„Heute hatten sie wieder die Schweinelähmung drinnen“, sagte ÖSV-Riesentorlauf-Coach Christian Perner am Samstag über das schwache Abschneiden der ÖSV-Athletinnen nach dem 1. Durchgang in Kranjska Gora. Eine Aussage, die für Aufregung sorgte. Julia Scheib, die am Ende noch Vierter wurde, richtete einen Appell ans Trainerteam.
„Das ärgert mich schon, im ersten Durchgang habe ich leider zu viel Zeit liegen gelassen. Wäre der halbwegs solide gewesen, stünde ich jetzt am Podium. So ist es der undankbare vierte Platz geworden“, seufzte Julia Scheib, die beim Riesentorlauf in Kranjska Gora zwar neun Plätze gutmachen konnte, am Ende aber knapp am Podest vorbeicarvte.
Wut im Bauch war bei ihr nach Lauf eins und den eisigen Verhältnissen keine dabei. „Das bringt mir ohnehin nichts. In Durchgang zwei habe ich es aber besser geschafft, den Schalter umzulegen“, meinte die 26-Jährige, die wie am Semmering auch am Samstag im zweiten Durchgang eine Laufbestzeit hinknallte. Doch die Steirerin sparte danach nicht mit ordentlich Kritik: „Wir sollten definitiv mehr auf Eis trainieren. Das ist ganz klar eine Forderung von uns Athleten und ein Appell ans Trainerteam. Zwei Tage auf Eis sind zu wenig. Wir müssen mehr Tage auf Eis und rutschigen Verhältnissen zusammenbringen.“
Worte, die im Verband, allen voran bei ÖSV-Riesentorlauf-Trainer Christian Perner, auf Unverständnis stoßen. „Wir haben uns genau auf solche Bedingungen – hart, teilweise eisig – vorbereitet und auf der Reiteralm sensationell trainiert“, erklärte Perner. „Wir haben die Performance nicht auf den Punkt gebracht.“ Scheib habe erkrankt auch Einheiten auslassen müssen, die Trainingsleistungen des Teams zuletzt seien aber gut gewesen. „Heute hatten sie wieder die Schweinelähmung drinnen“, sagte Perner im Pauseninterview. Er war laut Eigenaussage „stinksauer“. „Es gibt keine Ausreden mehr, es liegt an jeder Athletin selbst zu performen.“
Tüfteln nach dem Eisrezept
Die Sölden-Dritte Scheib war mit Selbstvertrauen durch ihre Laufbestzeit im Semmering-Finale nach Slowenien gekommen, aufgestellt allerdings bei ganz anderen Verhältnissen. Dass bei glatten Bedingungen Aufholbedarf herrscht, hatten die ÖSV-Frauen im Zuge des Semmering-Weltcups erklärt. Der Tenor: Es gab zuvor keine Gelegenheiten, auf diesem Untergrund zu üben. Nach einer „Tetschn“ (Roland Assinger) in Killington war das Team alarmiert aus Nordamerika zurückgekehrt. Es wurde getestet und getüftelt, und Cheftrainer Assinger verlautbarte noch optimistisch: „Da haben wir nun Wege gefunden, dass wir wissen, was wir künftig anschnallen müssen.“
Doch der steile Vitranc in Podkoren präsentierte sich sehr glatt. Arrivierte Österreicherinnen wie Katharina Huber (39.), Franziska Gritsch (40.) und Katharina Liensberger (46.) bissen sich im ersten Durchgang an der 30er-Hürde die Zähne aus. Auch die italienischen Spitzenläuferinnen Federica Brignone (Ausfall) und Marta Bassino (42.) oder die Kanadierin Valerie Grenier (38.) scheiterten früh. Einziger Lichtblick war die 20-jährige Victoria Olivier, die im dritten Weltcup-Auftritt als 29. erstmals punktete. Ricarda Haaser wurde 14., Stephanie Brunner beendete den vorletzten Riesentorlauf vor der WM auf Platz 17.
Machtdemonstration von Sara Hector
Hector stellte ihre Brillanz auf Eis unter Beweis und baute auf dem Weg zu ihrem siebenten Weltcupsieg den gewaltigen Halbzeit-Vorsprung (1,13) noch aus. Freudestrahlend ließ die neue Gesamtwertungs- und Disziplinführende (296 Punkte) wissen: „Ich genieße es, wenn es eisig ist. Es war super zum Fahren.“ Sie hatte bereits im supereisigen Jasna-Rennen im vergangenen Jänner die Konkurrenz dominiert. Im vierten Saison-Riesentorlauf stand die im Bregenzerwald lebende Hector zum dritten Mal am Podest und sammelte im Kugelrennen „Big Points“, da die zweifache Siegerin Federica Brignone (200) zum bereits zweiten Mal ausschied. Scheib liegt zur Saison-Halbzeit auf Platz fünf (150).
Heute im Slalom (ab 10 Uhr HIER im sportkrone.at-Ticker) sind unsere ÖSV-Damen auf Wiedergutmachung aus. Dann wäre wohl auch der kleine Trainer-Athleten-Zoff wieder vergessen ...
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.