Spannendes Duo zum musikalischen Start ins Neue Jahr: Am Vormittag des 1. Jänner waren traditionell die Wiener Philharmoniker dran, am Abend dann luden die Grazer Kollegen zu ihrem Neujahrskonzert. Heuer begab man sich unter der Leitung von Johannes Braun auf eine poetische Reise zwischen Großbritannien und den USA.
Das Neujahrskonzert der Grazer Oper ist eine Art Gegengewicht zu seinem großen Bruder in Wien: Statt auf Walzerseligkeit mit nur wenigen Variablen, setzen die Grazer Philharmoniker Jahr für Jahr auf ein neues Motto und eine völlig neue Musikauswahl: Im Vorjahr lud Chefdirigent Vassilis Christopoulos auf eine champagnergetränkte Rundfahrt durch Frankreich, heuer konnte man sich mit seinem „Vize“ Johannes Braun und Intendant Ulrich Lenz als launigem Moderator auf eine Reise durch die anglophone Welt des 20.Jahrhunderts begeben. Denn Braun hatte für sein Neujahrs-Debüt nur Werke britischer und US-amerikanischer Komponisten ausgewählt, die zwischen 1904 und 1976 entstanden waren.
Tatendrang und Sentimentalität
Eingeläutet wurde die Reise zwischen alter und neuer Welt an der britischen Ostküste – mit dem „Sunday Morning“ aus Benjamin Brittens „Peter Grimes“, das wunderbar zwischen turbulentem Tatendrang und schwelgerischer Sentimentalität schwankt.
Dieser poetischen Schwankung zwischen Tatendrang und Sentimentalität blieb der Abend auch im Rest des Programmes treu – egal ob die Philharmoniker nun herzhaft durch Bernsteins Tänze aus „On The Town“ swingten oder Sopranistin Ekaterina Solunya sich durch die Arie der Anne Trulove aus Strawinskys „The Rake’s Progress“ träumte, ob Mezzosopran Anne Brull in Leonard Bernsteins „Take care of this house“ die Stabilität der Demokratie heraufbeschwor oder Erzähler Will Frost in den Auszügen von William Waltons „Facade“ mit halsbrecherischem Mut Edith Sitwells zungenbrecherische Poeme zum Besten gab.
Ein virtuoser Höhepunkt
Für die musikalischen wie emotionalen Höhepunkte der Reise sorgte jedoch der deutsche Geigen-Star Rebekka Hartmann mit zwei sehr unterschiedlichen Stücken: Sie glänzte in der ersten Hälfte des Neujahrskonzerts als cineastisch schwebende Lärche in Ralph Vaughn Williams‘ „The Lark Ascending“ und im zweiten Teil mit dem virtuos stolpernden 3. Satz aus Samuel Barbers Violinkonzert op. 14. – in beiden Fällen mit wunderbarem Gespür begleitet von Braun und den Grazer Philharmonikern.
Das Resultat: Einmal mehr war das Grazer Neujahrskonzert ein Hit, weil es eben nicht (nur) auf Hits der Klassikwelt setzt, sondern das Publikum auf eine poetische Reise mitnimmt. Und für alle, die Neujahr nicht ganz ohne Walzer erleben möchten, packten Johannes Braun und die Philharmoniker als Zugabe mit „Erinnerung an Covent Garden“ sogar noch einen „britischen“ Strauss-Walzer aus: Well done!
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