Als Kind blieb der in Österreich in einem Lift stecken, heute ist Larry Gashi ein aufstrebender Superstar. Der 35-jährige New Yorker veröffentlichte unlängst sein Country-Album „Brooklyn Cowboy“ und erobert den Globus mit bewussten Stilbrüchen. Im „Krone“-Talk gibt er tiefere Einblicke in sein vielseitiges Leben.
Musiker, Stil-Ikone, Großmaul – wahrscheinlich passend in dieser Reihenfolge kann man Labinot aka Larry Gashi in der Welt des Entertainments einordnen. Der in Libyen geborene New Yorker ist das Kind zweier Kosovaren, die aus Albanien stammen. Bis zu seinem zehnten Lebensjahr zog er mit seiner Familie durch verschiedene afrikanische und europäische Länder, bis er schließlich in Brooklyn, New York City sesshaft wurde. Auf dem bunten Kindheitsweg durch verschiedene Länder kreuzte er auch Österreich. Wo genau er damals für kurze Zeit lebte, ist ihm auf „Krone“-Nachfrage nicht mehr genau erinnerlich, allerdings hat er sein vorletztes Album „Elevators“ nach dieser Zeit benannt. „Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich in Österreich in einem Lift feststeckte und dieser Lift ist eine gute Metapher für meine bisherige Karriere.“
Fällt gerne auf
Sein erstes richtiges Album nannte Gashi 2016 „Stairs“, ein Synonym dafür, dass er zeit seines Lebens stets viele schwierige Stufen erklimmen musste. Mittlerweile fährt er mit dem Lift und keine Lust mehr aufs Treppenhaus. Mit mehr als 2,2 Millionen Instagram-Followern, erfolgreichen Studioalben und vielen Kooperationen im Gepäck hat sich der gleichermaßen selbstbewusste, wie sich oft verletzlich zeigende Vollblutmusiker längst in der Szene etabliert, auch wenn sein Name vor allem in Europa noch nicht den Glanz und die Bekanntheit Amerikas hat. Die Mechanismen der modernen Prominenz hat er heraußen. Ein „zufällig“ geschossenes Foto seines Tourfotografen 2022, das Gashi mit entblößten Hinter backstage beim Umziehen zeigte, ging viral und wurde vor allem in den USA zu einem beliebten Meme-Motiv, für das auch Promi-Hintern Kim Kardashian herhalten musste.
„Meine Mum war nicht so begeistert“, lacht er, mit typisch amerikanischer Freundlichkeitsoffensive im Gespräch, „sie ist mein größter Fan und hört meine Musik immer als Erstes.“ Mittlerweile ist Gashi im Country angekommen. Sein diesen Herbst veröffentlichtes Album „Brooklyn Cowboy“ (das ursprünglich hätte „Dirty City“ heißen sollen) vermischt seine Rap-Wurzeln mit bekömmlichem Mainstream-Pop und den erwähnten Country-Zitaten. Bis zur Veröffentlichung des Werkes musste Gashi viel Geduld zeigen. Jahrelang war er in einem Vertrag mit dem Branchenriesen Sony Music geknebelt, aus dem er sich seit einiger Zeit herauswinden wollte. Die Songs für „Brooklyn Cowboy“ hat Gashi zu einem großen Teil schon während der Pandemie 2020 geschrieben, bis zur Veröffentlichung zogen mehr als vier Jahre ins Land. Mittlerweile ist Gashi aber frei von allen Kontrakten und Klauseln und hat Wohl und Wehe seines beruflichen Schicksals selbst in der Hand.
Daheim ist nicht gleich daheim
Die Vielseitigkeit in seiner Musik sieht Gashi nicht zuletzt in seinem bisherigen Leben begründet. „All die verschiedenen Länder, Menschen, Kulturen oder kulinarischen Unterschiede haben aus mir gemacht, was ich heute bin. Ich bin ein globales Kind, das überall seine Wurzeln hat.“ Dass ein Zuhause zu haben nicht automatisch zu Hause fühlen heißt, erfuhr Gashi vor ein paar Jahren am eigenen Leib. „Ich kaufte mir mit meinem ersten richtigen Geld ein Haus in L.A., war dort aber unglaublich einsam. Du kannst dir eine Uhr kaufen, aber keine Zeit. Du kannst dir ein Bett kaufen, aber keinen Schlaf und du kannst dir ein Haus kaufen, aber kein Daheim. Ich brauche meine Eltern, meine Geschwister und meine Neffen um mich. Ein bisschen so wie bei ,Kevin allein zu Haus‘. Ich brauche eine Mischung aus der Lebendigkeit meiner Familie und schönem Design. Wenn du in mein Haus nach Brooklyn kommst, dann bist du gleichzeitig in New York, Frankreich und Marokko.“
Wer mit Gashi spricht, kann sich nicht nur bestens über Kurt Cobain („ein Genie, das immer genau das machte, was es wollte und keine Rücksicht auf Stimmen von außen nahm“), 80er-Jahre-Pop („ich liebe Madonna und George Michael. Deshalb habe ich auch mein Album, 1984‘ eingespielt, diese Seite von mir musste einfach raus“) oder Johnny Cash („er ist neben Frank Sinatra mein größtes Idol. Gashi klingt ähnlich wie Cash, wenn man ganz schnell hinschaut und er hat mich auch zum Country gebracht“) unterhalten. Während andere Künstler gerne damit prahlen, Fan-nah zu sein, beweist der New Yorker das in der Realität. Vor einigen Jahren ließ ihn einst ein Anhänger in seinem Haus übernachten, heute arbeitet besagter Mann als Gashis Tourmanager. „Wir sind mittlerweile wie Brüder. Mark hat auch eine albanische Abstammung. Wir kamen uns näher, mochten uns und er ist jetzt in meinem Team. Ich holte auch mal einen Uber-Fahrer auf der Bühne, dem ich zu tiefem Dank verpflichtet war. Ich habe ein ganz gutes Gefühl für Menschen und helfe gerne jenen, die ein reines Herz haben.“
Suche nach neuen Pfaden
So offen, offensiv und atemlos Gashi im Zwiegespräch auch rüberkommt, „Brooklyn Cowboy“ ist in seiner zumeist melancholischen Stimmung der beste Beweis, dass noch ein ganz anderer Typ in ihm steckt. Ein verletzlicher, oftmals orientierungsloser und sinnsuchender Musiker, dessen Ziel der Weg ist, der aber bewusst und gerne eingefahrene Wege verlässt, um neue Pfade zu finden. Die Texte drehen sich um Selbstfindung, Resilienz oder Herzschmerz und stehen dem sonst so selbstbewussten auch in ihrer Entrücktheit gut zu Gesicht. „Wenn ich live spiele, sind in meinem Publikum echte Hip-Hop-Gangster, viele Frauen, LGBTQ-Rechtler, Homosexuelle und Computernerds zu finden. Einfach alle Schichten von Menschen. Das ist das Ergebnis daraus, dass ich kein Genre bediene. Es war immer mein Ziel, alle Kulturen, Hintergründe und Typen zusammenzubringen. Wenn das meine Musik auch weiterhin schafft, bin ich der glücklichste Mensch der Welt.“
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