Mit 13 Jahren verfiel er den Drogen, schnell folgte die erste Straftat. Seitdem verbrachte Kurti P. 28 Jahre seines Lebens im Gefängnis. „Am besten ging es mir in den Haftanstalten“, sagt er. Vor Geschworenen sitzt er nun im Wiener Landesgericht, jedoch das erste Mal – der Vorwurf lautet auf versuchten Mord.
„Sie haben sehr viel Gerichtserfahrung. Aber vor einem Schwurgericht sind sie ja noch nie gesessen“, wendet sich Richter Wolfgang Etl an den 54-Jährigen im Wiener Landl. Gefolgt von der Verlesung der Strafregisterauskunft von Kurti P. – es sind 31 an der Zahl …
„Mein Mandant ist kein Heiliger“
Mit jeder Vorstrafe bekommen Prozessbeobachter einen Einblick in die Vergangenheit des gebürtigen Niederösterreichers. 1987 wird er das erste Mal verurteilt, noch im selben Jahr folgt sein erster Gefängnisaufenthalt. „Mein Mandant ist kein Ministrant, kein Heiliger“, muss sein Anwalt Elmar Kresbach gestehen. 28 Jahre verbrachte der 54-Jährige insgesamt schon in Justizanstalten.
Wenn's mir psychisch nicht gut geht, hau‘ ich mir alles rein.
Der 31-fach Vorbestrafte im Prozess
Der Vorwurf, dem er sich nun stellen muss, ist bis jetzt jedoch der schwerste: Es geht um versuchten Mord! Am Nachmittag des 7. Juni traf er sich mit Bekannten im Fritz-Imhoff-Park – zum Drogen nehmen. „Wenn’s mir psychisch nicht gut geht, hau’ ich mir alles rein“, gesteht Kurti vor den Geschworenen. Bereits als er 13 Jahre alt war, sei er ins Suchtmittelmilieu gerutscht: „Ich hab‘ am Karlsplatz angefangen.“ Der Hintergrund: Sein gewalttätiger und alkoholkranker Vater, seine abwesende Mutter und später Missbrauch im Kinderheim …
„Mir ist nie geholfen worden – also ich mein psychisch. Am besten ging es mir in den Haftanstalten. Da hatte ich ärztliche Betreuung. Als ich dann das letzte Mal aus dem Gefängnis bekommen bin, hab‘ ich keine Hilfe bekommen. Ich hab‘ nie eine Chance bekommen. Ich bin auf der Straße gelandet und dann bin ich wieder ins Drogenmilieu“, sagt der 54-Jährige auf der Anklagebank. Und dort kam es am Tattag zur blutigen Auseinandersetzung. Völlig zugedröhnt, kam es mit einem syrischen Asylwerber zum Streit.
Er war der Erste, der Kurti P. mit einem kleinen Messer in den Bauch stach. Der Niederösterreicher griff daraufhin zu einem Brotmesser – „Das Opfer schrie Stopp. Dennoch stach der Angeklagte weiter auf ihn ein“, so die Staatsanwältin. „Es ist davon auszugehen, dass er aus Wut zustach.“ In der ganzen Parkanlage seien Blutspritzer gewesen. Zumindest hätte er einen bedingten Mordvorsatz gehabt.
„Die waren alle bum zua“
Damit ist Verteidiger Elmar Kresbach aber überhaupt nicht einverstanden: „Da hat sich einfach überhaupt niemand was dabei gedacht. Die waren alle – entschuldigen Sie bitte den Ausdruck – bum zua.“ Sein Mandant hätte aus Notwehr gehandelt, sei zuerst attackiert worden. „Er hat immer wieder zu mir gesagt, er hat noch nie so einen aggressiven Menschen, wie diesen Asylwerber, gesehen. Und das heißt bei seinem Vorleben etwas.“
Kresbach appelliert an die Geschworenen, auch die Möglichkeit einer Rauschtat in Erwägung zu ziehen – dieses Delikt ist mit maximal drei Jahren zu bestrafen. Wofür sich die Geschworenen entscheiden, wird wohl an einem zweiten Prozesstag geklärt werden. Zwei Tatzeugen erscheinen zur Verhandlung nämlich nicht. Eine 32. Vorstrafe wird Kurti P. wohl auf jeden Fall ausfassen …
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