Brucknerhaus-Chefin

„Zentral ist, die Menschen neugierig zu machen“

Oberösterreich
27.12.2024 15:30

Sie findet neue Veranstaltungssoftware unsexy, aber notwendig. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen, die mit dem Brucknerhaus bisher nichts anfangen konnten, endlich hereinzuholen: Konzertmanagerin Johanna Möslinger ist seit Mitte November die erste weibliche Intendantin des Brucknerhauses.

Ihre Hauptaufgabe: Sie soll im neuen Jahr das durch die Chat-Affäre rund um den Linzer Ex-Bürgermeister Klaus Luger und Möslingers Vorgänger Dietmar Kerschbaum schwer angeschlagene Konzerthaus wieder auf Kurs bringen. Möslinger wird so lange im Amt sein, bis ein neues Führungsteam antritt. Das wird voraussichtlich am 1. Juli 2025 sein. Die Ausschreibung der Führungsposten ist bereits erfolgt und wird, wie berichtet, völlig vertraulich behandelt. Im „Krone“-Talk zieht Möslinger Bilanz über ihre ersten Wochen in der LIVA.

„Krone“: Verraten Sie uns, wie Sie sich hier einarbeiten?
Johanna Möslinger: Ich sehe die Aufgabe der interimistischen Rolle darin, alle Dinge stark infrage zu stellen. Ich schau’, was man umstellen kann, sodass die Gesamtorganisation rasch profitiert. Da denke ich an gewisse Veranstaltungssoftware, das sind technische Sachen – ganz unsexy. Und wer auch immer nach dem Ausschreibungsprozess hier sein wird: Er oder sie soll auf dem aufbauen können.

Die LIVA ist ja ein großer Tanker, haben Sie schon einen Überblick?
Ich habe die Zeit bisher genutzt, um so viele Gespräche wie möglich zu führen. Ich war im Posthof, in der Tips Arena, in den Sportstätten, im Kindertheater. Mir ist wichtig, zu sehen und zu verstehen, wie die verschiedenen Institutionen innerhalb der LIVA jetzt schon miteinander arbeiten – oder isoliert agieren. Ich glaube, es ist wichtig, die LIVA als Gesamtes zu denken und zugleich die einzelnen Marken der Häuser klar zu definieren.

Kultur und Sport sind in der LIVA verquickt, ist das ein Vor- oder ein Nachteil?
Ich sehe überall viel Potenzial. Der Posthof ist in dem Genre, in dem er sich bewegt, ein europaweites Role Model. Das Brucknerhaus ist ein spannender Ort, aber man muss das Bild schärfen und akzentuieren.

Bei Freizeitvergnügen – da gehört Kultur dazu – gibt es enorm viel Konkurrenz. Wie wollen Sie es anstellen, dass das Brucknerhaus besser wahrgenommen wird?
Das Zentrale ist, die Menschen neugierig zu machen. Das hat viel mit Kommunikation und Glaubwürdigkeit zu tun. Es geht aber auch darum, die Kunden besser zu kennen, um sie besser digital zu erreichen.

Wollen Sie mehr auf Social Media setzen?
Das passiert schon. Aber ich denke auch an Gewinnspiele. Wie kann man Publikum aus dem Posthof hierher bringen? Warum soll man nicht auch den Linz-Marathon für Kultur nutzen? Es gibt viele Menschen, die mit der LIVA in Kontakt kommen.

Brucknerhaus, Posthof, Kindertheater, Sportstätten: Die LIVA habe viel Potenzial, sagt Möslinger im Gespräch mit „Krone“-Redakteurin Elisabeth Rathenböck. (Bild: Einöder Horst/Horst Einöder/Flashpictures)
Brucknerhaus, Posthof, Kindertheater, Sportstätten: Die LIVA habe viel Potenzial, sagt Möslinger im Gespräch mit „Krone“-Redakteurin Elisabeth Rathenböck.

Ein Highlight für wirklich viele Menschen ist die Klangwolke, die das Brucknerhaus ausrichtet. Wird es im Herbst 2025 wieder eine geben?
Die ist fix! Aber die Zeit drängt extrem, es ist schon fast fünf nach 12 beim Vorlauf. Ich spreche daher gerade mit sehr vielen Künstlern.

Wo wird man Ihre Handschrift bei der Klangwolke spüren?
Es soll nicht nur um 50 oder 60 Minuten an einem Abend gehen, sondern um einen größeren Prozess, der die Menschen im Vorfeld einbindet. Und man sollte Amateure und Profis zusammenbringen, das erzeugt einen stärkeren Impact.

Wie wird man im Konzertprogramm Ihre Handschrift sehen?
Die Vorlaufzeiten im Konzertbetrieb sind extrem lang, die Saison 25/26 ist so gut wie fertig. Wir fangen jetzt an, die Saison 26/27 zu planen. Und wir werden uns auch überlegen, wie man das Programm möglichst greifbar kommuniziert, sodass die Menschen das Produkt besser verstehen.

Was kommt sicher im neuen Jahr 2025?
Wir arbeiten daran, das Profil einzelner Abos zu schärfen. Ich muss auch sagen, ich glaube fest an das Abonnement: Das Abo ist nicht tot!

Sie sind Bratschistin, da gibt es doch so typische Bratschisten-Witze.
Ja, die sind so gemein (lacht), aber vielleicht stimmt das eine oder andere auch ein bisschen.

Sie spielen in einem Kammermusikensemble. Finden Sie Zeit zum Üben?
Ja, schon. Immer wenn ein Konzerttermin steht, fang’ ich intensiv an. Ich pendle momentan zwischen Linz, Wippenham und Wien. Ewig kann das aber nicht so bleiben. Ich will ja auch in die Stadt hier eintauchen.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt