Bereits zwei Wochen vor Weihnachten hatte uns Alexander Van der Bellen in Sachen Regierungsbildung alle Hoffnungen an das Christkind zerstört, als er im legendären „Gassi-Interview“ mit seinem Hund Juli zu den Fortschritten der Verhandlungen zur türkis-rot-pinken Zuckerl-Koalition gemeint hatte, er gehe von einem Abschluss der Verhandlungen nicht vor Weihnachten, sondern „irgendwann im Jänner“ aus und nachgesetzt hatte: „Das wär’ normal.“ Dieses so seltsame wie kurze Statement unter dem Regenschirm vor der Hofburg hatte für einige Irritationen gesorgt. Jetzt, in seiner Weihnachtsbotschaft an die Chefredaktion, äußert sich Van der Bellen neuerlich zu den Fortschritten bei der Koalitionsbildung. Man kann sagen: er nähert sich dem Thema, indem er Kreise zieht. Er schreibt: „Österreich ist ein Land der Forschung, des Handwerks, der Detailliebe. Die Menschen in diesem Land finden immer wieder neue Antworten und überraschende Ideen. Sie legen erst dann den Stift beiseite, wenn die bestmögliche Lösung auf dem Tisch liegt. Und selbst dann wird stetig nachjustiert, wo es geht.“ Und das könne manchmal dauern, aber es zahle sich aus, findet der Bundespräsident, um dann zu formulieren: „Im Moment wird zum Beispiel gründlich an einer neuen Regierung geschliffen und gefeilt. So lange wie nötig, so kurz wie möglich.“ Und er appelliert, wir sollten nicht vergessen, dass Gründlichkeit einen Wert hat. „Unsere Zukunft soll schließlich auf starken und tragfähigen Beinen stehen.“ Und so wendet er sich direkt an die Leser und lässt sie wissen: „Trotz allem, was uns im Moment sorgt, bin ich überzeugt, wir bekommen das hin.“ Es ist eine Zuversicht, die längst nicht alle teilen…
Mit gutem Schmäh. Wenig optimistisch zeigt sich neuerlich auch „Krone“-Politik-Insider Claus Pándi. Er erinnert daran, dass die Verhandler der neuen Regierung tagelang von Defizit, Konsolidierung und vom Budget redeten, und wie viele Milliarden der Staat einsparen müsse. Pándi schreibt: „Und das brave Volk nickt und denkt sich artig: Na gut, kein Wunder nach den teuren Fehlern in der Wirtschaftspolitik. An den Wunderkuchen des Herrn Bundeskanzlers hatte ohnehin nie jemand geglaubt.“ Um sich zu fragen, ob wenigstens jetzt jemand zuversichtlich stimmende Pläne für Österreich hätte. Wenn es nicht mehr so weitergehen könne wie bisher, wie Karl Nehammer gerne sagt, was soll dann aus Österreich werden? Die Varianten, die unserem Autor einfallen: „Ein Alpen-Disneyland für reiche Erholungsuchende aus aller Welt? Ein Hochsteuerland? Ein Auswanderungsland? Ein Museum für alte Autos? Ein Naturlehrpfad für Frühpensionisten? Ein Paradies für Beamte?“ Bisher, meint Pandi, „haben wir uns mit gutem Schmäh über die Runden gerettet.“ Aber der werde leider nicht reichen, wenn Österreich mehr sein wolle als ein Dienstleister der global erfolgreichen Elite. Nein, es müsste längst Schluss mit lustig gelten.
Kommen Sie gut durch den Montag!
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