Die Ausnahmepolitikerin Maria Theresia kämpft um den Fortbestand Österreichs, ihr Enkel verschafft den Habsburgern eine zweite Kaiserwürde. Nach einer Revolution kommt Kaiser Franz Joseph an die Macht. Österreichs Kriegserklärung an Serbien im Jahr 1914 markiert den Beginn des Ersten Weltkriegs.
Nach dem Tod von Kaiser Karl VI. tritt 1740 seine älteste Tochter Maria Theresia die Herrschaft in den Habsburgischen Erblanden an. Gleich zu Beginn ihrer Regierungszeit muss Maria Theresia im „Österreichischen Erbfolgekrieg“ gegen halb Europa um den Erhalt ihres Erbes kämpfen.
Der Österreichische Erbfolgekrieg beginnt 1740 mit dem Überfall König Friedrichs II. von Preußen auf Schlesien. Weitere Mächte schließen sich dem Raub an, der „Erzfeind“ Frankreich unterstützt Habsburgs Gegner. Für kurze Zeit herrscht während des Österreichischen Erbfolgekriegs im Heiligen Römischen Reich der einzige nicht-habsburgische Kaiser der Neuzeit. Der Krieg endet 1748, Maria Theresia geht als Siegerin hervor: Sie kann die Großmachtstellung Österreichs erhalten. Ihr Mann Franz Stephan von Lothringen wird zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt.
Neuer Name: aus „Habsburg“ wird „Habsburg-Lothringen“
Maria Theresia sichert nicht nur Österreich Fortbestand, sie ist auch die Stammmutter einer neuen Dynastie unter altem Namen: Sie heiratet 1736 Franz Stephan von Lothringen. Durch diese Heirat ändert sich der Name der Dynastie: Aus dem Haus „Habsburg“, wird das Haus „Habsburg-Lothringen“. Mit Ehemann Franz Stephan bekommt Maria Theresia 16 Kinder, der Fortbestand der Dynastie ist gesichert.
Nun reformiert Maria Theresia den Staat: Ihre große „Theresianische Staatsreform“ begründet den österreichischen Verwaltungsstaat. Ein Verwaltungsnetz wird aufgebaut und neue Behörden entstehen.
Ein gerechteres Steuersystem und die Einführung der Schulpflicht
Ein modernes Steuersystem sorgt für eine gerechtere Verteilung der Abgaben. Eine Heeresreform wird in die Wege geleitet, zur besseren Ausbildung der Offiziere wird die heute noch existierende Militärakademie in Wiener Neustadt gegründet. Im Zuge einer großen Justizreform werden im „Codex Theresianus“ die uneinheitlichen zivilrechtlichen Regeln in den Ländern der Habsburgermonarchie zusammengefasst. Im Bildungswesen gelingt der Regentin ein großer Wurf: Maria Theresia führt ab 1770 die allgemeine Schulpflicht für Kinder beiderlei Geschlechts zwischen sechs und zwölf Jahren ein.
Maria Theresias Sohn setzt die Reformen fort
Maria Theresias Sohn, Kaiser Joseph II., setzt das Reformwerk der Mutter fort, bringt aber auch eigene Akzente ein. Er erlässt das „Toleranzpatent“: Protestanten und Orthodoxe dürfen jetzt Bethäuser errichten und offen ihren Glauben leben. Der Kaiser hebt auch die „Leibeigenschaft“ auf.
Noch zu Lebzeiten seiner Mutter setzt Joseph II. durch, dass sich Österreich 1772 an der berüchtigten Teilung Polens beteiligt. Österreich erfährt mit dem Erwerb Galiziens noch einmal eine bedeutende Erweiterung seines Territoriums.
Da Kaiser Joseph II. 1790 kinderlos stirbt, folgt ihm sein jüngerer Bruder Leopold nach, der bis dahin die Toskana regierte. Doch Kaiser Leopold II. stirbt unerwartet nach nur zwei Jahren Regierungszeit. Der nächste Anwärter auf den Thron ist sein Sohn Franz, er folgt dem Vater 1792 als Franz II. nach.
Kaiser Franz kämpft gegen Napoleon und begründet ein neues Kaisertum
Die erste Hälfte von Kaiser Franz II. Regierungszeit steht unter dem Einfluss der Auswirkungen der Französischen Revolution von 1789. Die Wirren der Revolution nutzt ein korsischer General für sich und übernimmt in Frankreich die Macht: Napoleon Bonaparte.
Als sich Napoleon im Jahr 1804 – abgesegnet durch eine Volksabstimmung – zum erblichen Kaiser der Franzosen ausrufen lässt, muss Franz II. reagieren. Denn Napoleon streckt seine Hand auch schon nach der Reichskrone aus. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er sie den Habsburgern entreißen wird.
Vorsorglich legt sich Franz selbst eine erbliche Kaiserkrone zu. Am 11. August 1804 proklamiert sich Franz II. zum Kaiser von Österreich. Dieses Kaisertum Österreich umfasst alle habsburgischen Länder und Ungarn. Franz II. ist als Kaiser von Österreich jetzt zugleich Franz I.
Doch schon zwei Jahre später, am 6. August 1806, verkündet Kaiser Franz auf Druck Napoleons die Niederlegung der römisch-deutschen Kaiserkrone. Er löst damit das 800 Jahre alte Heilige Römische Reich auf.
Napoleon ist besiegt, Europas Neuordnung wird in Wien verhandelt
Napoleon bringt fast ganz Europa in seine Gewalt. Doch bald erfolgt mit Napoleons Niederlage in Russland die Schubumkehr. Russland, Preußen und Großbritannien kämpfen jetzt gemeinsam gegen Napoleon. Mit Fürst Karl Philipp zu Schwarzenberg führt ein Österreicher das Oberkommando in der „Völkerschlacht“ von Leipzig, wo Napoleon im Oktober 1813 vernichtend geschlagen wird.
Auf dem Wiener Kongress – einem europäischen Gipfeltreffen –, der von September 1814 bis Juni 1815 tagt, wird das Gleichgewicht unter den fünf Großmächten Österreich, Preußen, Russland, Großbritannien und Frankreich wieder hergestellt. An die Stelle des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation tritt nun der „Deutsche Bund“, dort führen die Habsburger den Vorsitz.
Nach der Französischen Revolution, die Napoleons Aufstieg ermöglichte, soll in Europa wieder das monarchische Prinzip herrschen. Liberale und nationale Bestrebungen werden unterdrückt. Die Schlussakte des Wiener Kongresses dokumentiert diese Vereinbarungen der europäischen Großmächte.
Revolution in Österreich: Die Menschen fordern das Ende der Zensur
In vielen europäischen Staaten kommt es zu Revolutionen. Auch in Österreich entlädt sich die Unzufriedenheit. In den Vorstädten Wiens entsteht infolge der industriellen Revolution ein Proletariat, das seiner Unzufriedenheit Ausdruck verleiht. In Wien beginnt die Revolution am 13. März 1848. Es ist eine „bürgerliche“ Revolution mit den Kernforderungen Pressefreiheit und Verfassung.
Während die Armee am 31. Oktober 1848 die Residenzstadt zurückerobert und damit die Revolution beendet, bastelt der Hof im Exil an einem Neustart. Kaiser Ferdinand I. dankt am 2. Dezember ab, sein 18-jähriger Neffe Franz Joseph wird neuer Kaiser.
Österreich verliert gegen Preußen, erhält aber eine Verfassung
Kaiser Franz Joseph erleidet in den ersten Jahrzehnten seiner Regierung schmerzliche Niederlagen. Österreich ist bis dahin die Vormacht in Italien und im Deutschen Bund gewesen. Doch in den 1860er Jahren bildet sich ein geeintes Königreich in Italien. Dann verliert Österreich auch noch seine jahrhundertealte Vormachtstellung in Deutschland.
Allerdings ist die militärische „Niederlage von Königgrätz“ auch ein Katalysator für tiefgreifende Veränderungen innerhalb des Habsburgerreiches. Das Kaisertum Österreich wird 1867 in die „österreichisch-ungarische Monarchie“, die „k. u. k. Monarchie“ umgewandelt.
Nun wird auch die Entwicklung der Verfassung mit der sogenannten „Dezemberverfassung von 1867“ zu einem Abschluss gebracht. Oberster Grundsatz der Dezemberverfassung ist die Gewaltenteilung: Der Kaiser und seine Beamten stehen weiterhin an der Spitze der Exekutive. Den Inhalt der Gesetze kann der Kaiser aber nicht mehr allein vorgeben. Für die Gesetzgebung braucht es von jetzt an ein Zusammenwirken von Kaiser und gewählter Volksvertretung im Parlament. Der Katalog der Grundrechte, der mit dem Staatsgrundgesetz 1867 festgeschrieben ist, wird später von der Republik Österreich übernommen und ist bis heute in Kraft.
Im österreichischen Vielvölkerstaat gibt es nur Minderheiten
Die Habsburgermonarchie ist ein Vielvölkerstaat, in dem es nur Minderheiten gab. Damit ist sie eine Ausnahmeerscheinung in Europa. Der Nationalitätenkonflikt gefährdet jedoch nie die Existenz der Monarchie – unter einer Voraussetzung: Solange Österreich keine Niederlage in einem großen Krieg erleidet. Der Gefahrenherd liegt auf dem Balkan – wo innen- und außenpolitische Spannungen zusammenwirken.
Das Ende der Habsburgermonarchie wird am 28. Juni 1914 eingeläutet. An diesem Tag erschießt der 19-jährige bosnische Gymnasiast Gavrilo Princip den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie in Sarajewo. Der Täter und seine Komplizen wurden vom serbischen Geheimdienst ausgerüstet. Serbien expandierte in den vorangegangenen Balkankriegen gewaltig. Österreich-Ungarn ließ immer wieder Truppen aufmarschieren, begnügte sich aber dann doch immer wieder mit einer friedlichen Lösung.
Österreich erklärt Serbien den Krieg und löst damit eine Kettenreaktion aus
Darum setzt die Wiener Diplomatie im Sommer 1914 auf eine militärische Intervention, um Serbiens Großmachtbestreben endgültig zu beenden – bevor es der Habsburgermonarchie gefährlich werden kann.
Am 28. Juli 1914 erklärt Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Was als „dritter Balkankrieg“ begann, entwickelt sich zu einem Weltkrieg, der vier Jahre dauern, zehn Millionen Tote fordern und die Habsburgermonarchie zu Fall bringen wird.
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