Lieben Sie auch diese magische Zeit, wenn wie von Zauberhand weiße zarte kleine Schneeflocken still vom Himmel fallen? Bei der Kinderuni Wien kommen die wunderbaren Kristalle aus dem Computer – und der Stickmaschine. Weihnachten mit „TurtleStitch“: Wir haben uns das angeschaut.
Emsiges Treiben im „Docks“, dem Veranstaltungsraum der Kinderuni Wien: Die Sprösslinge sind mit Scherenschnitt beschäftigt – und mindestens ebenso eifrig auch ihre Eltern. Doch der Scherenschnitt ist nur der leichte Einstieg: Im Workshop später wird es noch um einiges kniffliger.
Und tatsächlich, als Künstlerin Andrea Mayr-Stalder den Kids erklärt, was „TurtleStitch“ ist und wie es funktioniert, reißen nicht nur die Kleinen die Augen weit auf. Programmieren und sticken zusammen – nein, das haben bisher nicht einmal die Erwachsenen gekannt.
Vom Staunen über zwei Welten
Wie, was? Wo kommt das her, fragen auch wir nach. Für Künstlerin Andrea Mayr-Stalder kommt die Frage nicht überraschend. „Zu Beginn – das war gegen Ende der Nullerjahre – stand mein Staunen: eine Stickmaschine mit Betriebssystem“, erzählt sie: „Es kam mir vor, als seien hier zwei Welten aufeinandergetroffen – Textiles Gestalten und Coding.“
Zu Beginn war das Staunen: eine Stickmaschine und ein Betriebssystem. Es kam mir vor, als seien hier zwei Welten aufeinandergetroffen – Textiles Gestalten und Coding.
Künstlerin Andrea Mayr-Stalder, Kinderbüro Uni Wien
Bild: Jöchl Martin/Martin Jöchl
Nach einigem Experimentieren entstand ein internationales Bildungsprojekt; 2014 im Internet unter turtlestitch.org als OER-Angebot – sprich: frei zugängliches Lehr- und Lernmaterial – veröffentlicht. Letztlich ist TurtleStitch „ein Programm bzw. eine App, die ermöglicht, den Fadenlauf einer Stickmaschine zu definieren“, erklärt Mayr-Stalder.
Schildkröte wandert nach Programmierung
„Oh!“, „Wow!“, „Schau!“, tönt es dann tatsächlich laut von den Zuschauerreihen, als Mayr-Stalder auf einer großen Leinwand eine Schildkröte mittels Programmiercodes so wandern lässt, dass eine Schneeflocke entsteht. Trip, trap, hin, her und ums Eck – mit jedem Feld, das die Schildkröte im Computersystem weiterwandert, wächst der Schneeflocke z.B. ein Kristallarm mehr.
Die kleine Romy (4) hat sich das Ganze bisher stillschweigend abwartend angeschaut, mit einem Finger im Mund – plötzlich aber platzt es aus der Kleinen lauthals heraus: „Das sieht aus wie Kaki von der Schildkröte!“ Alles lacht. Doch zum Glück sieht es nur auf dem Computer so aus. Nach der kurzen Erklärung schreiten die Kids selbst zur Tat: Am Laptop darf nun jede Familie eine Schildkröte laufen lassen und so ihre ganz persönlichen Schneeflocken kreieren.
Dabei wird geschnattert und diskutiert, wie das Flocken-Muster aussehen soll – und nicht immer sind sich Klein und Groß hier einig. Dann geht es weiter zur nächsten Station: Stoff aussuchen, einspannen und ab zur großen oder kleinen Stickmaschine, je nachdem, welche gerade frei ist. Die Kids sind interessiert dabei.
Zack, und schon ist das Meisterwerk fertig
Ida (7) sitzt bereits am Tisch und schneidet ihre Flocke aus. Jetzt noch ein Band durchziehen – und fertig ist das Meisterstück! Auch Mama Manuela, Papa Michael und Schwesterchen Romy sind beim Probeaufhängen auf dem Christbaum der Kinderuni begeistert.
Was ihr am Workshop am besten gefallen hat, wollen wir wissen. Ida überlegt kurz und flüstert dann mit strahlenden Augen: „Dass wir den schönen Anhänger mit der Schneeflocke mit heimnehmen dürfen!“
Kinderuni Wien ermöglicht Kontakt mit Forschenden
Darüber muss auch Karoline Iber, Geschäftsführerin des Kinderbüros der Uni Wien, schmunzeln. „Schneeflocken eignen sich sehr gut, um Kunst und naturwissenschaftliche Fragestellungen in Verbindung zu bringen“, sagt sie, „dabei gibt es z.B. viel über Geometrie und die Eigenschaften von Wasser zu lernen.“
Schneeflocken sind nicht nur wunderschön, sie eignen sich auch sehr gut dafür, Kunst und naturwissenschaftliche Fragen in Verbindung zu bringen.
Karoline Iber, Geschäftsführerin Kinderbüro Uni Wien
Seit mehr als 20 Jahren bringt die Kinderuni Wien Wissenschaft und Kids zusammen – und zwar dank des neuen Veranstaltungsortes „Dock“ nicht nur im Sommer, sondern mittlerweile das ganze Jahr über.
Wofür „Dock“ alles steht
Der Name „Dock“ ist nicht zufällig gewählt, sondern steht für „Demokratie“, „Ökonomie und Finanzbildung“, „Computer und Coding“ sowie „Klima“. Dazu gibt es Workshops und Veranstaltungen vorrangig für Kinder – aber auch Erwachsene lernen hier immer wieder etwas dazu. Iber: „Das Schönste ist, wenn Kinder einst bei uns waren – und als Erwachsene wiederkommen.“
„Wir machen den Kindern Themen, die wichtig sind, die sie betreffen, die in der Schule gefragt sind und an denen geforscht wird, in Workshops und Co. begreifbar und ermöglichen ihnen den Kontakt zu Forschenden“, berichtet die Geschäftsführerin. So wird nächstes Jahr eines der großen Themen „Recht auf Spiel und Freizeit“ von Kindern sein.
„Forscher haben ihre Neugierde zum Beruf gemacht“, sagt die Pädagogin weiter. „Und unsere Erfahrung zeigt: Jedes Kind ist neugierig! Schauen wir einmal, wer es später als Erwachsener noch immer ist.“
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