Etwas mehr als einen Monat nach der Beantragung des europäischen Restrukturierungsverfahrens legte die Pierer Industrie AG am Landesgericht Wels den Plan vor, wie die Restrukturierung gelingen soll. Um das benötigte Geld aufzustellen, wird dafür sogar der Verkauf weiterer Anteile am spektakulären Großeinkauf von Stefan Pierer, der Leoni AG, geprüft.
Nachdem die Pierer Industrie AG am 25. November ein europäisches Restrukturierungsverfahren beantragt hatte, musste sie am Freitag, 27. Dezember, ihren Restrukturierungsplan beim Landesgericht Wels vorlegen. Was dieser vorsieht? Man will die vollen Kapitalbeträge von zwei Anleihen (gesamt: 115 Millionen Euro) und zwei Schuldscheindarlehen (gesamt: 132,5 Millionen Euro) bis 31. Dezember 2026 beziehungsweise 31. Dezember 2027 tilgen. Das heißt: Man gewinnt hier zwei Jahre Zeit, um die Gelder aufzustellen.
Leoni erst 2023 übernommen
Wie das gelingen soll? Einerseits soll Geld durch die Gesellschafter – das ist in dem Fall die Pierer Konzerngesellschaft mbH – fließen. Andererseits wird auch geprüft, weitere Anteile an der Leoni AG zu verkaufen. Stefan Pierer hatte den deutschen Kabelbaumriesen erst im Jahr 2023 übernommen, dabei sogar 150 Millionen Euro zugeschossen, um das von der Insolvenz bedrohte Unternehmen zu retten.
Alle übrigen Verbindlichkeiten der Pierer Industrie AG sind nicht von diesem Restrukturierungsverfahren betroffen.
Die Pierer Industrie AG in einer Aussendung am 27. Dezember zum eingereichten Restrukturierungsplan
Im September 2024 wurde bekannt, dass Pierer 50,1 Prozent der Leoni AG an Apple-Zulieferer Luxshare verkauft hat, wofür allein 205,4 Millionen Euro fließen. Außerdem übernimmt Luxshare auch eine Tochterfirma von Leoni, was weitere 320 Millionen Euro bringen soll.
Verkauf oder Teil-Verkauf von Beteiligungen steht zur Diskussion
Dazu gibt die Pierer Industrie AG im Zuge des Restrukturierungsplans auch bekannt, dass man weitere Mittel durch die strategische Vernetzung der SHW AG (Deutschland) und der in der Steiermark ansässigen Pankl Racing Systems AG generieren kann. Beide sind Tochtergesellschaften der Pankl AG. Auch ein Verkauf oder ein Teil-Verkauf von Beteiligungen steht zur Diskussion.
KTM AG will sich von Mehrheit an MV Agusta trennen
Im Zuge der Insolvenz bei der KTM AG, der KTM Components GmbH und der KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH wird ebenfalls aufgeräumt. Die Mehrheit bei der italienischen Luxus-Motorradmarke MV Agusta wird ebenso zum Verkauf angeboten wie Anteile an der Pierer Immoreal GmbH.
Verfahren dient dazu, Insolvenz zu vermeiden
Die Pierer Industrie AG, zu der die Pierer Mobility AG (zu der gehört wiederum die KTM AG) und auch die Pankl AG gehören, beantragte das Restrukturierungsverfahren, um eine Insolvenz vermeiden. Durch den späteren Tilgungstermin der Schuldscheindarlehen und Anleihen sollte das gelingen, Zinsen werden aber vereinbarungsgemäß bedient, heißt es. Die Anleihengläubiger werden durch Gregor Royer vertreten. Die Anleihen- und Schuldschein-Gläubiger haben bis 31. Jänner Zeit, ihre Forderungen anzumelden.
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