Jedes Jahr geißeln wir uns mit neuen Neujahrsvorsätzen. Dabei ist es doch so, dass wir schon genug zu tun hätten, würden wir uns endlich mal um das Liegengebliebene kümmern. Ein Vorsatz-Recycling.
Gesund leben
Wir haben nur ein Leben, trotzdem tun wir so ziemlich alles, um dieses so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Wir essen Pommes, Schnitzel und Leberkäse, trinken Alkohol in rauen Mengen und feuern jeden Tag mindestens eine Zuckerbombe ab. Fitnesscenter, Yoga, Spaziergang? Sicher nicht! Der Körper braucht nun alle Energie, um verdauen zu können! Auf der anderen Seite gibt es spindeldürre Yogis, die auch noch mit hundert Jahren die Beine hinterm Hals verschränken können. Sie scheinen sich von Sonnenstrahlen zu ernähren und treiben im Wasser heiliger Flüsse wie frisch gefallene Ginkgoblätter. Da fällt die Wahl doch wirklich leicht...
Dem Bösen entsagen
Wie heißt es bei den Katholiken? „Ich entsage dem Bösen ...“ Ja, wenn das so einfach wäre! Nicht jeder wohnt in mondänen Weltstädten wie New York. Da ist es natürlich verführerisch, sich die Großstadt per Mausklick nach Hause liefern zu lassen. Doch halt! Das Böse hat einen Namen: nicht Orbán, Putin oder Trump, nein, Amazon! Selbst zugegebenermaßen gut gemachte TV-Werbung, in der Pakete mit sanftem Lächeln Vertrauen einflößen, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Amazon einfach keine Steuern zahlt. Can you feel it? Amazon-Mitarbeiter und der Einzelhandel sicher.
Weniger Narzissmus
Der bekannte Gerichtsgutachter und Psychiater Reinhard Haller glaubt, dass wir im „Zeitalter des Narzissmus“ leben. Wir glauben, er hat recht – und das nicht nur wegen des Umstands, dass Kokain wohl bald in ähnlich haushaltsüblichen Mengen wie Staubzucker in der Weihnachtszeit konsumiert wird. Ein Blick auf Facebook, Instagram oder Youtube genügt: Das Ich steht im Mittelpunkt. Dabei gibt es noch so viel anderes, worüber es sich zu berichten lohnen würde! Wie auch immer, für Unverbesserliche empfiehlt sich der Hashtag „#memyselfandi“. Und die Neujahrsvorsätze? Ohne mich!
Gelassenheit
Was in letzter Zeit schwer in Mode gekommen ist, hat sich mittlerweile zur nervenaufreibenden Disziplin ausgewachsen. Womit wir beim Thema wären: Empörung, Kränkung und das Gefühl, generell benachteiligt zu werden, haben sich zu einem echten Hobby entwickelt. Was ist nur aus so schönen Beschäftigungen wie Fliegenfischen (Veganer könnten sich beleidigt fühlen) oder aus dem Sammeln politisch inkorrekter Witze (alle könnten sich beleidigt fühlen) geworden? Es muss einfach einmal gesagt werden: Das ständige Genörgle und Gekränktsein nervt schrecklich. Da hilft nur eines: Einatmen. Und wieder ausatmen.
Keller aufräumen
Es ist natürlich einfacher und auch ein wenig bequemer, sich auf dem Sofa liegend zu überlegen, was man in seinem Leben denn so alles ändern sollte. Woran hält man fest, was lässt man ziehen, wo ist man zögerlich, wo felsenfest überzeugt? Nun ja, in Wirklichkeit sind Überlegungen wie diese doch nur eines: die perfekte Ausrede, um nicht in den Keller gehen zu müssen und endlich die enorme Ansammlung von Hässlichem, Unbrauchbarem, Sperrigem und Kaputtem in Ordnung zu bringen. Jetzt ist immer der beste Zeitpunkt: Sicher gab es wieder ein Weihnachtsgeschenk, das eigentlich auf den Sperrmüll landen müsste, aber wegen nicht genügend ausgebildeter Hartherzigkeit doch wieder in den Keller muss...
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