Pflöcke einschlagen. Mühsame Verhandlungen? Das wäre im Zusammenhang mit der Bildung der türkis-rot-pinken Vielleicht-Koalition noch ein Hilfsausdruck. Gut 60 Themen, so hört man, seien beinahe drei Monate nach der Wahl noch immer strittig, darunter das tiefe Budgetloch oder ein Plan, wie man aus dem Wirtschaftstief herausfinden könnte. Das Procedere auf dem Weg zur Zuckerl-Koalition sei eine Fehlkonstruktion, kritisiert heute in der „Krone“ Innenpolitik-Leiterin Ida Metzger. „Statt passiv abzuwarten, was aus 33 Verhandlungsgruppen den Weg nach oben findet und ob sich daraus eine Reformerzählung zimmern lässt, hätte man den Prozess umgekehrt ansetzen müssen“, schreibt sie. In Krisenzeiten brauche es keine 300 Verhandler. Vielmehr benötige es „drei Parteichefs, die zuerst die inhaltlichen Pflöcke einschlagen und dann die Unterverhandler auf den Weg schicken.“ Kein Wunder, wenn sich mehr und mehr das Bild verfestigt, dass sie zum Einschlagen solcher Pflöcke nicht imstande wären.
Wie du mir… Auf der einen Seite der Bundespräsident, der sich allerspätestens durch seine Entscheidung, FPÖ-Nationalratswahlsieger Herbert Kickl nicht mit Regierungsverhandlungen zu beauftragen, zur Negativzielscheibe aller Blauen, ihrer Sympathisanten, aber auch vieler Nicht-FPÖ-Wähler entwickelt hat. Auf der anderen Seite der erste blaue Landeshauptmann seit Jörg Haider, der allererste FPÖ-Landeshauptmann in einem Bundesland außerhalb Kärntens. Würde es bei der Angelobung von Mario Kunasek in der Hofburg also knistern? Oder gar krachen? Nein, Alexander Van der Bellen ist kein „Kracher“. Aber würde er es sich entgehen lassen, bei der Angelobung des aktuell höchstrangigen FPÖ-Politikers wenigstens spitze Bemerkungen gegen die Blauen abzufeuern? Oder zumindest zwischen den Zeilen lesen und hören lassen, was er von den Freiheitlichen hält – oder nicht hält? Ex-Soldat Kunasek steht am Donnerstag soldatisch vor dem Präsidenten, der ihn mit freundlichen Worten in sein neues Amt begleitet. Nur anmerkt, er möge die Vielfalt der Steiermark wahren. Vor dem offiziellen Akt waren der Ex-Grüne und der Blaue hinter der roten Tapetentür verschwunden. Wie es heißt, wurde geplaudert und man hat wohl das eine oder andere Zigaretterl geraucht. Nein, Van der Bellen kann auch mit Blauen ganz anders als mit Herbert Kickl – so wie viele Politiker und viele Nicht-Politiker. Es gilt wie im ganz normalen Leben: Wie du mir, so ich dir. Und das gilt für BEIDE Seiten.
Kommen Sie gut durch den Freitag!
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