Standort Vorarlberg

Rekord-Handelsüberschuss trotz Export-Rückgang

02.01.2025 13:15

Trotz multipler Krisen und allgemein schwächelnder Konjunktur zeigte sich die Vorarlberger Exportwirtschaft im ersten Halbjahr 2024 sehr robust. Unterm Strich steht sogar ein historischer Handelsbilanzüberschuss.

0 Kommentare

Die Vorarlberger Wirtschaft hatte im vergangenen Jahr mit vielen Herausforderungen zu kämpfen: Die Energiekrise und die Teuerung, aber auch die allgemeine Konjunkturabflachung – insbesondere beim wichtigsten Handelspartner Deutschland – sowie die nach wie vor herausfordernde Fachkräftesituation haben sich negativ auf die Geschäfte ausgewirkt.

Ein Blick auf die Außenhandelsbilanz zeigt aber, dass sich die Ländle-Unternehmen im Vergleich sehr gut gehalten haben. So gab es zwar im ersten Halbjahr 2024 sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen Rückgänge zu verzeichnen, allerdings auf nach wie vor sehr hohem Niveau: Die Ausfuhren schrumpften im Vergleich zu den ersten zwei Quartalen 2023 um 2,7 Prozent auf nunmehr 6,6 Milliarden Euro, die Importe um 6,6 Prozent auf rund 4,6 Milliarden Euro.

Mit der ganzen Welt eng verflochten
Unterm Strich ergibt das einen Handelsbilanzüberschuss von gut 1,9 Milliarden Euro – ein neuer Rekord. „Trotz der schwierigen Ausgangssituation sowie der schwachen Konjunktur der wichtigsten Handelspartner zeigt sich die Vorarlberger Wirtschaft verhältnismäßig stark. Im Bundesländervergleich liegt Vorarlberg bei den Exporten pro Kopf weiterhin auf hohem Niveau – konkret auf Platz zwei. Beim Handelsbilanzüberschuss pro Kopf belegen wir nun sogar den ersten Platz“, sieht Wirtschaftslandesrat Marco Tittler (VP) den hiesigen Standort im Vergleich zu anderen Regionen stark aufgestellt.

Ein Grund für diese relative Stärke ist der Umstand, dass die Vorarlberger Exportwirtschaft sehr breit aufgestellt ist: Mit rund 230 Regionen und Destinationen weltweit werden aktive Handelsbeziehungen unterhalten. Knapp 58 Prozent der Exporte und zwei Drittel aller Importe entfallen auf die Mitgliedstaaten der EU. Unangefochten wichtigster Handelspartner Vorarlbergs bleibt Deutschland mit einem Anteil von 27 Prozent am Gesamtexportvolumen und 38 Prozent am Importvolumen.

Die EFTA mit den Nachbarländern Schweiz und Liechtenstein ist der zweitwichtigste Partnermarkt, über 13 Prozent aller Exporte und Importe gehen auf das Konto der EFTA. Erst danach folgen die USA als wichtigster außereuropäischer Handelspartner – und das bei solidem Wachstum: Im ersten Halbjahr 2024 konnten Warenbewegungen im Wert von 418 Millionen Euro (+7,5 Prozent) bei den Exporten und 31 Millionen Euro (+7,4) bei den Importen verzeichnet werden.

Handelsbeziehungen mit GUS-Staaten eingebrochen
Viertgrößter Handelspartner ist China, wobei die Geschäftstätigkeit mit dem Reich der Mitte zuletzt deutlich an Dynamik verloren hat. Regelrecht eingebrochen sind seit der russischen Invasion in der Ukraine die Handelsbeziehungen mit den GUS-Staaten.

Angesichts der vielen Unsicherheiten plädiert WKV-Präsident Karlheinz Kopf für eine „kluge Handelspolitik“, welche die Erschließung neuer Märkte unterstützt: „Dazu gehört auch der Abschluss neuer Handelsabkommen. Mit dem EU-Mercosur-Freihandelsabkommen hat die österreichische Exportwirtschaft eine große Chance.“ Aktuell exportiert Vorarlberg Waren im Wert von gut 23 Millionen Euro in die Mercosur-Länder.