Ach, übrigens...

Big Gianni

Vorarlberg
01.01.2025 10:55

In seinem Jahresrückblick beschäftigt sich „Krone“-Kolumnist Harald Petermichl ausnahmsweise mit Gianni Infantino. Was aber schon verständlich ist, über den FIFA-Boss gibt es nun einmal jede Menge zu berichten. Nicht immer positives.

Die Ordination von Dr. Mir Zvonko wäre ebenso eine Möglichkeit wie die von Dr. Ingemar Stec, wenn man in Brig im Oberwallis (VS) nach einer Anlaufstelle für die Behandlung psychischer Erkrankungen sucht. Zwar haben beide Fachärzte für Psychiatrie den Vermerk „Aufnahme neuer Patienten bitte abklären“ auf ihren Websites stehen, aber einem bekannten arabophilen Fußballfunktionär aus Brig wird man einen Terminwunsch kaum abschlagen können, zumal bei der Eindeutigkeit der Symptome der sonst immense Zeitaufwand für die Differenzialdagnostik äußerst überschaubar sein dürfte. Denn sobald es sich um jemanden handelt, so ein einschlägiger Diagnoseleitfaden, „der davon überzeugt ist, dass alles, was er tut, sagt oder denkt, großartig ist“, deutet schon einiges auf das durch eine narzisstische Persönlichkeitsstörung verursachte Krankheitsbild Megalomanie hin.

Solche Menschen überschätzen ihre Fähigkeiten, haben ein überzogenes Selbstwertgefühl und neigen dazu, die Fähigkeiten anderer herunterzuspielen. Sie verkehren mit in ihren Augen besonderen Personen, treten Einrichtungen von Rang und Namen bei und möchten bewundert werden, gleichzeitig haben sie ein übertriebenes Gefühl, bedeutend und talentiert zu sein, beschäftigen sich ständig mit Fantasien von grenzenlosen Errungenschaften, Einfluss oder Macht, glauben, dass sie einzigartig sind, nutzen andere aus, um ihre eigenen Ziele zu erreichen und sind arrogant und überheblich. Diagnostisch wäre das also, ohne den dafür ausgebildeten Mediziner:innen vorgreifen zu wollen, vermutlich kein Hexenwerk, zumal noch ein weiteres Merkmal, nämlich dass die „Verhaltensart“ der Betroffenen durch „intelligent eingesetztes, gut vernetztes und finanziertes Machtstreben kompensiert“ wird, aus Sicht des Laien ebenfalls zutrifft.

Schwieriger ist da schon die Frage, wie Dr. Zvonco oder Dr. Stec den Patienten Infantino therapieren sollten, denn es fällt schwer, zu glauben, dass geläufige Methoden, um „den Mangel an Anpassungsfähigkeit und sozial unerwünschtes Verhalten zu verringern“ oder „die Persönlichkeitsmerkmale zu ändern, die Schwierigkeiten verursachen“, im konkreten Fall Aussicht auf Erfolg haben könnten. Aber wer weiß, vielleicht ist der Herr Präsident ohnehin nicht daran interessiert, seinen Größenwahn inklusive Allmachtsphantasien behandeln zu lassen und zwar aus zwei Gründen: Zum einen scheint er nicht besonders unter seinen Symptomen zu leiden, zum anderen könnte ein ärztliches Attest im Hinblick auf potenziell anstehende juristische Auseinandersetzungen durchaus von Vorteil sein, denn man weiß ja nie, auf welche Ideen Nachfolger kommen, wenn sie beginnen, das Büro ihres Vorgängers aufzuräumen. Sepp Blatter kann ein ganzes Liederbuch davon singen.

Sepp Blatter hält nichts von übler Nachrede. (Bild: AFP)
Sepp Blatter hält nichts von übler Nachrede.

Verlassen sollte man sich darauf allerdings nicht, wie der Fall Manfred Schmider zeigt. Der geschäftstüchtige Badener hatte mit seiner Firma FlowTex Horizontal-Bohrmaschinen verkauft, vermutlich die besten aller Zeiten. Von den 3.400 verkauften Geräten existierten bei genauerer Betrachtung des undurchsichtigen Schneeball-Firmengeflechts allerdings nur ganze 220, was irgendwann ruchbar wurde und dem auch von den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Späth und Teufel hofierten Geschäftsmann eine Anklage wegen betrügerischer Geschäftspraktiken mit einem Schaden in Höhe von über zwei Milliarden Euro einbrachte. Die Verteidigung versuchte das Schlimmste zu verhindern und baute ihre Strategie darauf auf, für ihren Mandanten durch die Attestierung eines Harry Potter-Syndroms, einer speziellen Spielart der Megalomanie, auf Schuldunfähigkeit zu plädieren. Daraus wurde aber nichts, es kam zu einer mehrjährigen Haftstrafe und danach entstand aus dieser Geschichte am Badischen Staatstheater Karlsruhe ein drittklassiges Musical mit dem Titel „Big Manni“.

John Malkovich wäre doch eine grandiose Besetzung für die Infantino-Rolle. (Bild: ABDELHAK SENNA/AFP/picturedesk.com)
John Malkovich wäre doch eine grandiose Besetzung für die Infantino-Rolle.

Das wiederum würde Gianni Infantino sicher gefallen. Ein musikalisches Spektakel mit dem Titel „Big Gianni“, das, gleichzeitig mit der WM 2034 startend, dreimal täglich in einem eigens dafür gebauten und 18.000 Plätze bietenden Musicalhaus irgendwo in der Wüste Rub al-Chali aufgeführt wird. Für die Titelrolle sollten Dwayne Johnson, Jason Statham oder John Malkovich besser heute als morgen angefragt werden. Muss ja auch frisurtechnisch passen.

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