt wird, hatte immer Schauspieler, die miteinander gut spielen können. Das ist schon eine Voraussetzung bei diesem Stück.
Sie stehen beide schon so lange auf der Bühne: Wie hat sich das Theater verändert? Heutzutage wird immer stärker der Ruf nach Diversität auf den Bühnen laut.
Meyer: Diese ganze Diversitätsgeschichte und das Queere gehen mir langsam schon so auf den Keks, weil es so furchtbar wichtig genommen wird. Es sind inzwischen so viele Frauen in Männerrollen auf der Bühne. Ich sage immer, spaßeshalber: „Ich bin jetzt nicht mehr der Frosch, aber ich bewerbe mich für die Rosalinde.“ Es hat mir noch keiner die Rosalinde angeboten. Aber ich warte noch drauf.
Föttinger: Das ist vielleicht etwas altmodisch, aber ich spiele Stücke tendenziell so, wie sie geschrieben sind. Daraus ergeben sich die Besetzungen.
Meyer: Man hat immer das Gefühl, es ist so aufgesetzt. Also ich muss jetzt queer sein, oder ich muss jetzt divers sein. Nein, das muss ich nicht. Und ich bin auch überzeugt, es gibt ein paar Rollen, wo ich sage, das ist eine Männerrolle, kann aber auch eine Frau spielen.
Warum sollte man sich die „Sonny Boys“ anschauen?
Föttinger: (lacht) Weil wir zwei das spielen. Und weil es ein wirklich vergnüglicher Abend sein wird. Man sieht diesen Zwistigkeiten von zwei Menschen einfach gern zu. Dabei ist mir völlig wurscht, ob das zwei Frauen oder zwei Männer sind (denkt nach). Na, „Sonny Boys“ sollten schon zwei Männer spielen.
Meyer: Sonst hieße es ja „Sonny Girls“ (lacht).
Föttinger: Ein guter Dichter versetzt sich doch in die Lage einer Figur, die dieses oder jenes Schicksal erlebt hat und erfahren muss. Und so schreibt er sie dann. Deshalb ist das eben auch mein Zugang bei Besetzungen. Ich vertraue den Dichterinnen und Dichtern. Das hat jetzt zwar nichts mehr mit Besetzungen zu tun, aber es gibt nur einen einzigen Grund, warum man Theater macht. Weil man das Publikum in irgendeiner Form verzaubern will, zum Lachen, zum Weinen bringen will. Die deutschsprachige Theaterlandschaft vergisst das heute in ihrer Programmierung mitunter und arbeitet am Publikum vorbei. Vielleicht ist es im Moment ein bisschen in Vergessenheit geraten, warum man eigentlich Theater macht. Es gibt nur einen Grund: das Publikum.
1976 bekam Burns dafür den Oscar als bester Nebendarsteller und Walter Matthau den Golden Globe als bester Hauptdarsteller
Meyer: . . . und wenn dann am Schluss das Publikum begeistert applaudiert, ist es für mich wunderschön zu spüren, dass ich die Menschen für zwei Stunden aus ihrem Alltag herausgerissen und verführt habe.
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