(Bild: KMM)

Mysteriöse Zimmer

Wovor versteckte sich Frankreichs Königin?

Die geheimen Räume der so legendären wie tragischen Königin Marie Antoinette in Schloss Versailles beflügelten immer schon die Fantasie. Sie waren hinter einer verborgenen Tür in ihrem Schlafzimmer versteckt. 

Niemand hatte Zutritt zu den geheimen Zimmern, nicht einmal der König. Genau genommen handelt es sich bei den sogenannten „geheimen Zimmern“ der französischen Königin Marie Antoinette um ein verstecktes zweistöckiges Appartement: Der untere Bereich besteht aus kleinen Salons, einem Speisezimmer, einer Bibliothek sowie einem Billardzimmer. Im oberen Bereich befinden sich kleinere Zimmer für die Kammermädchen und Marie Antoinettes Boudoir.

Hierher zog sich die Königin zurück, um alleine zu sein. (Bild: picturedesk.com/NOEMIE OLIVE / REUTERS / picturedesk.com)
Hierher zog sich die Königin zurück, um alleine zu sein.

Die Königin war nie eine Sekunde alleine

Die Königin persönlich richtete einst diese geheimen Zimmer ein und arbeitete dafür eng mit den Handwerkern zusammen. Jedes einzelne Teil wählte Marie Antoinette aus, über jeden Farbton und jede Stoffart entschied sie. Das Appartement trägt somit ihre persönliche Handschrift.

Die geheimen Zimmer der Königin sagen mehr über Marie Antoinette aus als das exzentrische Hofleben, mit dem sie meist assoziiert wird. Denn diese Zimmer symbolisieren den wahren Luxus einer Frau, die zwar in äußerem Glanz lebte, aber seit ihrer Ankunft in Frankreich keine einzige Sekunde allein sein durfte.

Für königliche Verhältnisse des 18. Jahrhunderts durchaus bescheiden (Bild: picturedesk.com/CHRISTOPHE ARCHAMBAULT / AFP / picturedesk.com)
Für königliche Verhältnisse des 18. Jahrhunderts durchaus bescheiden

Selbst beim morgendlichen Aufstehen war jemand anwesend

Seitdem die Habsburgerin mit 14 Jahren als „Absicherung“ der neuen österreichisch-französischen Allianz mit dem französischen Thronfolger verheiratet worden war, hatte sie kein Privatleben mehr – und das ist wörtlich zu nehmen. Marie Antoinette musste sich morgens vor der Hofgesellschaft aus dem Bett erheben; ranghohe adelige Damen hatten das Recht, bei ihrem Ankleiden anwesend zu sein, und sie musste die Hofaristokratie empfangen, ob sie sie mochte oder nicht, Tag für Tag aufs Neue.

Der Hof von Schloss Versailles: Prächtiger ging es nicht  (Bild: NOEMIE OLIVE / REUTERS / picturedesk.com)
Der Hof von Schloss Versailles: Prächtiger ging es nicht 

Selbst ihr erstes Kind musste Marie Antoinette vor dem versammelten Hof zur Welt bringen – je nach Rang wurden der Hofgesellschaft Plätze im Schlafgemach der Gebärenden zugeordnet. Denn Marie Antoinette war keine Frau mit Recht auf Privatsphäre, sondern das ranghöchste weibliche Symbol des „Ancien Régime“, der absolutistischen französischen Gesellschaftsordnung des 17. und 18. Jahrhunderts. Als solches war sie sprichwörtlich ein „öffentlicher Körper“.

Prunk und Pracht: Alltagsleben in Versailles: Marie Antoinette litt darunter. (Bild: picturedesk.com/LUDOVIC MARIN / AFP / picturedesk.com)
Prunk und Pracht: Alltagsleben in Versailles: Marie Antoinette litt darunter.

Revolutionär: Die Königin zog sich zurück

Kaum war Marie Antoinette im Jahr 1774 an der Seite ihres Mannes Ludwig XVI. Königin geworden, nahm sie sich kraft ihrer neuen Stellung die Freiheit, jene Zimmer, zu denen man über ihr Schlafzimmer gelangte, zu besagtem geheimen Appartement auszubauen. Mit geheim war gemeint: Niemand bei Hof außer ihren Kindern und ihren Hofdamen hatte Zutritt zu den Zimmern. Endlich konnte Marie Antoinette – zumindest zeitweise – unbeobachtet und für sich sein. Es war der ultimative Luxus einer Königin, die kein Recht auf Privatsphäre hatte.

Marie Antoinette hatte sogar eine eigene kleine Bibliothek bei ihren geheimen Zimmern dabei. (Bild: CHRISTOPHE ARCHAMBAULT / AFP / picturedesk.com)
Marie Antoinette hatte sogar eine eigene kleine Bibliothek bei ihren geheimen Zimmern dabei.
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