Skandalöse Szenen

Wie einst gegen Rapid – Eklat bei Derby in Glasgow

Fußball International
03.01.2025 11:11

Der 3:0-Sieg der Rangers gegen Celtic im traditionsreichen „Old Firm“ wurde am Donnerstag in Glasgow von einem Eklat in der Schlussphase überschattet. Wenige Minuten vor dem Ende wurde Celtic-Spieler Arne Engels von einem Wurfgegenstand aus dem Rangers-Fanblock am Kopf getroffen. Der 21-jährige Belgier ging zu Boden und musste medizinisch behandelt werden, konnte das Spiel aber letztlich bis zum Abpfiff bestreiten.

Kurz zum Sportlichen: Die Rangers hatten vor 51.065 Zuschauern im ausverkauften Ibrox Stadium klar die Nase vorne. Rumäniens Teamspieler Ianis Hagi leitete mit seinem Treffer in der siebenten Minute den deutlichen Erfolg der Hausherren ein. Der 26-jährige Sohn von Superstar Gheorghe Hagi ist am 7. Juni mit den Rumänen der erste Gegner des ÖFB-Teams in der WM-Qualifikation. Nach dem Wechsel fixierten dann Tore von Robin Pröpper (66.) und Danilo (81.) die erste Liga-Niederlage für Celtic in der laufenden Saison.

Der Titelverteidiger der schottischen Premiership liegt mit 50 Punkten aus 19 Spielen aber weiter klar vor den Rangers mit 39 Zählern aus 19 Partien an der Spitze. Dahinter folgen Aufsteiger Dundee United und Aberdeen mit je 34 Punkten aus 20 Begegnungen.

Erst Schweigeminute, dann Skandal-Szenen in Ibrox
Doch das 444. Aufeinandertreffen der beiden Erzrivalen aus Glasgow sorgte am Ende leider wieder einmal für negative Schlagzeilen. Ausgerechnet am 2. Jänner: Also genau an jenem Tag, wo 1971 bei der zweiten Ibrox-Katastrophe 66 Menschen auf einem steilen Zugang zu einer Tribüne starben (für die Opfer gab es 54 Jahre danach auch eine Gedenkminute).

Die Heimstätte der Rangers wird zudem immer wieder mit weiteren schwarzen Stunden konfrontiert. „Wir haben ebenfalls die 25 Anhänger in unseren Gedanken, die beim Ibrox Desaster im Jahr 1902 ihre Leben verloren haben. Dazu auch die zwei Fans, die 1961 auf Treppe 13 gestorben sind und all jene Menschen, welche durch die Tragödien in unserem Stadion betroffen wurden“, lautete die offizielle Stellungnahme des Vereins vor dem Spiel.

Eine Gedenkfeier bei der Statue auf dem Vorplatz und eine Schweigeminute vor dem Anpfiff zeigten die menschliche Seite des britischen Arbeitersports. Doch kurz vor dem Ende des 3:0-Triumphs sorgte ein Rangers-Fanatiker dann für jene Szene, welche alle Klischees von Fußball-Verweigerern bedient.

Erinnerungen an den Fall Rudi Weinhofer
Ausgerechnet vor der Kurve, wo sonst die Celtic-Anhänger untergebracht sind (mittlerweile gibt es wegen Streitigkeiten über das Gäste-Kontingent aber keine Karten für die Auswärts-Mannschaften beim Derby) kam es zum Vorfall, der Erinnerungen an den 7. November 1984 wachwerden ließ.

Damals war Rudi Weinhofer im Achtelfinal-Rückspiel des Europacups der Cupsieger zwischen Celtic und Rapid (3:0) vor 48.813 Zuschauern in Parkhead von einer Münze folgenschwer am Kopf getroffen worden. Lange wurde von einer Whisky-Flasche berichtet, weil es berühmte Bilder mit jenen Scotch-Gebinden gab, die auf das Spielfeld geworfen worden waren. Weinhofer konnte wegen einer blutenden Wunde nicht mehr weiterspielen. Dies sollte letztlich gravierende Folgen haben, da Rapid das Austausch-Kontingent bereits erschöpft hatte.

Rudi Weinhofer (Bild: picturedesk.com/Votava / Imagno / picturedesk.com)
Rudi Weinhofer

Österreichs Rekordmeister legte Protest bei der UEFA ein und der europäische Fußball-Verband entschied in zweiter Instanz auf eine Neuaustragung der Partie auf neutralem Boden. Diese ging in Old Trafford über die Bühne, wo die Celtic-Fans erneut für mehrere extrem unsportliche Zwischenfälle sorgten. Am Ende behielt Rapid aber mit 1:0 die Oberhand und erreichte die nächste Runde, der Grundstock für den späteren Weg bis ins Europacup-Finale.

ÖFB-Teamspieler Weinhofer wurde bis heute den Namen „Skandal-Rudi“ nicht mehr los. Auch nach seiner beeindruckenden aktiven Karriere wurde er weit weniger auf seine acht Titel (je vier Mal Meister und Cupsieger) mit Rapid oder den 4:1-Sieg gegen Deutschland bei der Wiedereröffnung des Wiener Stadions angesprochen, als auf die Szenen in Glasgow.

Rogers: „Hätte ins Auge gehen können“
Auch 41 Jahre später sind Münzwürfe auf gegnerische Spieler in Glasgow leider immer noch Alltag. Diesmal wurde jedoch ein Celtic-Spieler mit der blinden Wut von den Rangers-Fans konfrontiert. Beim Fußball setzt bei den sonst sprichwörtlich geizigen Schotten der Verstand oft völlig aus. Ironischerweise wurden bei beiden Spielen klare 3:0-Siege des Heimteams durch den Hass von den Tribünen völlig in den Hintergrund gerückt.

Die Rangers verurteilten den Zwischenfall „auf das Schärfste“ und kündigten ihre Zusammenarbeit mit der Polizei bei den Ermittlungen an. Celtic-Einwechselspieler Arne Engels war in der 87. Minute kurz vor der Ausführung eines Eckballs am Kopf getroffen worden. Die Münze wurde vom Schiedsrichter-Team einem Polizisten übergeben, welcher das Beweisstück in einer Plastik-Hülle sicherstellte.

Celtic-Trainer Brendan Rodgers (Bild: AFP)
Celtic-Trainer Brendan Rodgers

Celtic-Erfolgscoach Brendan Rodgers bestätigte nach dem Schlusspfiff, dass sein Spieler „okay“ ist, gestand aber auch, dass „nur wenig gefehlt hat, um genau sein Auge zu treffen“. Auch Alistair Johnston fand die richtigen Worte. „Wir sind alle zusammen Menschen. Es muss auch in Fußball-Stadien endlich aufhören, dass man seinen Mitmenschen Gegenstände auf den Kopf wirft“, brachte es der Celtic-Verteidiger auf den Punkt.

Porträt von Christian Tragschitz
Christian Tragschitz
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