ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher nimmt nach den anhaltend miserablen Weltcup-Ergebnissen des Biathlon-Männerteams die Athleten in die Pflicht. Angeblich unzureichend präparierte Ski lässt Stecher nicht als Ausrede gelten. Sollte die Talfahrt anhalten, werde man auch die Trainer hinterfragen, so Stecher gegenüber der APA.
Dass die in Hochfilzen und zuletzt in Frankreich besonders schlechten Laufzeiten auf die Skipräparierung geschoben werden, will Stecher nicht hinnehmen. „Es ist nicht das erste Mal, dass es im Biathlon in Richtung Materialdiskussion geht. Man hat in den letzten drei Jahren dreimal das Serviceteam ausgewechselt, es ist aber nicht anders geworden. Wenn ich gewisse Laufzeiten von einzelnen Athleten anschaue, die von Jahr zu Jahr weiter weg sind von der Spitze – da kann man nicht einfach hergehen und sagen, die Ski waren schlecht, das ist mir dann zu wenig“, sagte Stecher ohne Namen zu nennen.
Gleiches Team, gleiche Voraussetzungen
Der ehemalige Weltklasse-Kombinierer verwies darauf, dass es in den anderen Sparten mit ähnlichen Ressourcen keine Materialdiskussionen gebe. „Es ist interessant, dass es in der Kombination wirklich gut funktioniert und auch im Speziallanglauf super funktioniert, die arbeiten mit den gleichen Möglichkeiten.“ Beispielsweise sei das Wachslerteam beim Kombinationsweltcup in Ramsau identisch mit jenem in Hochfilzen gewesen. Stecher betonte weiters, dass man allen Disziplinen bestmögliche Voraussetzungen biete. „Auch, was die Ski anbelangt.“
Klaffendes Loch im Unterbau
Den bald 42-jährigen Simon Eder („Von ihm kannst du keine riesengroßen Sprünge mehr erwarten, da wird das Level einfach zu halten sein“) nahm Stecher aus seiner Kritik aus. Grundsätzlich sei aber schon zu bedenken, dass Österreich im Biathlon den weltcuptauglichen Nachwuchs betreffend leider nicht aus dem Vollen schöpfen könne. „Man muss schon realistisch sehen, was hat man von den Leuten her.“ Der nötige Unterbau fehle derzeit, weshalb Geduld gefragt sei. „Das Problem ist, dass wirklich ein großes Loch klafft. Dass man, wenn man gut arbeitet, letztlich noch einige Jahre brauchen wird, um wieder einigermaßen in der Weltspitze mitspielen zu können.“
Trainerdiskussion wohl unumgänglich
Ob der Weg weiterhin mit dem derzeitigen Betreuerpersonal um Männer-Cheftrainer Vegard Bitnes gegangen wird, ist fraglich. Stecher schließt Trainerwechsel nach der Saison nicht aus. „Wenn man diese Leistungen weiter so bringt, muss man natürlich auch das hinterfragen, das ist ganz klar. Wenn es so bleibt, dann muss man definitiv auch in diese Richtung nachdenken.“ So oder so müsse bis zur Heim-WM 2028 die Rückkehr in die erweiterte Weltspitze gelingen, so Stecher.
Auf das Frauen-Team haut Stecher nicht hin
Das Potenzial für Spitzenergebnisse haben die Frauen um Lisa Hauser und Anna Gandler bereits jetzt. Auch von der kürzlich in den Weltcup eingestiegenen Anna Andexer erwartet Stecher in Zukunft viel. „Bei den Damen ist das Potenzial wirklich da, das kann ein gutes Team sein“, sagte Stecher. Die zuletzt großteils wenig berauschenden Ergebnisse von Hauser und Gandler müssten differenziert gesehen werden. „Man darf nicht auch da mit dem Deckel draufhauen und sagen, das ist schlecht, sondern in Ruhe analysieren, über Weihnachten drüberschauen, gute Trainings machen und befreit im neuen Jahr durchstarten.“ Detaillierte Analysen und eine dementsprechende Reaktion erwarte er natürlich auch bei den Männern, so Stecher.
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