Pfandhäuser haben in der Weihnachtszeit Hochsaison. Auch immer mehr Vorarlberger nutzen das Angebot fürs schnelle Geld. Doch die grundlegenden Probleme werden damit nicht gelöst.
Die Lieben wollen beschenkt werden, ein Festessen muss auf den Tisch – Weihnachten ist nicht nur das Fest der Freude, sondern auch des Konsums. Wer es übertreibt oder unbedingt mehr ausgeben will, als er hat, dem können schnell die Kosten davonlaufen – deshalb boomen gerade an Weihnachten Raten- und Kreditkartenzahlungen.
Immer mehr Vorarlberger nutzen zudem die Möglichkeit, sich beim Pfandleiher Geld zu holen. Schmuck, Uhren, Goldmünzen, ein Smartphone oder andere technische Geräte können vorübergehend die Leere in der Geldtasche mit Barem füllen. „Generell ist um die Weihnachtszeit ein Anstieg zu bemerken, da viele unserer Kunden ein Pfanddarlehen für eine kurze Überbrückung nutzen“, berichtet Michael Holubowsky vom Pfandleihhaus Dorotheum, das auch im Messepark in Dornbirn eine Filiale betreibt.
Bares binnen weniger Minuten auf die Hand
Demnach verzeichne das Pfandhaus in Vorarlberg an Weihnachten eine Zunahme an Kunden von rund zehn Prozent. Es gebe mehrere Gründe dafür, warum sich die Kunden des Dorotheums eher für einen Pfandkredit als für einen Bankkredit oder andere Finanzierungsmöglichkeiten entscheiden, so Holubowsky: „Eventuell ist das Konto bereits belastet.
Ein Pfandkredit ist außerdem unbürokratisch – es wird nur eine Legitimation und ein Alter von 18 Jahren verlangt, zudem muss eine Insolvenzabfrage getätigt und nachgewiesen werden, dass der abgegebene Gegenstand Eigentum des Verpfänders ist. Fünf Minuten später hat man das Bargeld in den Händen oder auf dem Konto.“ Im Durchschnitt werden bei Schmuck laut Holubowsky Darlehen von rund 800 Euro bezogen.
Generell ist um die Weihnachtszeit ein Anstieg zu bemerken, da viele unserer Kunden ein Pfanddarlehen für eine kurze Überbrückung nutzen.
Michael Holubowsky, Dorotheum
Bild: Dorotheum/Thomas Schwentner
Wofür man wie viel Geld bekommt, ist von Pfandleiher zu Pfandleiher unterschiedlich. Beim Dorotheum in Dornbirn wird bei Technikgeräten ein Darlehen zwischen 40 und 60 Prozent des aktuellen Werts gewährt – je nach Modell und Marke.
Für die Ermittlung eines Schmuckpfands sind verschiedene Faktoren entscheidend: Reinheit, Zustand, Materialwert, Gewicht und so weiter. Das Darlehen beträgt zwischen 60 und 80 Prozent des realisierbaren Wertes. Die Laufzeit ist abhängig von der Art des Darlehens. Es bleibt in der Regel aber bis zu fünf Monate Zeit, das Pfand wieder auszulösen – oder gegebenenfalls die Frist erneut zu verlängern.
Die Rückzahlungsquote ist laut Holubowsky hoch. Rund 90 Prozent der Kunden würden ihre verpfändeten Gegenstände wieder abholen. „Da unsere Finanzdienstleistung ein zusätzliches Produkt am Finanzmarkt darstellt und für kurze Überbrückung von finanziellen Engpässen benutzt wird, werden die Pfanddarlehen oft mit anstehenden Zahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld wieder zurückbezahlt.“
Die meisten lösen ihre Wertsachen wieder aus
Geld einsacken und weg – so einfach geht es dann aber doch nicht. Es gibt gewisse Rahmenbedingungen, die es zu beachten gilt. „Natürlich wird auf unsere Zinsen und Gebühren hingewiesen.“ Pro Halbmonat werden 0,5 Prozent Darlehenszinsen sowie 1,25 Prozent Gebühren für die Bewertung, Verwahrung und sichere Lagerung der Wertgegenstände verrechnet. Des Weiteren fällt eine Gebühr für die Ausfertigung des Pfandscheines an.
Die Kunden haben fünf Monate Zeit, ihre Gegenstände wieder auszulösen. Die Frist kann aber noch einmal verlängert werden. „Es müssen nur die davor angefallenen Zinsen und Gebühren bezahlt werden und dann hat man wieder fünf Monate Zeit, um das Darlehen zu begleichen.“ Die durchschnittliche Pfanddauer beträgt rund drei Monate.
Falls jemand das Pfand nicht zurückzahlen kann oder will, wird der Gegenstand versteigert oder über einen Juwelier verwertet. Schuldenberater stehen Pfandkrediten generell kritisch gegenüber. Da der Kredit durch den verpfändeten Gegenstand gedeckt ist, besteht im Gegensatz zu Ratenkrediten oder Kreditkarten aber zumindest keine direkte Gefahr einer weiteren Verschuldung.
Zinsen und Gebühren bei Pfandkrediten können im Vergleich zu anderen Kreditformen jedoch sehr hoch sein und die finanzielle Belastung weiter verschärfen. Das Hauptproblem: Ein Pfandkredit löst nur kurzfristig finanzielle Engpässe und behebt keine grundlegenden Probleme wie Einkommenslücken oder Überschuldung. Dieser Risiken sollte man sich bewusst sein!
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