Bulgarischer Künstler
Er wollte in die USA und landete in Mariazell
Stou Georgiev wollte einst von Bulgarien nach Amerika auswandern, er landete aber in Mariazell. Dort nimmt der Künstler und Steinbildhauer auch gerne am Adventmarkt teil.
Stou Georgiev sitzt in einem Sessel im Mariazeller Raiffeisensaal und zeichnet. Ganz locker erzählt er nebenbei über seine Ausbildung und dass er als Straßenkünstler in Bulgarien in den 1980ern gute 20 Deutsche Mark (damals ein Monatslohn in Bulgarien!) für eine Porträtzeichnung bekommen habe – bei einem Tageswerk von etlichen Porträts war Georgiev quasi ein Großverdiener.
Neben ihm an der Wand in der adventlichen Mariazeller „Handwerkstraße“ hängen mehrere Ölbilder von Ansichten des Wallfahrtsorts: stimmungsvoll im Sonnenuntergang oder eine ruhige Winterdarstellung rund um die Basilika.
Die Kunst ist sein Lebensinhalt
Die Kunst ist Lebensinhalt des geborenen Bulgaren, der vor rund 35 Jahren sein Heimatland, wo er fünf Jahre lang ein Kunstgymnasium besucht hatte, verließ. Ein kurzes Intermezzo in Malta folgte. Georgiev verdiente gut – aber: „Nur Steine, Äste und Sand! Für einen Künstler passt diese Landschaft nicht. Und wenn du dir dort ein Auto kaufst, hat es nach einem Jahr Löcher von der salzigen Luft!“ Außerdem gab es auf Malta eine nicht unbeachtliche kommunistische Strömung, und „wo Kommunismus ist, dort will ich nicht sein!“
Ursprünglich war Georgievs Lebensziel der Sprung über den großen Teich gewesen: Ein Onkel in Amerika besaß eine Möbelfirma, hätte dort einen Holzschnitzer gebraucht. Es winkten ein guter Job, tolle Bezahlung, eine große Wohnung. Stou Georgiev büffelte Englisch und bereitete sich vor.
Der Bulgare hat sich in Österreich verliebt
Aber als er nach Traiskirchen kam, da „habe ich diese Landschaft gesehen: Grün, Berge – für einen Künstler ist das der beste Platz! Von dort kam ich nach Fischbach, habe Deutsch gelernt, ein Monat lang zehn Stunden am Tag Vollgas.“
In Mariazell, bei der Grabsteinfirma Matschy, bekam er seine erste Stelle. Georgiev arbeitete an Renovierungsarbeiten des Basilika-Mittelturms mit, war gut ausgelastet. Später machte er sich selbstständig. Auch heute noch ist sein Hauptjob die Beschriftung von Grabsteinen.
Ende der 1990er-Jahre kam Stou Georgiev auf die Idee, Kalender mit Mariazell-Ansichten zu machen. Unzählige Stunden saß er im Ort und zeichnete, kam dabei auch mit vielen Passanten ins Gespräch. Und auch heute noch zieht er direkten Meinungsaustausch Ausstellungen in Galerien vor.
Georgiev wird im kommenden Jahr in Pension gehen. Dann wird er sich ganz seiner Kunst widmen können, deren Richtung für ihn schon feststeht: Es geht hin zur Abstraktion.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.