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Das sind die Neu-Oldtimer des Jahres 2025

Motor
03.01.2025 09:00

Auch schon Oldtimer! 2025 können viele Autos mit einem historischen Pickerl dekoriert werden, die noch gar nicht so alt wirken. Vielleicht liegt es daran, dass nicht wenige der gut 80 Neuheiten des Jahres 1995 – vom unvernünftigen Sportwagen bis zum klassischen Familienkombi – als Kultautos alle Abwrackaktionen überlebten.

(Bild: kmm)

„Steigen Sie ein in den neuen Range Rover, in einen Klassiker, der Zeit und Raum hinter sich lässt“, warb die 1995 im BMW-Konzern beheimatete Marke Land Rover für die Neuauflage ihres Bestsellers – und erklärte ungewollt en passant, was den Reiz eines Oldtimers ausmacht. Es ist das vermeintlich sorgenfreie Lebensgefühl früherer Jahrzehnte und die längst vergangene unbeschwerte eigene Jugend, die Klassiker revitalisieren sollen.

Zeitkapseln, die als technisches Kulturgut einige Privilegien, etwa in Umweltzonen, genießen – sofern ein Gutachten den weitgehend originalen und guten Erhaltungszustand des Klassikers bescheinigt. Wer 2025 einen Oldtimer kaufen will, hat die süße Qual der Wahl zwischen rund 80 Neuzugängen, die so bunt sind wie das Jahr 1995, das sie hervorgebracht hat.

Von aufregenden Premieren am Taxistand wie der Mercedes E-Klasse (W210) mit Vier-Augen-Gesicht über konservative Stufenhecks in Form von Mitsubishi CarismaVolvo S40 oder VW Polo Classic bis zur Van-Familie VW Sharan, Ford Galaxy und Seat Alhambra und Kombi-Ankündigungen von Audi A4 Avant bis zu Renault Laguna oder Volvo V40 war alles dabei. Vor allem aber waren es fröhliche Sonnenflitzer vom Fiat Barchetta bis zum Aston Martin DB7 Volante, die in einem Annum schlechter Wirtschaftsnachrichten Lichtblicke zeigten.

Mercedes-Benz E-Klasse (W210) (Bild: Mercedes-Benz)
Mercedes-Benz E-Klasse (W210)
VW Sharan (Bild: Volkswagen)
VW Sharan
Volvo S40/V40 (Bild: Volvo)
Volvo S40/V40

Ein Bond-Auto als Neo-Klassiker
Elf Prozent Arbeitslosenquote, der Abbau von Arbeitsplätzen in den östlichen Bundesländern, zu hohe Lohnkosten im Westen, Deutschland brauchte Mitte der 1990er neuen Schwung. So wie James Bond, der nach ungewöhnlich langer, sechsjähriger Pause wieder in einem Kinoabenteuer auf Schurkenjagd ging, erstmals mit Pierce Brosnan in der Rolle des Geheimagenten 007. Für BMW die Chance zu einem Coup, wie es ihn so noch nie gab: Der neue Roadster BMW Z3 feierte im Blockbuster „GoldenEye“ seine Weltpremiere, natürlich nachgeschärft durch Waffensysteme aus der Werkstatt von Q, allerdings brauchte Bond die Stinger-Raketen nicht abzufeuern.

Der Z3 avancierte für BMW zum Bestseller, ob 007 die Karriere dieses Vierzylinder-Senkrechtstarters (Sechszylinder folgten später) befeuerte, lässt sich kaum klären. Jedenfalls lieferte der Roadster exakt das, was der Zeitgeist seit dem 1989 eingeführten Mazda MX-5 liebte: erschwingliche Spaßautos, am besten in Retrodesign oder technischer Tradition – der Z3 zitierte Details des BMW 507 aus frühen Wirtschaftswunderjahren, die Elise von Lotus den leichten Purismus der 1950er, und der Fiat Barchetta das italienische Spider-Erbe, das alles kombiniert mit Sommerfeeling und Sportsgeist.

BMW Z3 (Bild: BMW)
BMW Z3

Dagegen feierte der offene Ferrari F50 ein halbes Jahrhundert Straßenrennwagen im Zeichen des Cavallino Rampante, der Plymouth Prowler würdigte die Hot Rods der 1930er, der MGF übertrug die Agilität des MGB aus dem Britannien der Swinging Sixties in die Mittelmotor-verliebte Zeit des Millenniumwechsels, der Porsche 911 Turbo (993) zelebrierte mit zwei Turboladern (408 PS) plus Allradantrieb einen neuen Leistungszenit, seit 20 Jahre zuvor der erste Porsche Turbo die Ära aufgeladener Supercars eingeleitet hatte, und der Lamborghini Diablo VT bewies mit V12-Power, dass auch Sant‘Agata Bolognese offene Boliden baut, die mit dem Wind um die Wette fahren.

Ferrari F50 (Bild: Ferrari)
Ferrari F50
Porsche 911 Turbo (Bild: Porsche)
Porsche 911 Turbo
Lamborghini Diablo VT Roadster (Bild: Lamborghini)
Lamborghini Diablo VT Roadster

Auf der IAA überraschte der koreanische Newcomer Kia mit einem Roadster-Konzept auf Lotus-Basis, das wenig später in Serie ging, und Ferrari F355 SpiderHonda NSX mit T-Bar-Roof, Pontiac Firebird V6Renault Mégane Coach (die französische Interpretation eines kompakten Familien-Coupés) sowie der revolutionär offene Renault Sport Spider ohne Windschutzscheibe, aber mit Helmempfehlung zum Schutz vor Insekten und Steinchen komplettierten die Sportschau.

Die Leichtigkeit der Athleten lenkte den Blick ab von den Krisen jenes Jahres. Darunter die Schrecken des Bosnienkriegs mitten in Europa, das Erdbeben, das die japanischen Millionenstädte Kobe und Osaka verwüstete, oder der Krieg zwischen der Kaukasusrepublik Tschetschenien und Russland. Auch das Überleben des Planeten war Thema in Berlin, dies bei der allerersten UN-Klimakonferenz nach dem Inkrafttreten der Klimarahmenkonvention und eröffnet von der damaligen Bundesumweltministerin Angela Merkel. Vertrug sich die Angst vor einem Klimakollaps mit dem Credo „Auto, echt gut!“? Dieser Slogan begrüßte rund eine Million Besucher der IAA 1995. Zu sehen gab es u.a. den ersten effizienten Benzin-Direkteinspritzer (Mitsubishi Carisma), den seriennahen Smart fortwo, Hybrid- und E-Autos – und Vertreter des Bio-Trends.

„Ei – Ei – Ei: der neue Sharan“, warb etwa Volkswagen und zeigte den Van in Ei-Form, denn rundliches Biodesign war angesagt. Auch Chryslers großer Voyager (Werbeslogan: „Noch besser als das Original von 1984“) folgte dem Trend, ebenso die gerundeten Cityflitzer Ford FiestaMazda 121 und Lancia Y (Werbespruch: „Die Antipoden der Norm“), während der kompakte Nissan Almera und der Ford Scorpio die Grenzen der Eiform ausloteten. Als neue Familienautos fungierten neben Vans (Honda CR-VToyota RAV4 Fünftürer) und frühen SUVs sowie Kombis noch immer klassische Fünf- und Viertürer, wie ein Novitätenreigen zeigte vom Alfa 146 über BMW 5er (E39), Fiat Bravo und BravaNissan MaximaOpel VectraPeugeot 406 bis zum Rover 400.

Chrysler Voyager (Bild: Chrysler Brand Heritage)
Chrysler Voyager
Fiat Brava (Bild: Fiat)
Fiat Brava
Alfa Romeo 146 (Bild: Alfa Romeo)
Alfa Romeo 146

Nicht zu vergessen die kleinen, braven Alltagsgeräte Honda CivicPeugeot 306 Stufenheck, Kia SephiaSubaru Justy oder Suzuki Swift, denen man ihr Alter bis heute ebenso wenig anmerkt wie dem Sound einiger Megahits des Jahres 1995. Vangelis und „Conquest of Paradise“ sowie „Wish You Were Here“ von Rednex etwa, und natürlich Elton Johns „Circle of Life”, bekannter Song aus „Der König der Löwen“, diesem erfolgreichsten Zeichentrickfilm aller Zeiten und scheinbar ewig populären Musical.

Und noch ein Kapitel Kulturgeschichte: Ab 1995 galt auf Inlandsflügen der Lufthansa ein Rauchverbot, auch die skandinavische SAS bekämpfte den blauen Dunst (Austrian Airlines zogen erst 2000 nach). Zeitgleich entfernte der schwedische Autobauer Saab für erste Märkte den Aschenbecher aus seinem neuen Modell 900 – und wurde in Schweden prompt mit einem Preis für den Schutz der öffentlichen Gesundheit ausgezeichnet. Das Überleben seiner Autosparte konnte Saab so nicht sichern, aber als Klassiker finden die Turbos und Cabrios aus Trollhättan auch 2025 Fans, so wie fast alle neuen Oldtimer von insgesamt über 40 Marken.

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