„Schildbürgerstreich“

Absurd! Spike-Verbot auf Laufbahn sorgt für Ärger

Das Verbot von Spikes-Schuhen „ist so, als würde man ein Hallenbad öffnen und dann ein Schild aufstellen, dass Schwimmen verboten ist“ ...

(Bild: APA/dpa/Sven Hoppe; Alwin J. Wagner )

Ein veritabler Schildbürgerstreich hat dieser Tage für Aufregung in Deutschlands Leichtathletik gesorgt: Einer hoffnungsvollen Nachwuchs-Athletin ist das Sprint-Training auf der Laufbahn im Melsunger Waldstadion verboten worden! Der Grund erscheint an Absurdität kaum zu überbieten: Denn die Nutzung von Schuhen mit Spikes, mit die wichtigsten Hilfsmittel der Sprinter, ist dort nicht erlaubt. Also auf einer Laufbahn, die per Definition eben auch zum Training für Sprints da ist …

Diese irritierenden Zustände machte dieser Tage Alwin Wagner, der Trainer von Vivian Groppe, öffentlich. Denn als die 20-Jährige, im Jahr 2021 U18-Staatsmeisterin über 200 Meter und aktuell im Perspektivkader für Olympia 2028, vor Kurzem von einem mehrmonatigen Aufenthalt in den USA nach Deutschland zurückkehrte und mit ihrem langjährigen Trainer in Melsungen einige Sprint-Trainings abhalten wollte, wurde man von einem Verbotsschild böse überrascht.

Auf einer Ebene mit Hunden und High-Heels-Trägerinnen
So wie Hunden und Trägerinnen von High-Heels war den Schildern entsprechend auch mit Spikes-Schuhen ausgerüsteten Läufern die Bahn-Nutzung verboten. „Ich hatte für die ersten Trainings den Fokus auf einen explosiven Start aus den Blöcken gelegt, um ihre Beschleunigung zu optimieren“, so Wagner gegenüber SEK-News.

„Spikes helfen, die Explosivkraft direkt und effizient auf den Boden zu übertragen, was einen kraftvollen und schnellen Start ermöglicht.“ Das Verbot von Spikes-Schuhen „ist so, als würde man ein Hallenbad öffnen und dann ein Schild aufstellen, dass Schwimmen verboten ist“, so Wagner.

Ist alles nur ein Missverständnis gewesen?!
Immerhin: Der öffentliche Aufschrei war laut und eindringlich genug, die Verantwortlichen offenbar zum Umdenken zu bewegen. Das Verbot ist jedenfalls Geschichte – und überhaupt sei alles nur ein Missverständnis gewesen.

Inzwischen wurden die eigentlich nur für Kunstrasenplätze vorgesehenen Schilder provisorisch geändert, Spikes-Schuhe sind damit wieder erlaubt. Rein formal dürfte man nun freilich auch wieder mit High-Heels über die Bahn stolzieren, aber das ist wohl eine andere Geschichte …