ÖSV-Adler Stefan Kraft hat vor dem dritten Springen der Vierschanzentournee erklärt, dass ihm ein Sieg in Innsbruck viel bedeuten würde. „Es ist ein großer Wunsch von mir in diesem Hexenkessel zu gewinnen“, gibt sich der Routinier motiviert. Dass er ausgerechnet auf dieser legendären Schanzen noch nicht gewonnen hat, ist ein großes Manko. Doch die Vorfreude ist bei seinen Teamkollegen, und zugleich größten Konkurrenten, ebenfalls groß.
Der Innsbrucker Bergisel soll am Samstag zum Schauplatz der nächsten Gala der ÖSV-Skispringer werden. Daniel Tschofenig und Co. sind auf der Heimschanze nicht nur auf einen weiteren Sieg aus, sondern wollen gleichzeitig auch eine Vorentscheidung in der Vierschanzen-Tournee herbeiführen. Tschofenig geht aus der Pole Position in den vorletzten Bewerb, Innsbruck-Vorjahressieger Jan Hörl hat mit geringem Rückstand ebenso wie Stefan Kraft ebenfalls noch alle Chancen.
Der internationalen Konkurrenz, angeführt von Gregor Deschwanden und Johann Andre Forfang, fehlen bereits 13,6 respektive 22,5 Punkte auf Tschofenig. Dass er es in seiner Wahlheimat bisher noch nicht aufs Stockerl schaffte, ist für den Kärntner in seinem derzeitigen „Flow“ nebensächlich. „In den letzten Jahren war ich während der Tournee in einem Formtief, das ist heuer ganz anders. Die Ausgangsposition ist sehr gut, und ich springe extrem gern am Bergisel“, sagte der Garmisch-Sieger.
Kraft jagt noch fehlenden Bergisel-Sieg
Sein erster Verfolger Hörl ist in Innsbruck heiß auf ein Dacapo bei Bombenstimmung unter den 22.500 Fans. „Ich freue mich irrsinnig. Es ist ausverkauft, der Kessel wird toben. Es ist alles im grünen Bereich, ich bin in sehr guter Form, das gibt mir Vertrauen, aber natürlich braucht es auch das nötige Glück“, sagte der Salzburger.
Der seit seinem Oberstdorf-Triumph vor dem Jahreswechsel 44-fache Weltcupsieger Kraft hat ausgerechnet am Bergisel noch nie gewonnen. „Es war hier schon oft tricky und nicht leicht, auch vom letzten Glück war ich noch nicht verfolgt, aber ich mag die Schanze sehr gerne“, sagte der 31-Jährige. Der noch fehlende Bergisel-Erfolg würde sehr schön ins Bild seiner anderen Österreich-Erfolge passen, gestand Kraft. „Es ist ein großer Wunsch von mir, am Bergisel zu gewinnen, in diesem Hexenkessel, und mit dem Quäntchen Glück ist es auch möglich.“
Dass er derzeit so starke teaminterne Konkurrenz hat, wirft ihn nicht aus der Bahn. „Ich bin sehr zufrieden und glücklich mit dem, was ich bisher geschafft habe. Der Rückstand ist akzeptabel. Ich fühle mich sehr wohl in der Rolle, weil ich weiß, ich muss Gas geben, muss attackieren“, sagte Kraft. Seine Erfahrung als Tourneesieger von 2015 soll sich im vorprogrammierten Nervenspiel als Trumpfkarte erweisen, Tschofenig und Hörl hätten mehr Druck als er. „Sicher ist es schön, wenn schon ein Adler daheim steht, sonst wäre ich schon ein bisschen unruhiger. Natürlich ist es schon lange her, aber ich möchte auch noch einmal in Bischofshofen ganz oben stehen. Ich werde alles dafür tun, aber die zwei machen es mir sehr, sehr schwer.“
Kampf mit gleichen Mitteln
Die Stimmung im Team sei trotz der Rivalität nach wie vor bestens. „Wir verstehen uns gut, und es rennt auch der Schmäh. Aber natürlich willst du zum Schluss ganz oben stehen. Wir kämpfen alle mit den gleichen Mitteln, keiner hat einen Vorteil oder Nachteil“, sagte Kraft. Dass die ausländische Konkurrenz den Österreichern mitunter unlautere Mittel in Bezug auf die Sprunganzüge unterstellt, lässt ihn kalt. Er habe aber Verständnis für das rege Interesse an der stets durch alle Kontrollen gekommenen ÖSV-Wettkampfbekleidung. „Wir tun das ja auch, wenn jemand anderer gut springt. Man schaut auf die Besten, es wäre ja blöd, das nicht zu tun.“
Mit einem Materialvorteil habe die derzeitige ÖSV-Dominanz aber nichts zu tun. „Dass wir geschlossen so gut sind, ist ein Produkt der letzten drei Jahre. Wir sind super zusammengewachsen als Team mit jung und alt, mit den Trainern und dem Serviceteam, das alles perfekt auf uns abstimmt“, sagte Kraft.
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