(Bild: KMM)

Tödliche „Mitbringsel“

Welche Epidemien Amerika für immer veränderten

Mit der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 begann ein verheerender „Austausch“ von Epidemien zwischen alter und neuer Welt: Pocken und Masern dezimierten die indigene Bevölkerung Amerikas dramatisch, nach Europa wurde die schwere Form der Syphilis eingeschleppt.

Als Christoph Kolumbus am 12. Oktober 1492 erstmals seinen Fuß auf den amerikanischen Kontinent setzte – es war eine Bahamas-Insel –, bedeutete dies auch die Ankunft einer Serie von Epidemien, die das Antlitz der eben entdeckten „neuen“ Welt innerhalb kurzer Zeit für immer veränderte. Denn als erstmals Europäer mit den indigenen Völkern Amerikas zusammentrafen, prallten nicht nur unterschiedliche Kulturen aufeinander, sondern auch Populationen, die verschiedene Erfahrungen mit Krankheiten gemacht hatten. Das soll heißen: Europäer hatten in ihrer Geschichte mit anderen pathogenen Keimen Kontakt gehabt, als Amerikas Indios – ein folgenschwerer Unterschied.

Fehlendes „immunologisches Gedächtnis“ wird zur Katastrophe
Europäer waren, anders als die indigenen Völker Amerikas, über einen sehr langen Zeitraum – zurückreichend bis in die Antike – immer wieder gefährlichen Infektionskrankheiten ausgesetzt: Pocken, Masern, Pest, Influenza, Malaria, Cholera und Typhus. Bis zum Beginn der Neuzeit hatten viele dieser Epidemien zwar immer wieder zu hohen Todesraten geführt, aber bei einem Teil der europäischen Bevölkerung hatte sich auch ein „immunologisches Gedächtnis“ entwickelt.

Amerikas indigene Völker hatte keine Immunität gegen die Krankheiten, die Europäer einschleppten.   (Bild: picturedesk.com/akg-images / picturedesk.com)
Amerikas indigene Völker hatte keine Immunität gegen die Krankheiten, die Europäer einschleppten.  

Ganz anders in Amerika. Die indigenen Amerikaner waren in ihrer Geschichte nie mit diesen in Europa bekannten Krankheiten konfrontiert, deshalb hatte sich bei ihnen auch keine Immunität gegen diese Krankheiten ausgebildet.

Mit den ersten Seefahrern kamen gefährliche Krankheiten
Was nun folgte, war die größte menschliche Katastrophe im Zeitalter der Entdeckungen: Die Zahl der Ureinwohner Amerikas wurde nach der Ankunft der Europäer innerhalb kürzester Zeit in einem unvorstellbaren Ausmaß dezimiert. Die höchsten Todesraten gingen auf Masern- und Pockenepidemien zurück – diese gefährlichen Krankheiten kamen gleich mit den ersten Seefahrern in die neue Welt.

Nur eines von vielen Beispielen ist die westindische Insel Hispaniola, deren rückläufige Bevölkerungszahlen das rapide Sterben der indigenen Bewohner belegen: Am 5. Dezember 1492 erreichte Christopher Kolumbus Hispaniola, damals lebten einige hunderttausend Ureinwohner auf der Insel. In den nächsten zwölf Monaten brach die erste schwere Masernepidemie aus, der zahlreiche weitere folgten. Schon im Jahr 1508 gab es nur noch rund 60.000 Indios auf Hispaniola, 1510 nur noch 33.000, im Jahr 1519 noch 18.000 und 1542 – fünfzig Jahre nach Columbus‘ Ankunft – nur noch 2.000.

Eingeschleppte Krankheiten begünstigten die militärische Überlegenheit
Von der Karibik gelangten die Epidemien an die Küste von Mittelamerika und breiteten sich von dort über das gesamte Festland aus. Die Sterberaten unter den Azteken und Mayas in Mittelamerika waren so hoch, dass die Azteken eine neue Zeitrechnung begannen: Der Beginn der ersten Epidemie wurde bei ihnen zum Jahr Null. Es ist unbestritten, dass die schnelle Eroberung Amerikas nicht allein auf die militärische Überlegenheit der Europäer zurückzuführen ist, sondern auch auf die von ihnen eingeschleppten Krankheiten, die die indigene Bevölkerung nur so dahinrafften.

Die Sterberate der indigenen Bevölkerung Amerikas stieg nach der Ankunft der Europäer dramatisch an.  (Bild: picturedesk.com/Science Source / PhotoResearchers / picturedesk.com)
Die Sterberate der indigenen Bevölkerung Amerikas stieg nach der Ankunft der Europäer dramatisch an. 

Auch in Europa wurde durch diesen „kolumbianischen Transfer“ eine Krankheit eingeschleppt, die es bis dato in dieser Form hier nicht gab: Die Syphilis, die erstmals 1494 in der Hafenstadt Neapel auftrat. Erst im 20. Jahrhundert sollte mit der Entdeckung des Penicillins ein wirksames Heilmittel gegen die durch ein Bakterium übertragene Geschlechtskrankheit gefunden werden. Zwar gehen neuere Forschungen davon aus, dass es bereits in der Antike eine leichte Form der Syphilis gab, die klassische Syphilis mit ihrem schweren Verlauf war aber nichtsdestotrotz ein „Mitbringsel“ aus der neuen Welt.

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