Es ist eine Story wie aus einem Märchen: Angereist war Aaron Gruen aus den USA nach Wien, um erstmals im Leben das Neujahrskonzert im Musikverein live zu erleben. Seine Teilnahme am LCC-Silvesterlauf tags zuvor war eigentlich nur ein Nebenaspekt. Doch der Marathonläufer und Musiker, gewann das 5,325 km lange Rennen um den Ring überlegen in 15:22 Minuten.
Aaron Gruen war ein Überraschungssieger, den kaum jemand kannte. Dabei ist der in Providence lebende Elite-Student seit zwei Jahren Österreicher und startet für das ÖBV Pro Team. Allerdings bestritt der 25-Jährige jetzt erst in Wien seinen ersten Wettkampf in Österreich – und gewann diesen auf Anhieb. Welch ein Debüt des Aaron Gruen, dessen Vita bemerkenswert ist!
Er wuchs in München als Sohn eines US-Amerikaners und einer Deutschen auf, ging später zum Studium in die USA und entwickelte sich dort auch von einem Hobbyläufer zu einem Spezialisten im Halbmarathon (1:04:35) und Marathon (2:14:21). Aaron Gruen, dessen Großvater Anfang des Zweiten Weltkriegs aus Wien flüchten musste, ist seit 2022 österreichischer Staatsbürger. Im Juni 2024 hat er bei der World Athletics einen Nationenwechsel beantragt, dem der US-Verband und der ÖLV zugestimmt haben.
Nach dem Sieg 20 Kilometer im Prater
Aus den USA war er heuer nach München geflogen, um seine Eltern über Weihnachten zu besuchen. Sein Vater war es gelungen, Tickets für das Neujahrskonzert zu ergattern. Deshalb kam er mit seinem Sohn nach Wien. Aaron nutzte aber auch die Gelegenheit, seinen ersten Wettkampf in Österreich zu bestreiten. Nach dem Rennen, das er sicher gewann, wartete er die Siegerehrung ab, holte sich seinen schönen, großen Pokal ab, den sein Vater ins Hotel mitnahm. Aaron selbst lief nach dem Silvesterlauf in den Prater, weil er auf Anweisung seines Trainers noch 20 km trainieren musste…
Denn das 5-km-Rennen war für Aaron Gruen nur eine Kleinigkeit, ein Aufwärmen. Er hat ganz große Pläne im Marathonlauf, traut sich zu, seine heuer in Chicago erzielte Bestzeit deutlich zu verbessern. Im Jänner trainiert er im bekannten Höhentrainingslager von Boulder (Colorado), dann läuft er am 8. Februar in Mesa einen Halbmarathon und am 30. März den McKirby-Marathon. Wer weiß, in welche Bereiche Aaron Gruen noch vordringen kann…
Studium in den USA
Über seinen spannenden Werdegang als Läufer und Elite-Student erzählt Aaron Gruen: „Ursprünglich wollte ich in Deutschland entweder Cello oder Medizin studieren, habe mich dann aber für die Brown Universität (Providence) entschieden, da ich dort meine Interessen und die zwei Studienfächer besser kombinieren kann. Während der Corona-Zeit wohnte ich ein Jahr lang in Prag und studierte dort Cello an der Musikhochschule. Dort bin ich auch viel mehr gelaufen. Obwohl ich in der sechsten Klasse eine Leidenschaft für den Laufsport entwickelt habe, war es bis 2020 nur ein intensives Hobby.“
Aus dem Hobby wurde mehr! Als er 2021 nach Providence zurückkam, trainierte er intensiver für den Marathon. Über 2:34 steigerte er sich inzwischen auf 2:14:21, womit er heuer bereits drittschnellster Österreicher war. Sein Studium trieb er weiter voran, hat an der Brown University ein Chemie-Studium abgeschlossen und hat bereits einen Platz an der Harvard Medical School fix, den er ab August 2025 wahrnimmt. Neben dem Studium und dem Laufen unterrichtet er Cello und gibt Konzerte und Auftritte als Solist und in Kammermusik-Ensembles.
Mehr als nur Sport
Seit 2022 besitzt also Aaron Gruen die österreichische Staatsbürgerschaft gemäß § 58c Abs. 1a des Staatsbürgerschaftsgesetzes 1985. „Mein Großvater musste mit seiner Familie am Anfang des Zweiten Weltkriegs aus Wien flüchten. Mein Vater hat die Dokumente über die letzten Jahre gesammelt und wir haben dann zusammen die Staatsbürgerschaft erworben. Ich spiele viel Musik aus der Zeit des Holocaust. Tatsächlich befasste sich meine Bachelorarbeit mit der in Theresienstadt komponierten Musik!“ Österreich zu repräsentieren bedeutet Aaron Gruen, mehr als nur Sport zu treiben: „Es ist eine Möglichkeit, das Unrecht der Vergangenheit intern zu korrigieren.“
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