Amazon hat gegen die Wahl des ersten Arbeiter-Betriebsrats des Unternehmens in Österreich Klage beim Landesgericht Korneuburg eingereicht. Man habe Beschwerden von Mitarbeitern geprüft und sei zu dem Schluss gekommen, dass die Wahl nicht ordnungsgemäß abgelaufen sei, sagte eine Sprecherin am Mittwoch. Die Gewerkschaft vida zeigte sich „verwundert über den Meinungsschwenk“.
Am Montag hatte die Gewerkschaft vida mitgeteilt, dass bei Amazon Österreich erstmals ein Arbeiter-Betriebsrat gewählt wurde. Das neun Mitglieder umfassende Betriebsratsteam vertritt die Interessen von knapp 700 Arbeiterinnen und Arbeitern an den Amazon-Logistikstandorten in Wien, Niederösterreich, Kärnten und Steiermark. Der Hauptsitz des neuen Betriebsrats befindet sich im niederösterreichischen Amazon-Logistikzentrum in Großebersdorf. Zum Vorsitzenden wurde Jorge Plaut ernannt.
Die Angestellten bei Amazon in Österreich haben seit Juni einen Betriebsrat. Mit diesem arbeite man vertrauensvoll zusammen, betonte die Amazon-Sprecherin. Nach der kürzlich erfolgten Wahl des Arbeiterbetriebsrats sei man aber zum Schluss gekommen, dass die Wahl nicht ordnungsgemäß abgelaufen sei, weil nicht alle Mitarbeiter an allen Standorten die Möglichkeit gehabt hätten zu wählen oder sich zur Wahl zu stellen.
Deshalb habe man die Wahl beim Landesgericht Korneuburg als Arbeits- und Sozialgericht angefochten. Bis zum Abschluss der gerichtlichen Überprüfung werde man weiterhin mit dem neu gewählten Betriebsrat der Arbeiter zusammenarbeiten.
Gewerkschaft sieht Klage gelassen entgegen
Der vida-Landesvorsitzende von Niederösterreich, Horst Pammer, zeigte sich „verwundert über den Meinungsschwenk“ bei der Amazon-Geschäftsführung in Österreich, mit der bisher gutes Einvernehmen bestanden habe. Vielleicht habe die Österreich-Führung eine Korrektur aus Deutschland oder den USA bekommen, vermutet der Gewerkschafter. „Es ist mir ein Rätsel, warum man hier nach der Einspruchsfrist juristische Schritte ergreifen will. Hier geht es um Spitzfindigkeiten juristischer Art.“ Er sehe der Klage gelassen entgegen.
Zu den inhaltlichen Vorwürfen, wonach die Betriebsratswahl nicht ordnungsgemäß abgelaufen sei, habe die Gewerkschaft keine Hinweise von Beschäftigten bekommen, dass etwas nicht gepasst hätte, sagte Pammer. Lediglich von der Geschäftsleitung selbst habe es eine Äußerung in diese Richtung gegeben. Sollte es unerwartet doch zu einer Neuwahl des Betriebsrats kommen, würde das nichts ändern, glaubt der Gewerkschafter. Der Streit komme allerdings „mitten im Weihnachtsgeschäft“ ungelegen und schade dem Unternehmen.
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