Ein Notarzt, der daheim im Home Office sitzt – das geht seit 1. Dezember in Mattighofen, St. Georgen im Attergau, Weyer sowie in Steyr. In diesen vier Regionen startete das Rote Kreuz OÖ das Pilotprojekt „Tele-Notarzt“. EKG, Blutdruck und Sauerstoffwerte werden quasi via WhatsApp an Mediziner übertragen.
Wie das funktioniert, erklärt Berndt Schreiner. Der gebürtige Freistädter ist Chefarzt des Roten Kreuzes NÖ, wo das System schon seit vier Jahren läuft. „Wenn die Sanitäter bei einem Patienten sehen, der hat Brustschmerzen, und der Fall ist nicht ganz klar, dann rufen sie beim ,Tele-Notarzt’ an“, schildert Schreiner den Ablauf.
„Sie starten eine App auf dem Smartphone. Die ist wie WhatsApp, dort sehe ich als ,Tele-Notarzt’ das EKG und die Sauerstoffsättigung. Dann kann ich die Kollegen beraten und sagen: ,Ja, der kommt in die interne Aufnahme’ oder ,Nein, bitte holt euch einen Notarzt, der hat einen Herzinfarkt’.“
Hilft bei Personalsituation
Das System habe mehrere Vorteile, sagt Schreiner: „Innerhalb weniger Minuten ist so das notärztliche Wissen beim Patienten. Bei kritischen Fällen können wir auch so lange digital unterstützen, bis der Notarzt da ist.“ Zudem helfe das Projekt bei der angespannten Personalsituation: „Das Home Office für uns ist der ,Tele-Notarzt’. So schaffen wir es heute, Personal zu finden.“
In nur circa 20 Prozent der Fälle wird der Notarzt vor Ort auch wirklich gebraucht. In vielen anderen reicht es, das Wissen zu transferieren.
Berndt Schreiner, Leiter des Projekts Tele-Notarzt
Bisher drei Einsätze
Seit September ist der „Tele-Notarzt“ beim Roten Kreuz bundesweit rund um die Uhr besetzt. In OÖ befindet sich das System erst im Aufbau. Bisher gab es drei Einsätze: Bei einem empfahl der „Tele-Notarzt“, den Patienten zuhause zu belassen. Die anderen beiden wurden ins Spital eingeliefert.
Im ersten Moment mag es komisch klingen, wenn der Notarzt nicht mehr persönlich vorbeikommt. Doch wieso nicht die Vorteile der modernen Technik nutzen?
Statt durch das halbe Bundesland von einem Einsatz zum nächsten zu jagen, können sich die Lebensretter sekundenschnell mit den Patientinnen und Patienten verbinden, sogar mit ihnen sprechen. In Zeiten von Fachkräftemangel ist das auf kurz oder lang wohl auch eine wortwörtliche Überlebensstrategie. Denn mir ist es lieber, der fachkundige Notarzt berät mich übers Handy, als dass es gar keinen mehr gibt.
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