Visite ohne Rollstuhl
Rom: Papst öffnete Heilige Pforte in Gefängnis
Wie ausgewechselt erschien Papst Franziskus am Stefanitag bei der Absolvierung eines neuerlichen Termins inmitten des fordernden Weihnachtsprogramms. Während er am 25. Dezember ausgelaugt und „schwächelnd“ wirkte, lebte der Pontifex inmitten von Gefängnisinsassen sichtlich auf.
Der Gesang etwas schief, die Kleidung eher leger, der Papst wesentlich lebendiger: Am zweiten Weihnachtstag zeigten sich Franziskus‘ wahre Prioritäten, als er das Gefängnis Rebibbia besuchte. Anlässlich des katholischen Jubeljahres 2025 öffnete er in der römischen Haftanstalt eine sogenannte Heilige Pforte und feierte anschließend eine Messe mit Häftlingen und Gefängnispolizei.
Insassen persönlich begrüßt
Die 300 Anwesenden begrüßte er nach dem Gottesdienst persönlich und würdigte die Kunstausstellung, die Insassen gemeinsam mit einer Künstlerin für das Heilige Jahr gestaltet hatten. Das Gefängnis bezeichnete er im Anschluss als eine Basilika – wie der Petersdom.
Video: Seltenes Ritual: Papst öffnet Heilige Pforte
Besuch auf Wunsch des Pontifex
Der Termin war ausdrücklicher Wunsch des Papstes, der in seiner Amtszeit schon zahlreiche Haftanstalten besuchte. Die Öffnung des Tores an der Gefängniskirche solle ein Zeichen der Hoffnung sein, um das Selbstvertrauen sowie die Wertschätzung und Solidarität der Gesellschaft wiederzuerlangen, heißt es im Erinnerungsschreiben zur Papstvisite.
Papst ohne Rollstuhl
Der 88-Jährige wirkte entspannt, predigte aus dem Stegreif, öffnete die Heilige Pforte stehend und durchschritt sie selbstständig, nur gestützt auf seinen Gehstock – ohne Rollstuhl.
Den Häftlingen in Rebibbia wünschte der Papst am zweiten Weihnachtstag ein „großartiges Jubeljahr“: Die Gnade eines Jubiläums bestehe darin, die Herzen vor allem der Hoffnung zu öffnen. „Das ist die Botschaft, die ich euch geben will – allen, auch mir selbst: Niemals die Hoffnung verlieren!“
Historische Pforten für Millionen
Vier historische Pforten gibt es in Rom – das Gefängnistor zählt nicht dazu. Franziskus öffnete nur jene im Petersdom, die Portale in der Lateranbasilika, Santa Maria Maggiore und Sankt Paul vor den Mauern werden ihre jeweiligen Hausherren, die Erzpriester, in den nächsten Tagen öffnen. Außerhalb der Heiligen Jahre sind die Pforten von innen zugemauert. Seit Paul VI. bei der Eröffnung des Jubiläums 1975 fast von einem herabfallenden Mauerstück getroffen wurde, werden die Ziegelsteine bereits vor der päpstlichen Eröffnungszeremonie entfernt.
Heiliges-Jahr-Eröffnung mit Hindernissen
Das war noch am Heiligen Abend bei der offiziellen Eröffnung des Heiligen Jahres 2025 anders. Der Papst schwächelte merklich wegen der Nachwirkungen einer Erkältung. In der zugig-kalten Vorhalle des Petersdoms kämpfte er vor der dreieinhalb Meter hohen Pforte minutenlang mit seinem Gewand.
Vor den Augen der hochrangigen Gäste aus Kirche und Politik – auch Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni war anwesend – verschwand er plötzlich und unangekündigt. Kurze Zeit später kehrte das katholische Kirchenoberhaupt zurück, betete still vor dem Portal, bis es sich schließlich nach seinem mehrmaligen Klopfen öffnete. Danach schoben Helfer Franziskus in seinem Rollstuhl über die Schwelle in die Basilika, wo er die Christmette feierte.
Das aktuelle Jubiläumsjahr steht unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ – weit mehr als 30 Millionen von ihnen werden bis zum Ende des Jubiläums am 6. Jänner 2026 in Rom erwartet.
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