Ach, übrigens...

The Godfather

Vorarlberg
25.12.2024 14:25

Was schenkt man einem Mann, der schon alles hat, zu Weihnachten? Diese Frage stellte sich „Krone“-Kolumnist Harald Petermichl. Eine einfache Antwort darauf war nicht leicht zu finden. 

Jedes Jahr dasselbe: Keiner sagt einem, dass im Dezember Weihnachten ist und plötzlich müssen dann überstürzt Geschenke besorgt werden, damit man sich nicht die Unbill von Familie, Verwandt- und Bekanntschaft, sowie von Freundinnen und Freunden zuzieht. Zum Glück bietet das Internet zahllose attraktive Vorschläge, um den vielbeschworenen weihnachtlichen Frieden gerade noch rechtzeitig in den einen oder anderen überdekorierten Haushalt einziehen zu lassen. So ist beispielsweise bei der nach eigener Einschätzung „beliebtesten Bank Deutschlands“, die ihr Image vorrangig über Basketball-Legende Dirk Nowitzki definiert und pflegt, guter Rat nicht teuer und man offeriert allen, die sich wegen der lästigen Geschenkesucherei am Rande des Wahnsinns befinden, sehr kreative „10 Last-Minute-Tipps“, die sich wie folgt lesen: „Geld, Baum, Jahres-Los, Insektenhotel, Bienenpatenschaft, Musik oder Film, Bio-Mietgarten, Gutschein, Eintrittskarte, Reparatur-Set“. In dieser Reihenfolge.

Ein Insektenhotel könnte man doch schenken. (Bild: Mediaprint)
Ein Insektenhotel könnte man doch schenken.

Für die meisten ist das wahrscheinlich ausreichend, aber was, wenn man ein spezielles Geschenk sucht, beispielsweise für einen besonders speziellen FIFA-Präsidenten, der, wie es immer so schön heißt, „eh schon alles hat“? Wobei das nur die halbe Wahrheit ist, denn wäre es tatsächlich so, hätten die Personalchefin und das Kompensationskomitee der FIFA (was immer das auch sein mag) sich nicht bemüßigt gefühlt, ihrem Präsidenten finanziell unter die Arme zu greifen und ihm allmonatlich 5.000 US-Dollar für die Schulgebühren einer seiner Töchter an einer Privatschule in Miami sowie 8.000 Franken Miete für sein Penthouse am Zugersee zukommen zu lassen. Also wäre aus der besagten Liste mit den Last-Minute-Tipps wohl „Geld“ die beste Option, denn Gutscheine bekommt der allmächtige Präsident ständig und wohlfeil von seinen Kumpanen am Persischen Golf. Und welche Biene möchte schon Gianni Infantino zum Paten haben.

Am Persischen Golf hat Gianni Infantino einige wohlhabende Freunde. (Bild: Associated Press)
Am Persischen Golf hat Gianni Infantino einige wohlhabende Freunde.

Das Reparatur-Set scheidet ebenfalls aus, denn um die FIFA zu reparieren, bräuchte es schon verdammt schweres Gerät und an Filmen kämen, so wie sich Infantino Tag für Tag aufführt, allenfalls Ferdinand von Schirachs „Gott“, Roman Polanskis „Der Gott des Gemetzels“ oder Harold Cronks „God“s Not Dead“ in Frage, aber die kennt Godfather Infantino sicher alle schon. Bleibt also nur noch die zugegebenermaßen nicht besonders originelle aber einigermaßen risikolose Lösung, ihm ein Zweitbuch zu schenken. Und da springt einem sofort ein Titel ins Auge: „Overtime“ von Sepp Blatter. Genau, das ist der heute 88-jährige Herr, der auch mal FIFA-Präsident war, wie Infantino aus dem Oberwallis stammt und in seiner Amtszeit ebenfalls kein Kind von Traurigkeit war, wenn es um den eigenen geldwerten Vorteil ging. Gleichzeitig war er stets für visionäres Denken gut, als er etwa beim FIFA-Kongress 2014 in Sao Paulo meinte: „Wir fragen uns, ob unser Spiel auch auf anderen Planeten gespielt wird. Wir werden nicht mehr nur eine Weltmeisterschaft, sondern interplanetarische Wettbewerbe haben.“ Gehen wir mal davon aus, dass sein Nachfolger bei der Wiedereröffnung von Notre-Dame am 7. Dezember bereits intensiv mit Elon Musk über die WM 2042 auf dem Mars geplaudert hat.

Sepp Blatter hat nicht nur gute Worte für seinen Nachfolger übrig. (Bild: AFP)
Sepp Blatter hat nicht nur gute Worte für seinen Nachfolger übrig.

Besonders gut kommt Gianni bei seinem Kantonsgenossen Sepp in dieser bibliophilen Trouvaille nicht weg. Ebensowenig im einen oder anderen Interview rund um die Buchpräsentation, denn Infantino, so Blatter, „bringt ja nicht mal den Ball aus 11 Metern ins Tor“. Und weiter: „Ich war der festen Überzeugung, dass mit Infantino als Nachfolger eine geordnete und würdevolle Stabübergabe garantiert war. Es sollte meine wohl größte Fehleinschätzung in einem halben Jahrhundert Berufsleben sein.“ Ansonsten ist das Buch eine ziemlich peinliche Selbst-Reinwascherei, die in dem Satz gipfelt, dass sich „die Boni-Frage mittlerweile erübrigt“ habe. Gemeint sind die Millionen, die sich Blatter (11), Generalsekretär Jérôme Valcke (9) und Finanzchef Markus Kattner (3) für die WM in Südafrika gegenseitig zugeschanzt hatten. Sollte diese Abrechnung eines mehr als fragwürdigen Ex-Funktionärs mit einem noch fragwürdigeren Funktionär gestern bei Fifantino unter dem Baum gelegen haben, könnte man tatsächlich von einem perfekt gewählten Weihnachtsgeschenk sprechen.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Vorarlberg Wetter
-4° / 1°
Symbol wolkenlos
-5° / 2°
Symbol wolkenlos
-5° / 1°
Symbol wolkenlos
-6° / 2°
Symbol wolkenlos



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt