Kurioses Biopic

Robbie Williams: Lebensrückschau in Affenform

Unterhaltung
03.01.2025 06:00

Entertainer, Skandalnudel, Familienvater – Ex-Boyband-Mitglied und Superstar Robbie Williams ist vieles. Im Kino läuft derzeit das Biopic „Better Man“, das seine wilden Sturm-und-Drang-Jahre zeigt – mit Robbie als Affen. Dazu sprach die „Krone“ mit ihm und Regisseur Michael Gracey.

Biopics über Rockstars entwickelten sich über die letzten Jahre zu einer eingängigen Einnahmequelle für unterschiedliche Filmstudios. Qualitativ gelang das manchmal herausragend gut („Walk The Line“), meistens durchaus adäquat („Bohemian Rhapsody“, „Rocketman“, „Straight Outta Compton“), zuweilen ging es aber auch kräftig in die Hose („Bob Marley: One Love“). Einen auf den ersten Blick völlig absurden, dadurch aber auch genialen Ansatz wählten der australische Regisseur Michael Gracey („The Greatest Showman“) und Superstar Robbie Williams für „Better Man – Die Robbie Williams Story“. Robbie wird darin von einem CGI-animierten Affen gespielt, der vom aufstrebenden Darsteller Jonno Davies verkörpert wird und die Konturen von Robbie verpasst bekam. Was in der Theorie nach üblem Trash klingt, entpuppt sich in der praktischen Umsetzung als gleichermaßen amüsante wie warmherzige Rückschau auf ein Rockstarleben mit allen Höhen und Tiefen, wie man es kennt und als neugieriger Zaungast liebt.

Dressierter Showbiz-Affe
„Die Idee, das Leben von Robbie aus einer besonderen Perspektive als Affe zu zeigen, war eine Herausforderung“, lacht Regisseur Stacey im Gespräch mit der „Krone“, „zwei Jahre lang wurde ich abgewiesen, denn verschiedene Finanziers wollen sich natürlich sicher sein, dass ein Film auch definitiv Geld abwirft. Sicher sein konnten wir uns mit der Idee aber nicht. Die meisten dachten anfangs, die Affenszenen würden eine Art Albtraum widerspiegeln. Als ich sagte, dass Robbie im ganzen Film als Affe auftritt, waren die Gespräche meist schnell vorbei.“ Auf die Idee, Robbie als Affen darzustellen, kam der Künstler selbst. Der 50-Jährige sieht sich selbst als „dressierten Showbiz-Affen“, perfekten Entertainer und Narzissten. „Vor allem habe ich mich durch den Film wiederentdeckt“, erzählt Williams der „Krone“ beim Interview in Köln, „und dabei bemerkt, dass ich heute eine andere Person bin.“

Die Erzählstruktur von „Better Man“ ist dem klassischen Rockstar-Narrativ nachempfunden. Ein Junge aus der britischen Working-Class wird gemobbt und hat einen Traum, den er mit viel Beharrlichkeit und einer „frechen Goschn“ in die Realität umsetzt. Er hat eigentlich keine Chance, setzt sich aber überall durch. Er kommt mit dem Ruhm nicht klar und verfällt Sex, Alkohol und Drogen. Auf seinem Weg an die Spitze und wieder zurück auf den Boden brechen Beziehungen und Freundschaften, während Selbstzweifel und Egoprobleme exponentiell zunehmen. Am Ende zeigt sich der Superstar geläutert und versöhnlich und steigt mit einem Swing-Programm in seinen zweiten Lebensabschnitt. „Better Man“ konzentriert sich natürlich auf die wilden und skandalträchtigen Jahre von Robbie und lässt den geläuterten Ehemann und Crooner außen vor. „Wer will schon eine langweilige Story sehen“, erzählt Williams, „wenn ich ein Biopic über einen Rockstar sehen will, dann so eine, wo der Protagonist das Koks vom Schädel eines Zwergs zieht – natürlich metaphorisch.“

Emotionale Erinnerungen
In der mehr als zweistündigen Produktion gibt es viele emotionale und aufwühlende Szenen, die auch so manch alte Wunde in Williams‘ Leben wieder aufrissen. Die Szene mit seiner Ex-Freundin Nicole Appleton ging ihm besonders unter die Haut. „Als ihr Freund war ich ein richtig übler Scheißkerl und als ich lernte, endlich ein Mensch zu sein, habe ich mich für mein Verhalten sehr geschämt. Für den Film in diese Zeit zurückzugehen, wäre leichter gewesen, wenn sie keine nette Person gewesen wäre – leider war sie das aber immer.“ Auch Gracey erinnert sich, dass das „Go“ der ehemaligen Sängerin der All Saints ein Schlüsselmoment war. „Wir haben ihr das Skript, die Idee und die Choreografien nähergebracht und wollten, dass sie sich dabei wohlfühlt, wie sie repräsentiert wird. Sie gab uns nicht nur das Okay, sondern hat alles großartig aufgenommen. Ich bin unheimlich dankbar, dass sie den Film so unterstützt hat.“

Robbie heute: Der mittlerweile 50-Jährige ist gesettelter Familienvater – kann aber noch immer gut die Sau rauslassen. (Bild: Paramount Pictures)
Robbie heute: Der mittlerweile 50-Jährige ist gesettelter Familienvater – kann aber noch immer gut die Sau rauslassen.

Einen elementaren Teil des Films nimmt Robbies Zeit als Mitglied der Boyband Take That ein, die ihn einerseits zum Superstar, andererseits aber auch zum zwischenmenschlichen Ekelpaket gemacht hat. Die Kämpfe mit Bandkollege Gary Barlow waren legendär. „Meine Erinnerungen sind aber auch andere als seine“, erzählt uns Robbie, „es gibt Garys Sicht der Dinge, meine Sicht der Dinge und als dritte Option die Wahrheit. Ich bin ein unberechenbarer Charakter und weiß oft selbst nicht, was ich als Nächstes sage. Das macht mich instabiler als meine Kollegen.“ Im Zeitalter der Cancel Culture hat sich Robbie Williams seine ganz eigene Nische geschaffen. „In der Welt der Unterhaltung haben heute alle Angst, etwas Falsches zu sagen, weil es so schnell passieren kann. Ich attackiere mich aber in erster Linie selbst und damit kann niemand ein Problem haben.“ Die offen zur Schau gestellte Selbstironie unterscheidet „Better Man“ auch vom Gros der anderen Biopics. Während Stars sich selbst gerne ins rechte Licht gerückt sehen, hat Robbie kein Problem damit, anders wahrgenommen zu werden.

Achterbahnfahrt der Emotionen
„Ich habe irgendwann realisiert, wie dumm viele Dinge im Entertainment sind. Manchmal kann übertriebener Zynismus sehr dunkel werden, da muss man aufpassen. Ich habe jedenfalls früh bemerkt, wie dämlich das Musikgeschäft ist und wenn man sich dessen gewahr ist, kann man damit spielen.“ Regisseur Gracey war von Robbies Offenheit beeindruckt. „Die düsteren und schweren Szenen im Film sind zu 100 Prozent wahr und authentisch. Der Film ist eine Achterbahnfahrt der Emotionen und Robbie kommt oft nicht gut dabei weg. Als er das Endprodukt erstmals sah, wollte er nicht eine einzige Szene verändert oder geschnitten haben. Ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er nicht nur sagte, er will authentisch rüberkommen, sondern diese Wahrheit auch zuließ.“ Die unterschiedlichen Szenen sind mit Songs aus Williams‘ Schaffen garniert, die er für den Film noch einmal neu eingesungen hat. „Ich bin jemand, der sehr narzisstisch veranlagt ist und gerne damit spielt“, ergänzt Robbie, „ich mag es, manchmal dümmlich zu sein. Ernste Menschen verärgern mich.“

Robbie Williams und All Saints-Sängerin Nicole Appleton: Eine komplizierte Beziehung. (Bild: Paramount Pictures)
Robbie Williams und All Saints-Sängerin Nicole Appleton: Eine komplizierte Beziehung.

Das offen zur Schau gestellte Rockstar-Narrativ wird einen zweiten Teil oder eine etwaige Serie verhindern, schließlich werden die spannenden Momente in Williams‘ buntem Leben sehr gut und kompakt zusammengefasst. Welchen Verlauf hätte das Leben des Briten denn genommen, hätte es Mitte der 90er-Jahre schon Social-Media-Plattformen gegeben? „Man hätte mich längst aus dem Showbusiness gestrichen, weil es viel zu viele Möglichkeiten gibt, meine Persönlichkeit zu stigmatisieren. Aus dieser Kultur muss man sich heute rausziehen, sonst dreht man durch. Das Auge des Sturms ist heute nicht mehr auf mich gerichtet und darüber bin ich sehr froh.“

Live in Wien
Wem der Genuss des Biopics „Better Man“ nicht reicht, der kann Robbie Williams diesen Sommer in Österreich auch live sehen. Am 12. Juli spielt er im Zuge seiner „Mr. Entertain You“-Tour im Wiener Ernst-Happel-Stadion und freut sich bereits darauf: „Österreich liebt mich und ich liebe die Österreicher. Ihr könnt euch auf jeden Fall den größten Showman erwarten, den es da draußen gibt.“ Unter www.oeticket.com gibt es noch Karten und auch weitere Informationen für das große Konzerthighlight.

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