Statt besinnlichem Weihnachtsfrieden gibt es im Salzburger Festspielhaus ordentlichen Krach. Intendant Markus Hinterhäuser muss für das Kuratorium den Kopf hinhalten.
Für die Salzburger Festspiele geht’s turbulent durch den Advent. Während sich im Dezember nach und nach Ruhe und Besinnlichkeit auf die Stadt legen, steht bei den Salzburger Festspielen das Dach in Flammen. Die Kritik an Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser wurde zuletzt immer lauter, angestoßen durch die plötzliche Entlassung der Schauspieldirektorin Marina Davydova Ende November.
Grund waren ihre ehrenamtlichen, jedoch laut der Festspiele nicht angezeigten und genehmigten Tätigkeiten bei einem Berliner Theaterfestival. Auch wenn man sich mittlerweile laut offizieller Pressemitteilung „außergerichtlich hinsichtlich der Beendigung der Zusammenarbeit“ geeinigt habe, ist die Sache für die Festspiele PR-technisch ein Schuss ins eigene Knie.
Denn neben der Tatsache, dass sie mit Davydova eine Frau, die wegen ihres Protests gegen den Krieg aus Russland fliehen musste, abrupt vor die Tür gesetzt haben, bestand ihre Tätigkeit bei dem Berliner Festival laut ihrer Anwälte darin, eine künstlerische Plattform für vertriebene Künstler zu unterstützen. Selbst wenn sie sich damit also tatsächlich nicht an die Festspielregeln gehalten haben sollte, hat sie es in der öffentlichen Wahrnehmung wenigstens für die richtige Sache getan.
Dass Hinterhäuser jetzt stellvertretend für das Kuratorium den Kopf hinhalten muss, ist nicht nur seiner Position als Intendant geschuldet.
Besonders laut, wenn es darum geht, Hinterhäuser hinterherzutreten, ist dieser Tage Regisseur Michael Sturminger, der ihn gegenüber dem „ORF“ mit dem Titelhelden des beliebten Weihnachtsfilms „Kevin – Allein zu Haus“ verglichen hat, der frei von elterlicher Aufsicht erst einmal das Haus nach seinen Vorstellungen umgestaltet.
Man kann Sturminger vorwerfen, nachtragend zu sein, nachdem seine „Jedermann“-Inszenierung letztes Jahr überraschend abgesetzt worden war; diesbezügliche finanzielle Verpflichtungen seitens der Festspiele wurden jedoch erfüllt. Doch ganz an den Haaren herbeigezogen ist der Vergleich nicht. Nach dem Abgang von Helga Rabl-Stadler hat mit Kristina Hammer schließlich eine Festspielpräsidentin übernommen, die nicht unbedingt mit starker Führung von sich reden gemacht hat.
Dass das Kuratorium, das höchste Gremium der Festspiele mit Vertretern der Bundes-, Landes- und Stadtregierung, nun Ende letzter Woche in einer Stellungnahme betonte, dass man geschlossen hinter dem Intendanten stehe, ihn als „Ausnahmekünstler“ bezeichnete und dies mit einer Auflistung internationaler Auszeichnungen wie der „Trophée Radio Classique“ untermauerte, wirkte bezüglich des erreichten Ausmaßes der Kritik wie ein Eimer Wasser auf einen brennenden Adventskranz, der mittlerweile das ganze Haus in Brand gesetzt hat.
Am Ende wird Hinterhäuser all das natürlich nicht den Kragen kosten. Sein Vertrag wurde heuer bis 2031 verlängert, und das von Marina Davydova konzipierte Programm für den Sommer 2025 steht ebenfalls auf festen Beinen. Dennoch, eine Lösung oder besser gesagt eine geeignete Schauspielleitung wird er finden müssen, denn die kann ihm weder das Kuratorium noch das Christkind an Weihnachten unter den Baum legen.
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