Die Spionagetätigkeiten des Ex-Wirecard-Managers Jan Marsalek ziehen immer größere Kreise. Wie nun bekannt wurde, soll eine Agenten-Zelle rund um den nach Russland getürmten Spion auch unsere innerste Sicherheit im Visier gehabt haben. Neben dem DSN-Chef wurde etwa auch eine bekannte Chefredakteurin ausspioniert.
Publik wurde der brisante Fall am Freitag aufgrund eines Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft (StA) Wien. Wie das „Profil“ und die „Süddeutsche Zeitung“ aufdeckten, soll eine bulgarische Bande von Marsalek angestiftet worden sein, prominente Persönlichkeiten in Österreich auszuspionieren.
Staatsschützer im Auge der Spione
Konkret soll der internationale Agentenring niemand geringeren als den Direktor der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), Haijawi-Pirchner, bespitzelt haben. Dazu noch zwei weitere Staatsschützer, der frühere Landespolizeikommandant von Wien und nunmehrige ÖVP-Landesparteiobmann Karl Mahrer sowie der einstige Kabinettschef eines Innenministers.
Aber auch die bekannte Ex-„Presse“-Journalistin und nunmehrige „Profil“-Chefredakteurin Anna Thalhammer soll Ziel der Marsalek-Bande gewesen sein.
Bulgarin will von Spionage nichts wissen
Als wesentliches Mitglied der Bande wurde eine in Wien lebende Bulgarin ausgekundschaftet. Sie soll sich etwa mehrfach in der Nähe des Redaktionsgebäudes der „Presse“ aufgehalten haben und Aufträge von anderen Mitgliedern der Bande – die mittlerweile zu großen Teilen in Großbritannien vor Gericht steht – erhalten haben.
Frau dachte, sie arbeitet für Interpol
Die Bulgarin streitet die Vorwürfe laut der Recherchen auch gar nicht ab, sie habe jedoch gedacht, dass sie dabei legal gehandelt hat. Zuerst sei ihr erzählt worden, es handle sich um ein studentisches Projekt, danach änderte sich die Erklärung in der Hinsicht, dass die Hinterleute angeblich im Auftrag von Interpol gegen den bulgarischen Investigativjournalisten Christo Grosew agieren.
Die Frau wehrt sich daher gegen den Vorwurf der Spionage – und bleibt vorerst unter Auflagen auf freiem Fuß, obwohl die Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft beantragt hatte.
MI5 lieferte wichtige Informationen
Die Marsalek-Gruppe operierte von Großbritannien aus – nachdem dort mehrere Mitglieder festgenommen wurden, gab es auch bereits zwei Geständnisse. Drei weitere Personen stehen noch in London vor Gericht. Laut „Profil“-Informationen kam der nunmehrige Österreich-Tipp direkt vom britischen Geheimdienst MI5, der 80.000 Chat-Nachrichten der Marsalek-Bande sichergestellt hat, die nun von verschiedenen Ermittlungsbehörden in Europa ausgewertet werden
Marsalek-Gruppe immer noch bei uns aktiv?
Marsalek habe „mit der Unterstützung lokaler Gruppen in Österreich“ Informationen gesammelt, diese wurden dann in Berichten zusammengefasst und nach Russland weitergeleitet, zitiert das Blatt aus dem Bericht der Staatsanwaltschaft. Die heimischen Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass es immer noch aktive nachrichtendienstliche Zellen in Österreich gibt, die von Marsalek gelenkt werden.
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