Bald will der Schönbrunner Zoodirektor Stephan Hering-Hagenbeck mit dem Bau seines Aquariums beginnen. Doch noch immer verschweigt er Daten zu Kosten, Genehmigungen und mehr. Eine parlamentarische Anfrage soll das ändern – und auch eine Spur zu einer rätselhaften Lücke in der Zoo-Bilanz bringen.
Es ist das wohl undurchsichtigste Aquarium der Welt: Zum Neubau, den der Schönbrunner Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck mit seinem Intimus Sezai Candan ab nächstem Jahr bauen und 2028 eröffnen will, sind selbst die Eckdaten weiterhin unbekannt: Hat Hering-Hagenbeck überhaupt die nötigen Genehmigungen? Und: Wie viel wird das kosten? Da Hering-Hagenbeck selbst alle Antworten dazu verweigert, wollen die Grünen das nun von seinem „Vorgesetzten“ wissen: dem Wirtschaftsministerium.
Die Rechnung kann nicht stimmen
Hering-Hagenbeck drückte sich bisher um Antworten auf all diese Fragen. Zu den Kosten etwa hieß es vage, dass es bei den 36,7 Millionen Euro der Ausschreibung bleiben werde, aber „plus Indexierung“. Allein das kann nicht stimmen: Erst nach dem Zuschlag an Hering-Hagenbecks Ex-Firmenpartner Candan in einer Kür, die Mitbewerber als Farce empfanden, wurde Candan der Wiener Architekt Manfred Wehdorn als Schützenhilfe zur Seite gestellt. Der „arbeitet natürlich nicht gratis“, wie er zur „Krone“ meinte.
Trotz mehrfacher parlamentarischer Anfragen bleiben Wirtschaftsminister Kocher und Tierparkdirektor Hering-Hagenbeck weitere Antworten zum Artenschutz-Aquarium schuldig.
Elisabeth Götze, Wirtschaftssprecherin Grüne im Nationalrat
Bild: Die Grünen
Elisabeth Götze, Wirtschaftssprecherin der Grünen im Parlament, hat bereits mehrfach mit parlamentarischen Anfragen versucht, dem Aquarium-Projekt auf den Grund zu gehen. Die Antworten des Wirtschaftsministeriums fielen immer vage aus. Mit der neuen Anfrage kurz vor dem geplanten Baubeginn will sie das Ministerium und den Tiergarten dazu bringen, endlich die Fakten auf den Tisch zu legen, und entweder zu sagen, wie viel das Projekt nun wirklich kosten wird – oder einzugestehen, dass man das nicht weiß.
Ja oder Nein?
Götze will dem Ministerium mit so viel Ja/Nein-Fragen wie möglich den Weg zu Ausflüchten verbauen, etwa: „Können die genannten Kosten von 36,7 Millionen Euro plus Indexierung eingehalten werden?“, und ob darin „die Kosten der Wehdorn Architekten Ziviltechniker GmbH bereits inkludiert“ sind. Außerdem fordert sie die Nennung der Gründe für Hering-Hagenbecks Vertragsverlängerung bis 2029 erst letzten Sommer, ebenso wie jene für eine „Unterbrechung“ des Bestellungsverfahrens kurz davor.
Außerdem wollen die Grünen ein Rätsel lösen, das Hering-Hagenbeck seit seinem Amtsantritt 2020 begleitet: Zu dem Jahr fehlt – als einzigem – immer noch die Bilanz. Und gerade in diesem Jahr wurde das bereits bezahlte und genehmigte Aquarienprojekt von Hering-Hagenbecks Vorgängerin Dagmar Schratter entsorgt. Die Grünen wollen nicht ruhen, bis dieser Jahresabschluss der Öffentlichkeit zugänglich ist. Vielleicht kann aus den Geldflüssen in diesem Jahr endlich rekonstruiert werden, warum nun das Projekt seines Intimus Candan und von Hering-Hagenbecks eigener Ex-Firma gebaut wird.
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