(Bild: KMM)

Das Ende der Monarchie

„Die Habsburger“, Folge 4: Kaiser und Republik

Mitten im Ersten Weltkrieg erfolgt ein letzter Herrscherwechsel im Haus Habsburg. Kaiser Karl kommt 1916 an die Macht. Zwei Jahre später zerfällt das Habsburgerreich. Die Republik Deutschösterreich erlässt das „Habsburgergesetz“. Erst 1982 darf Kaiserin Zita wieder nach Österreich einreisen.

Im November 1916 stirbt Kaiser Franz Joseph nach 68 Jahren auf dem Thron. Sein Nachfolger ist sein Großneffe Karl. Dessen Regierungszeit steht völlig im Schatten des Ersten Weltkriegs.

Kaiser Karl, Kaiserin Zita und Kronprinz Otto beim Begräbnis von Kaiser Franz Joseph (Bild: picturedesk.com/Robert Sennecke / Ullstein Bild / picturedesk.com)
Kaiser Karl, Kaiserin Zita und Kronprinz Otto beim Begräbnis von Kaiser Franz Joseph

Innenpolitisch setzt Kaiser Karl auf Verständigung. Er beruft das Parlament wieder ein und erlässt eine Generalamnestie. Zeitgleich mit Karls Herrschaftsantritt bricht die „Heimatfront“ zusammen, denn die staatliche Bewirtschaftung funktioniert nur schlecht. Immer öfter kommt es zu Hungerkrawallen.

Immer in den Kronländern unterwegs: Hier werden Kaiser Karl und Kaiserin Zita von einem jüdischen Geistlichen mit zum Segen erhobenen Händen begrüßt. (Bild: Austrian Archives / brandstaetter images / picturedesk.com)
Immer in den Kronländern unterwegs: Hier werden Kaiser Karl und Kaiserin Zita von einem jüdischen Geistlichen mit zum Segen erhobenen Händen begrüßt.

Karls Ehefrau Zita hat als Kaiserin völlig neue Aufgaben 

Der große Krieg verändert auch die althergebrachte Rolle einer Kaiserin. Karls Ehefrau Zita hat völlig andere Aufgaben als ihre Vorgängerinnen. Die neue Kaiserin begleitet ihren Mann auf Frontreisen. Sie soll durch ihre Präsenz die Moral der Truppen stärken und der aufkommenden Kriegsmüdigkeit entgegenwirken.

Neue Rolle: Zita besucht einen Schießplatz der k. k. Armee. (Bild: Töke, August / ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com)
Neue Rolle: Zita besucht einen Schießplatz der k. k. Armee.

Militärisch ist die Lage schwierig. Österreichs Bündnispartner Deutschland provoziert mit dem „uneingeschränkten U-Boot-Krieg“ den Kriegseintritt der USA auf Seiten der Entente im Frühjahr 1917. Spätestens jetzt ist klar, dass der Krieg für Österreich und seine Bündnispartner nicht mehr zu gewinnen ist.

Immer an der Front: Kaiser Karl bei den Truppen (Bild: picturedesk.com/akg-images / picturedesk.com)
Immer an der Front: Kaiser Karl bei den Truppen

Karl wagt einen Friedensversuch und scheitert

Zur gleichen Zeit wagt Kaiser Karl einen Alleingang in Sachen Friedensversuch, der als „Sixtus-Affäre“ bekannt wird. Dieser – gescheiterte – Friedensversuch führt zu innenpolitischen Schwierigkeiten und belastet das Verhältnis zum deutschen Bündnispartner.

Der Erste Weltkrieg endet im Herbst 1918 mit der militärischen Niederlage der Mittelmächte. Österreich-Ungarn gehört neben dem deutschen Kaiserreich und dem Osmanischen Reich zu den Kriegsverlierern.

Kaiser Karl bei einer Lagebesprechung (Bild: akg-images / picturedesk.com)
Kaiser Karl bei einer Lagebesprechung

Aus der Habsburgermonarchie geht die Republik Deutschösterreich hervor

Die einzelnen Nationalitäten der k. u. k. Monarchie sehen ihre Zukunft nun in eigenen Nationalstaaten. Nachdem rund um sie herum bereits Tschechen, Ungarn und Südslawen sich zu unabhängigen Nationen mit eigenen Staaten erklären, geraten die deutschsprachigen Österreicher unter Zugzwang. Vor diesem Hintergrund versammeln sich im Oktober 1918 die deutschsprachigen Abgeordneten der zum Reichsrat gewählten Parteien –  Christlichsoziale, Sozialdemokraten und Deutschnationale. Aus der Habsburgermonarchie geht die Republik Deutschösterreich hervor.

Die deutschsprachigen Reichsratsabgeordneten aller Parteien bei ihrer historischen Versammlung im Oktober 1918 (Bild: picturedesk.com/Austrian Archives / brandstaetter images / picturedesk.com)
Die deutschsprachigen Reichsratsabgeordneten aller Parteien bei ihrer historischen Versammlung im Oktober 1918

Kaiser Karl verzichtet zwar „auf jeden Anteil an den Regierungsgeschäften“, er dankt aber nicht ab. Das führt zu Schwierigkeiten mit den Vertretern der jungen Republik. Im März 1919 verlassen Karl, Zita und ihre Kinder Österreich Richtung Schweiz.

Kaiser Karl muss Österreich verlassen, sein Vermögen wird eingezogen

Im April 1919 erlässt die Republik Deutschösterreich das „Habsburgergesetz“. Kaiser Karl wird auf Dauer des Landes verwiesen. Alle Mitglieder des vormals regierenden Hauses Habsburg dürfen nur dann in Österreich bleiben, wenn sie auf ihre Zugehörigkeit zum Haus Habsburg verzichten und sich zur Republik bekennen. Das Privatvermögen der Dynastie wird mit dem „Habsburgergesetz“ eingezogen.

Karl und Zita mit ihren Kindern im Exil in der Schweiz (Bild: picturedesk.com/Austrian Archives / brandstaetter images / picturedesk.com)
Karl und Zita mit ihren Kindern im Exil in der Schweiz

Von seinem Exil in der Schweiz aus plant der ehemalige Kaiser eine Restauration – allerdings nicht in Österreich, sondern in Ungarn. Die Restaurationsversuche scheitern. Nach einer kurzen Internierung verbannen die Entente-Mächte Karl auf die portugiesische Atlantikinsel Madeira.

Vier Monate nach seiner Landung auf Madeira stirbt Kaiser Karl am 1. April 1922 im Alter von 34 Jahren. Zurück bleiben die schwangere Zita und die Kinder. Zitas und Karls ältester Sohn, Kronprinz Otto, ist beim Tod Kaiser Karls neun Jahre alt.

Letzte Station Madeira: Kaiser Karl verlässt mit seiner Familie das Schiff. (Bild: Schuhmann, Heinrich / ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com)
Letzte Station Madeira: Kaiser Karl verlässt mit seiner Familie das Schiff.

Otto von Habsburg wird von Hitler auf die Fahndungsliste gesetzt

Für kurze Zeit erhält Otto von Habsburg während des Ständestaates die Erlaubnis zur Einreise nach Österreich.

Als Bundeskanzler Kurt Schuschnigg im Februar 1938 von Adolf Hitler zur Unterzeichnung eines Abkommens mit Deutschland gezwungen wird, schlägt Otto von Habsburg vor, ihm – als demonstratives Signal gegen einen „Anschluss“ Österreichs an das „Dritte Reich“ – die Kanzlerschaft zu übertragen. Schuschnigg fürchtet einen Bürgerkrieg und lehnt ab.

Adolf Hitler aber verleiht der Besetzung Österreichs das Codewort „Unternehmen Otto“. Otto von Habsburg wird zum Hochverräter erklärt und auf die Fahndungsliste gesetzt.

Bundeskanzler Kurt Schuschnigg im Frühjahr 1938 (Bild: AP / picturedesk.com)
Bundeskanzler Kurt Schuschnigg im Frühjahr 1938

Die „Habsburgkrise“ 1963 und der Verwaltungsgerichtshof

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 und dem Staatsvertrag von 1955 führt die Frage, ob der Kaisersohn nach Österreich einreisen darf, zu einer Krise der Großen Koalition.

Otto von Habsburg unterschreibt zwar 1961 die geforderte Erklärung, dass er auf seine Mitgliedschaft zum Haus Habsburg und auf alle Herrschaftsansprüche verzichtet. Trotzdem wird ihm die Einreise nicht erlaubt, weil sich die Koalitionsparteien darüber nicht einigen können. Otto von Habsburg wendet sich daraufhin an die Höchstgerichte. Der Verwaltungsgerichtshof erklärt die Regierung 1963 für säumig und gibt die Einreise frei.

Bundeskanzler Bruno Kreisky und seine „menschliche Lösung“ 

Der historische Handschlag zwischen SPÖ-Bundeskanzler Bruno Kreisky und Otto von Habsburg im Jahr 1972 hat große Symbolwirkung und wird allgemein als Zeichen der Versöhnung gedeutet.

Bruno Kreisky und Otto von Habsburg (Bild: picturedesk.com/Barbara Pflaum / brandstaetter images / picturedesk.com)
Bruno Kreisky und Otto von Habsburg

Otto von Habsburg hat mit seiner Verzichtserklärung einen klaren Schussstrich gezogen. Er widmet sich nun der europäischen Politik. 1979 kandidiert Otto von Habsburg bei der Wahl zum Europäischen Parlament für die bayrische CSU. Er bleibt zwanzig Jahre lang Abgeordneter.

Otto von Habsburg im Europäischen Parlament  (Bild: ERIC CABANIS / AFP / picturedesk.com)
Otto von Habsburg im Europäischen Parlament 

Anders als ihr Sohn unterschreibt Kaiserin Zita keine Verzichtserklärung. Dennoch darf die ehemalige Kaiserin 1982 erstmals wieder österreichischen Boden betreten. Bundeskanzler Bruno Kreisky hat angesichts von Zitas hohem Alter für eine „menschliche Lösung“ plädiert.

Kaiserin Zita, begleitet von ihrem Enkel Karl, 1982 in Österreich (Bild: Wolfgang Kühn / United Archives / picturedesk.com)
Kaiserin Zita, begleitet von ihrem Enkel Karl, 1982 in Österreich

Die letzte Kaiserin von Österreich erhält ein kaiserliches Begräbnis

Am 14. März 1989 stirbt Österreichs letzte Kaiserin im Alter von 96 Jahren. Zum letzten Mal sehen die Menschen ein echtes „Kaiser-Begräbnis“. Sie wird in der Wiener Kapuzinergruft bestattet.

Österreichs letzte Kaiserin wird zu Grabe getragen. (Bild: picturedesk.com/Votava / brandstaetter images / picturedesk.com)
Österreichs letzte Kaiserin wird zu Grabe getragen.

Kaiserin Zitas Begräbnis schließt ein Kapitel habsburgischer Geschichte. Ihr Sohn Otto von Habsburg, Österreichs letzter Thronfolger, stirbt 2011. Auch er findet in der Kapuzinergruft seine letzte Ruhestätte. Nur Kaiser Karls sterbliche Überreste sind hier nicht zu finden. Der letzte regierende Habsburger ist auf Madeira begraben. 

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