Millionen-Skandal

„Es tut mir leid, ich habe die Bank ruiniert!“

Ein Geständnis als Aufreger: Mit erschütternden Worten hat Finanzjongleur Martin Pucher seinen eigenen Millionen-Skandal aufgedeckt. Schwerer Betrug, Geldwäsche, dubiose Geschenke – die Liste der Anschuldigungen gegen den ehemaligen Commerzialbank-Chef ist lang. Der Prozess startet dennoch ohne ihn.

Das aufsehenerregende Geständnis legte Pucher ab, als er keinen Ausweg mehr sah. Zu Mittag am 14. Juli 2020 wandte er sich in seinem Büro der Commerzialbank Mattersburg an einen damaligen Vorstand. „Es tut mir leid, ich habe die Bank ruiniert“, waren seine Worte.

Kein Ausweg mehr
„Der Chef war in Tränen aufgelöst“, gab der Zeuge später im U-Ausschuss zu Protokoll. „Wir waren völlig überrascht. Von den Malversationen hatte ich keine Ahnung, genauso wie meine Kollegen“, sagte der leitende Mitarbeiter, der ebenfalls als Kassier beim SV Mattersburg tätig war.

Schon Jahre zuvor hatte ein Whistleblower auf Ungereimtheiten deutlich hingewiesen, doch alle Warnungen sind im Sand verlaufen. Der Verdacht blieb ohne Folgen.

Geheime Briefe
Das Verhältnis von Pucher zur Bankvorständin Franziska K., die sich ebenfalls mit schweren Vorwürfen konfrontiert sieht, wurde im Laufe der Zeit offensichtlich immer schlechter. Das bestätigen intime Schreiben von K. an Pucher, die bislang offiziell unter Verschluss geblieben sind. „Irgendwann einmal werde ich wissen, was du mir vorwirfst, nur wird es mir dann in diesem Leben nichts mehr helfen“, teilte K. dem Vorgesetzten mit.

Ein Auszug aus einem Brief von der ebenfalls angeklagten Ex-Bankvorständin Franziska K. an ihren damaligen Chef Pucher. (Bild: Grammer Karl)
Ein Auszug aus einem Brief von der ebenfalls angeklagten Ex-Bankvorständin Franziska K. an ihren damaligen Chef Pucher.

Verzweifelte Kunden, geschockte Fans
Schwerer Betrug, Geldwäsche, fingierte Rechnungen, dubiose Geschenke – die Liste der Anschuldigungen gegen Pucher ist lang. Am 14. Juli um 22.43 Uhr gab die Finanzmarktaufsicht das Ende der Commerzialbank bekannt. Tags darauf griff die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ein. Hunderte Einvernahmen und Dutzende Hausdurchsuchungen führten die Ermittler durch.

Nur eine Woche nach der Hiobsbotschaft rund um das 870-Millionen-€-Fiasko begannen die Auszahlungen der Einlagensicherung von bis zu 100.000 Euro für jeden bitter enttäuschten Kunden.

Und am 4. August 2020 ging eine Fußballära zu Ende. Der SV Mattersburg beantragte den Konkurs. Die Fans waren geschockt. Die pleitegegangene Commerzialbank soll mit gefälschten Sponsorverträgen den SVM finanziert und eine insolvente Fassadenbaufirma jahrelang durchgefüttert haben, wie das Gutachten eines Wirtschaftsprüfers nahelegt.

Mit Spannung erwartet
Am 14. Jänner startet der bisher größte Prozess in der Causa „Commerzialbank“. Vor Gericht in Eisenstadt stehen die frühere Bankvorständin K. und drei Unternehmer. Pucher selbst gilt laut aktuellem Attest als nicht verhandlungsfähig.

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