(Bild: KMM)

Nur Striptease-Star

(Fast) keine wollte den ersten Bikini vorführen

In jenem Jahr, als die USA Atomwaffentests im pazifischen Bikini-Atoll durchführten, präsentierte eine Striptease-Tänzerin den ersten Bikini der Geschichte. Entworfen hatte ihn1946 ein französischer Maschinenbauingenieur, der die knappen Stoffstücke nach den nuklearen Tests benannte.

Vier dreieckige Stoffstücke, nur von Kordeln zusammengehalten, die gerade einmal das Nötigste verhüllten: Das war der erste moderne Bikini. Der Schöpfer dieser Kreation hieß Louis Réard, war gelernter Maschinenbauingenieur, und führte die Dessous-Boutique seiner Mutter in Paris. Réard war aufgefallen, dass die Frauen am Strand die Höschen ihres Badeanzugs immer weiter nach oben rollten und die Ausschnitte dafür immer weiter nach unten zogen, um möglichst viel Sonnenbräune einzufangen. Warum also nicht ein Badekostüm kreieren, das es den Damen ermöglicht, so viel Haut wie möglich zu exponieren?

Die besagten vier Stoffstückchen, die laut ihrem Schöpfer „kleiner als der kleinste Badeanzug“ waren, brauchten aber noch einen Namen, der im Gedächtnis bleibt. Und weil Louis Réard auch ein Marketinggenie war, nannte er seine Kreation „Bikini“.

Denn am 30. Juni 1946 hatten die Amerikaner im pazifischen Bikini-Atoll spektakuläre Atomwaffentests in diesem Naturparadies durchgeführt, die die Welt in Atem hielten. Mehr als 600 Kameras waren im Bikini-Atoll stationiert, die Fotos gingen durch die Weltpresse. Die erste amerikanischer Atombombe in der Südsee stellte den Anfang des Wettrüstens zwischen Ost und West dar – der kalte Krieg hatte begonnen.

Einen Namen, der für Aufmerksamkeit sorgte, hatte Louis Réard nun, allerdings drohte die Vorstellung seines Bikinis an etwas anderem zu scheitern: Es fand sich nämlich keine Frau, die sich traute, seine Badekreation in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Zu gewagt, zu ordinär war der Bikini. Alle Mannequins, Fotomodelle und Revuetänzerinnen, bei denen Réard anfragte, lehnten entrüstet ab. Schließlich fand er eine Striptease-Tänzerin, die bereit war, den Bikini zu präsentieren. Sie hieß Micheline Bernardini, war 19 Jahre alt und arbeitete im Casino de Paris.

Louis Réard mit einem weiteren seiner Bikini-Modelle (Bild: picturedesk.com/SIPA PRESS / Action Press/Sipa / picturedesk.com)
Louis Réard mit einem weiteren seiner Bikini-Modelle

Die Präsentation seines Bikinis am 5. Juli 1946 richtete Louis Réard wie ein modernes Marketing-Event aus. Er lud die gesamte Presse ins populärste und edelste Bad von Paris – das Piscine Molitor – und ließ Micheline Bernardini im knappen Bikini vor den Fotografen und Filmkameras auf und ab spazieren. Dazu sprach Réard in die Kameras: „Der Bikini ist so klein, dass er alles über die Trägerin enthüllt bis auf den Geburtsnamen ihrer Mutter!“

Die Bikini-Vorführung war ein medialer Erfolg, Zeitungen und Magazine berichteten aufgeregt über die sexy Badekleidung. So viel Haut hatte man vorher bei Tageslicht noch nicht gesehen – und nun sollten die Frauen so an den Strand gehen! Der Bikini kam gut an, vor allem bei den Männern: Mademoiselle Bernardini erhielt in den Wochen nach der Präsentation über 50.000 Fanbriefe.

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Der Bikini ist so klein, dass er alles über die Trägerin enthüllt bis auf den Geburtsnamen ihrer Mutter!

Designer Louis Réard über seine Kreation

Der Bikini war zwar ein Publicityerfolg, ein Verkaufsschlager wurde er jedoch nicht – noch nicht. An den meisten Stränden am Mittelmeer wurde das Tragen verboten, Réards Bikini war einfach zu frivol für die damalige Zeit. Und auch die Frauen nahmen den Bikini noch nicht an, zumindest noch nicht in dieser gewagten Version. Zwar kamen zeitgleich auch in den USA Zweiteiler für den Strand auf, doch ähnelten diese Modelle in keiner Weise dem Mini-Bikini, den die Stripperin Micheline Bernardini vorgestellt hatte.

Denn die Oberteile wirkten wie Tops, die Höschen reichten bis zum Bauchnabel und bedeckten dazu auch noch gutes Drittel der Oberschenkel. Selbst die legendären Fotos von Marylin Monroe im berühmten Punkte-Bikini, die fünf Jahre nach der Vorstellung des Bikinis aufgenommen wurden, zeigten nicht so viel Haut wie Louis Réards dreieckige Stoffstücke. Gegen Micheline Bernardini im knappen Bikini wirkte selbst Marylin Monroe geradezu bieder.

Den wirklichen Durchbruch des Bikinis brachte erst 16 Jahre später der erste James-Bond-Film mit Sean Connery und Ursula Andress in „James Bond jagt Dr. No“. Ursula Andress, die als Agentin Honey Ryder aus den Fluten der Karibik auftauchte, schrieb darin nicht nur Film-, sondern auch Modegeschichte. Den legendären cremefarbenen Bikini mit breitem Gürtel hatte die Schauspielerin am Vorabend des Drehtages sogar noch selbst umgeändert, weil ihr das Modell der Kostümbildner nicht gefallen hatte. Ursula Andress’ Auftritt im Film, in dem sie im knappen Bikini aus den Fluten des Meeres entsteigt, traf den Nerv ihrer Zeit.

Ursula Andress  verhalf dem Bikini zum Durchbruch. (Bild: picturedesk.com/Cinema Legacy Collection / dpa Picture Alliance / picturedesk.com)
Ursula Andress  verhalf dem Bikini zum Durchbruch.

Die Zeit war nun reif für knappe Bikinis. Die Bond-Girl-Badebekleidung wurde Standard für die neue Generation der Bikinis: sexy, aber nicht allzu knapp, gut geschnitten und vor allem unglaublich stylish. Von nun an wagten sich alle Frauen leicht bekleidet im Bikini an den Strand.

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