200 Jahre Piatnik

Spiele-Baron lässt sich in die Karten blicken

Wien
20.12.2024 11:00

DKT, Schwarzer Peter, Activity – bei Piatnik in der Hütteldorfer Straße 229 werden Spieleklassiker seit 200 Jahren am laufenden (Fließ-)Band produziert.

Piatnik – die Wiener Spielkartenfabrik feiert in diesem Jahr ihren 200. Geburtstag. Dieter Strehl leitet das Unternehmen in sechster Generation. 25 Millionen Spielkartenpakete werden pro Jahr verkauft, hinzu kommen drei Millionen Brettspiele und eine Million Puzzles. „Viele glauben, nur Kinder spielen. Dabei sind unsere Hauptabnehmer Erwachsene“, erklärt Strehl.

Spiele in verschiedenen Sprachen werden täglich produziert. (Bild: Jöchl Martin)
Spiele in verschiedenen Sprachen werden täglich produziert.

Produktion in der Hütteldorfer Straße
100 Mitarbeiter halten die Produktion im mehrstöckigen Gebäude am Laufen. Ein Kartenspiel wird binnen zwei Tagen produziert. Von der Druckvorlage über das Schneiden und Stapeln bis hin zur Verpackung.

Die Herstellung in Billigländer in Asien auszulagern, kam für Strehl nie in Frage. „Wir produzieren, lagern und versenden die Spiele von der Hütteldorfer Straße. Unsere Hauptabnehmer sind in Europa, wir sind also näher am Kunden dran“, schildert der Unternehmer. Zudem betrage die Vorlaufzeit in Asien sechs Monate, in Wien sind es zwei. Strehl: „So können wir schneller auf Trends reagieren.“

Am Fließband wird eine Brettspielschachtel nach der anderen bestückt. Auch die Kartenspiele werden im 14. Bezirk produziert (Bild: Jöchl Martin)
Am Fließband wird eine Brettspielschachtel nach der anderen bestückt. Auch die Kartenspiele werden im 14. Bezirk produziert
(Bild: Jöchl Martin)
(Bild: Jöchl Martin)

Unkompliziert kommt an
200 neue Spiele bringt Piatnik jedes Jahr auf den Markt. Einige werden zu riesen Erfolgen, wie Activity, Smart 10 oder Rummiklub, andere verschwinden gleich wieder in der Versenkung. „Die beliebtesten Spiele sind jene, die unkompliziert sind“, weiß der Experte. Obwohl so manche Ausnahme auch diese Regel bestätige.

Spieleentwickler schicken ihre Prototypen an Piatnik, wo sich schließlich ein Team überlegt, ob und wie man es auf den Markt bringen könnte. Gelingt dies, wird ein Lizenzvertrag abgeschlossen.

Analoge Spiele so beliebt wie nie
„Brettspiele stehen nicht vor dem Aussterben“, betont Strehl. Im Gegenteil. Heuer verzeichne man wahrscheinlich das beste Jahr der Geschichte. „Die einen gehen gerne segeln, andere organisieren einen Spieleabend.“ Analoge Spiele hätten einen Wert an sich, sagt Strehl. Kinder würde lernen, zu verlieren, hinzu komme die soziale Interaktion, die aufgrund der sozialen Medien am Handy immer mehr verloren gehe.

Und was spielt der Chef einer Spielwarenfabrik eigentlich selber gerne? „Das ist ganz klar: Tarock.“

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