Geboren in den frühen 1960er-Jahren, sind die „Babyboomer“ die demografisch stärkste Generation der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nun verlassen die Babyboomer den Arbeitsmarkt. Sie haben jetzt schon Geschichte geschrieben.
Sie sind viele, sie sind Leistungsträger, und sie sind eine Wählergruppe, an der die Politik nicht vorbeikommt. In den nächsten Jahren verlassen die letzten Babyboomer den Arbeitsmarkt, bereits jetzt beginnt eine Rückschau. Für welche Erfahrungen und welche Werte steht diese Generation? Wie hat sie unser Land und unsere Gesellschaft geprägt?
Als Babyboomer bezeichnet man die Generation mit den stärksten Geburtenraten nach dem Zweiten Weltkrieg. In Österreich und Deutschland setzten diese etwas später als in Westeuropa ein, gegen Ende der 1950er-Jahre.
In Österreich wurden im Jahr 1963 die meisten Kinder geboren. Die Kindheit der Babyboomer unterschied sich deutlich von jener ihrer Vorgänger- und Nachfolgergeneration. Ihre Vorgänger waren die „Kriegskinder“, deren Kindheit von Kriegserfahrung, Zerstörung und autoritärer Erziehung geprägt war. Dieses Schicksal blieb den Babyboomern erspart. Bei ihren Nachfolgern rückte das Kind ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Diese Erfahrung machten die Babyboomer aber auch nicht, denn sie waren immer viele.
Wenige Ein-Kind-Familien, dafür viele Gleichaltrige
Dies ist auch die prägendste Erfahrung der Babyboomer: Immer einer oder eine von vielen zu sein. Ein-Kind-Familien gab es nur wenige, die Babyboomer wuchsen nicht im Einzelzimmer, sondern im Kinderzimmer auf. Dafür hatten sie immer viele Gleichaltrige um sich. Weil es kein mit heute vergleichbares Freizeitangebot gab, verbrachten die Babyboomer ihre freie Zeit ohne Vorgaben und oft auch ohne Aufsicht, mit den vielen anderen Kindern – eine Freiheit, die es heute für Heranwachsende meist nicht mehr gibt.
In der Schule, in der Ausbildung, beim Studium machten die Babyboomer ebenfalls die Erfahrung, dass es von ihnen viele gibt. Man trat stets gegen viele an und konnte keine Individualförderung erwarten. Bei der Jobsuche erlebten sie, wie sie aus der großen Menge der gut Ausgebildeten ausgesiebt wurden. Das prägte. Herausgekommen ist eine außergewöhnlich wettbewerbsorientierte und leistungsstarke Generation.
Work-Life-Balance kannten die Babyboomer in ihrer Jugend nicht
Allerdings machten die Babyboomer auch eine andere Erfahrung, auf die ihre Nachfolger verzichten müssen: Sie wuchsen in der Gewissheit heran, dass sich Leistung und Einsatz auszahlen. Das Versprechen, dass, wer sich im Beruf anstrengt, bescheidenen Wohlstand und Sicherheit erwarten darf, kann heute nicht mehr gegeben werden. Dafür waren Freizeit und Selbstverwirklichung ein rares Gut bei den Babyboomern. Work-Life-Balance kannten sie nicht – weder gab es diesen Begriff, als sie jung waren, noch hätte ihnen in ihrer Jugend ein Vorgesetzter den Wunsch nach mehr Freizeit und weniger Arbeit zugestanden.
Die Babyboomer haben fest in den Sozialstaat einbezahlt und dürfen jetzt – wohl als letzte Generation – mit einer auskömmlichen Pension rechnen. Dass ihnen eine Regierung einen Strich durch die (Alters-)Rechnung macht, ist nicht zu erwarten. Denn die Babyboomer sind die stärkste Wählergruppe. Die Politik kann sie nicht ignorieren.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.