Premiere für das Erfolgsmusical „My Fair Lady“ an der Wiener Volksoper. Wir baten die beiden Hauptdarsteller Burgtheater-Star Markus Meyer, der Professor Higgins spielt, und „Eliza Doolittle“ Josefstadt-Schauspielerin Paula Nocker zum „Krone“-Interview.
„Krone“: Frau Nocker, Sie feiern mit der Rolle der Eliza Ihr Volksopern-Debüt. Sie stammen aus einer musikalischen Familie, Ihr Großvater war Opernsänger – wurde Ihnen das Gesangstalent in die Wiege gelegt?
Paula Nocker: Ich habe schon immer gesungen. Wenn ich von der Schule nach Hause gekommen bin, habe ich auf YouTube Karaoke eingegeben und teilweise vier bis fünf Stunden am Stück einfach nur gesungen.
Wie gefällt Ihnen die Rolle der Eliza?
Nocker: Es ist eine tolle Rolle. Ich habe den Film mit Audrey Hepburn so oft gesehen. Diese Rolle war immer so begehrt! Wenn man sich anschaut, wer sie aller gespielt hat. Ich bin ehrlich gesagt für alles dankbar, was ich Neues ausprobieren und lernen darf.
Herr Meyer, Sie verbindet man in erster Linie mit dem Burgtheater, standen bereits auf der Bühne der Volksoper – nun als Professor Higgins!
Markus Meyer: Ich liebe diese Ausflüge. Ich finde das auch ganz wichtig. Es wäre schön, wenn im deutschen Sprachraum manche nicht so die Nase rümpfen würden oder SchauspielkollegInnen mit einem gewissen Unterton sagen: „Ach, du machst jetzt Musical oder du machst jetzt Operette!“ Ich finde es total wichtig, dieses Genre kennenzulernen. Was die Kollegen vom Musical alles leisten, das ist ein Wahnsinn. Also ich ziehe da dreimal den Hut davor. Da können wir SchauspielerInnen uns wirklich was abschneiden davon, auch in Sachen Disziplin und Genauigkeit.
Hier geht es um zwei Männer, die ein Wett-Spiel mit einer jungen Frau treiben. Die Thematik wirft immer wieder die Frage auf: Soll bzw. wie soll man das heutzutage auf die Bühne bringen?
Nocker: Ich finde es in erster Linie immer schön, wenn man eine gute Geschichte erzählt, und „My Fair Lady“ ist eine tolle Geschichte.
Meyer: Für mich ist es eine Art Märchen, eine Parabel. Natürlich kann man es im Sinne von #MeToo und Wokeness sehen: Zwei alte weiße Herren holen sich eine Dame oder ein Mädchen von der Straße, und was passiert mit der? Ich würde es mal aus der Sicht von Higgins betrachten. Er sieht eine Chance, sein berufliches Können mit Eliza auf die Spitze zu treiben. Aber er möchte aus ihr das Beste herausholen und ihr sozusagen dann die Freiheit geben, in der Welt besser bestehen zu können. Und das verlangt Eliza ja auch am Anfang. Sie sagt, bitte lehren Sie mich zu sprechen, ich möchte in einem Blumengeschäft arbeiten. Dass sie ihm das nachher vorwirft, weil sie sieht, dass sie sich ein Gefängnis geschaffen hat, weil sie sich jetzt nicht mehr einfach so auf der Straße mit ihren Freunden unterhalten kann. Das hat der Higgins gar nicht bedacht. Das kann man ihm nun vorwerfen oder auch nicht. Ich werfe es ihm nicht vor, weil er die ganze Sache aus der Sicht des Wissenschafters, des Phonetikers sieht. Aber bei Higgins passiert nie etwas aus einer Bösartigkeit heraus oder um Eliza verletzen zu wollen. Er will ihr auch was Gutes tun und sich selbst etwas beweisen.
Und nicht zu vergessen: Higgins will, genauso wie Pickering eine Wette gewinnen…
Nocker: Im Prinzip treffen sich ja zwei Menschen, die für ihre eigene Agenda bereit sind zu tun, was getan werden muss. Und dass dann aber für beide etwas entsteht aus dieser Reise, die sie gemeinsam machen, was sie vorher nicht bedacht haben, ist ja ganz menschlich.
Bedarf es eigentlich dieser Diskussion, ob etwas noch zeitgemäß ist oder nicht? Kann man die Stücke nicht einfach so lassen?
Nocker: Ich finde, total. Es ist wichtig, zu zeigen, wie es war, damit man auch die Entwicklung sieht. Und jeder kann ja damit anfangen, was er will. Also man kann das ja aufnehmen als: Aha, da sind zwei alte weiße Männer, die jetzt da mit ihr machen, was sie wollen. Ja, das gibt es. Das gab es und das gibt es. Und das ist wichtig, das aufzuzeigen.
Meyer: Ich finde das auch, wer es nicht sehen will oder damit nicht einverstanden ist, geht einfach nicht rein. Wir zwingen es ja niemandem auf. Ich möchte auch niemanden erziehen, sondern ich möchte eine Geschichte erzählen. Und das intelligente Publikum wird dann daraus Schlüsse ziehen und sagen, Gott sei Dank ist diese Zeit vorbei. Oder man hat Mitleid mit einer Figur. Man will ja auch im Theater berührt werden von einer Geschichte. George Bernard Shaw war übrigens durchaus emanzipiert. Er stellt die beiden Männer da in ihrem Verhalten bloß.
Kommen wir zurück zum Wesentlichen, der Musik: Welches ist denn Ihr Lieblingslied in „My Fair Lady“?
Meyer: Meines ist „In der Straße wohnst du“„
Nocker: . . . ja, das ist auch meines, und „Ich bin gewöhnt an ihr Gesicht!“, dieses Lied mag ich auch sehr gerne!
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