Reaktionen auf Pelicot
Urteil ist „wichtiges Signal für Gewaltbetroffene“
Am heutigen Donnerstag ist Dominique Pelicot wegen der schweren Vergewaltigung seiner Ex-Frau zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Auch für alle weiteren 50 Mitangeklagten gab es Schuldsprüche. Der Fall wurde von einer großen Öffentlichkeit verfolgt, alleine etwa 180 Medien aus aller Welt waren bei dem Prozess anwesend.
Wie berichtet, hatte Pelicot seine damalige Ehefrau Gisèle über fast zehn Jahre hinweg immer wieder mit Medikamenten betäubt, sie vergewaltigt und auch Dutzenden Fremden im Internet zur Vergewaltigung angeboten. Er gestand vor Gericht. Der Fall kam eher zufällig ans Licht: Der 72-Jährige war im September 2020 festgenommen worden, weil er Frauen im Supermarkt unter den Rock gefilmt hatte. Polizistinnen und Polizisten untersuchten den Computer des Franzosen und entdeckten daraufhin Hunderte Fotos und Videos von den Straftaten an seiner damaligen Ehefrau.
Gisèle Pelicot soll gar ungefähr 200 Mal vergewaltigt worden sein. Das Verfahren lief seit September und hatte weltweit für Aufsehen gesorgt. Am heutigen Donnerstag wurde Dominique Pelicot zu 20 Jahren Haft verurteilt. Er wurde nicht nur wegen Vergewaltigung, sondern auch wegen heimlicher Aufnahmen seiner damaligen Frau, Tochter und Schwiegertöchter schuldig gesprochen. Am Ende seiner Haftzeit soll über eine mögliche Sicherungsverwahrung entschieden werden. Ob er in Berufung gehe, sei noch nicht entschieden, teilte die Anwältin nach der Verkündung des Urteils mit.
„Vergewaltigungen betreffen Frauen überall“
Die Mitangeklagten bekamen Haftstrafen zwischen drei und 15 Jahren. Niemand der 50 Männer wurde freigesprochen. „Jeder hat in seinem Maß, auf seinem Niveau zu dieser Monstrosität, zu diesem Martyrium dieser Frau beigetragen“, sagte Nebenklageanwalt Antoine Camus. „Vergewaltigungen betreffen Frauen in der ganzen Welt. Deshalb schaut auch die ganze Welt auf das, was hier passiert“, meinte Ghislaine Sainte Catherine von der feministischen Vereinigung Les Amazones d‘Avignon. Diese hatte zuvor gefordert, dass das Urteil exemplarisch sein müsse.
Kinder hätten härtere Strafen wollen
Ist es das nun? Die drei erwachsenen Kinder des Ex-Paares zeigten sich „enttäuscht“, ihrer Ansicht nach seien die Strafen zu „niedrig“. Auch einige feministische Organisationen teilen diese Ansicht. „Der Kampf gegen Straflosigkeit ist noch lange nicht beendet“, hieß es bei einer etwa in einer Erklärung.
Hier sehen Sie ein Statement von Frankreichs Premierminister.
Gisèle Pelicot sei „zur Figur der Gewalt gegen Frauen geworden“, schrieb Frankreichs Premierminister François Bayrou am Donnerstagabend auf der Plattform X. Der Kampf verpflichte „uns alle“ und müsse fortgesetzt werden. Auch aus Österreich kamen bereits die ersten Reaktionen auf das Urteil aus Avignon von politischer Seite. Es sei ein „wichtiges Signal an alle von Gewalt betroffenen Frauen“, sagte SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner am Donnerstag in einer Aussendung. „Gisèle Pelicot hat mit ihrem großen Mut, diesen Prozess öffentlich zu machen, gezeigt, dass es sich lohnt, Täter vor Gericht zu bringen. Die Scham liegt bei den Tätern und nicht bei den Frauen, die jahrelang missbraucht und vergewaltigt werden.“
Grüne: „Allgegenwärtig und banalisiert“
Ähnlich äußerte sich Meri Disoski, Frauensprecherin der Grünen: „Die schockierende Brutalität, mit der Dominique Pelicot im Internet anderen Männern Gisèle Pelicot zur Vergewaltigung angeboten hat und die Tatsache, dass mindestens 74 Männer von diesem Angebot Gebrauch machten und Frau Pelicot vergewaltigten, führt uns vor Augen, wie allgegenwärtig und banalisiert sexualisierte Gewalt gegen Frauen immer noch ist.“ Die Schuldsprüche würden „untermauern, dass es in einem Rechtsstaat keine Toleranz für Gewalt gegen Frauen gibt.“
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