Die Herausforderung des „Dry January“, also im ersten Monat des Jahres nichts zu trinken, wird auch hierzulande immer beliebter. Doch bringt die Abstinenz überhaupt etwas?
Ein Glühwein hier, ein Punsch mit Schuss da, ein Bier, ein Achterl, ein Glaserl Sekt. In der Zeit rund um Weihnachten wird oft mehr getrunken. Es ist ja auch nur zu verständlich: Nach der Anstrengung auf der kalten Skipiste oder dem vielleicht nervenaufreibenden Wiedersehen mit der Familie kann ein Schluck doch nicht schaden. Doch Schaden kann Alkoholkonsum bei aller Tradition eben leider doch. Nicht nur dann, aber eben vor allem auch wenn er zur Sucht wird. Ein immer beliebter werdender Vorsatz für das neue Jahr lautet deshalb: Einen Monat lang Alkoholverzicht.
Immer mehr Anhängern auch in Österreich
Der trockene Monat, auch „Dry January“ genannt, ist eine Gesundheitskampagne, die vor allem in Frankreich, Großbritannien, der Schweiz und Deutschland viele zum Mitmachen bewegt, aber auch in Österreich immer mehr Anhänger findet. Die „Tiroler Krone“ hat mit dem Experten Franz Altenstrasser, Primar der Psychiatrie B am Landeskrankenhaus Hall, über Alkoholsucht gesprochen. Er erklärt, wie sinnvoll ein derartiger trockener Monat ist.
Wenn negative Gefühle runtergeschluckt werden
Alkoholsucht sei keine Randerscheinung, wie Altenstrasser weiß. Die Krankheit ziehe sich durch sämtliche Bevölkerungsschichten und betreffe jedes (Erwachsenen-)Alter. Es sei die häufigste Suchterkrankung und es gäbe Faktoren, die eine Sucht begünstigen. Nicht dazu zählt dabei die Genetik: „Hinsichtlich der Genetik hat man nie etwas gefunden“, berichtet der Experte, „es sind oft Faktoren, die in der Entwicklungsgeschichte eine Rolle spielen. Etwa wenn man als Kind oder Jugendlicher gelernt hat, dass man negative Emotionen hinunterschluckt anstatt sie auszudrücken – entweder weil es Vorbilder auch so gemacht haben oder wenn Bezugspersonen mit ihren Emotionen besonders explosiv waren, sodass man selbst zurückstecken musste.“ Zudem begünstigen gewisse Lebensumstände eine Alkoholsucht: Dazu zählen Arbeitslosigkeit, Probleme – etwa in der Ehe oder in der Arbeit – Krisen, Einsamkeit oder auch Krankheit.
Wie sinnvoll ist es nun ganz allgemein, aber auch für Suchtkranke im Speziellen, einen Monat lang Pause zu machen? „Die völlige Abstinenz ist nach neueren Therapiekonzepten nicht mehr das alleinige Ziel für Suchtkranke. Das ist nämlich für manche gar nicht erreichbar. Man schaut sich mit der betreffenden Person an, was Ziele sein können. Und da ist eine Reduktion sehr hilfreich. Ein alkoholfreier Monat kann also sehr sinnvoll sein. Dann macht man die Erfahrung, dass man eine Zeit lang durchaus nüchtern sein kann. Daher ist die Erfahrung eines trockenen Monats eine wichtige, die man auch umlegen kann – dahingehend, dass man in gewissen Situationen oder Tagen nichts trinkt.“
Wenn aber eine wirkliche Abhängigkeit vorliege, sei es wichtig, dass ein trockener Monat ärztlich begleitet werde. Entzugserscheinungen – im Extremfall sogar epileptische Anfälle – können auf diese Weise medikamentös abgefangen werden.
Prinzipiell gilt: Die Herausforderung eines trockenen Monates schadet niemandem.
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