Ein gutes Nervenkostüm benötigten am Feiertag all jene Fluggäste, die mit der Vormittagsmaschine von Innsbruck nach London reisen wollten. Wegen eines technischen Defektes saßen sie 12 (!) Stunden lang am Flughafen fest – und müssen nun sogar die Nacht in der Tiroler Landeshauptstadt verbringen. Die „Krone“ stand mit einer betroffenen Passagierin in Kontakt, die schier unglaubliche Details schilderte.
Der easy jet-Flug vom Innsbrucker Flughafen in Richtung London-Gatwick war ursprünglich für 10.55 Uhr geplant, seit rund 10 Uhr befinden sich die meisten Passagiere am Flughafen. „Es hieß zuerst, dass sich dieser Flug um rund 30 Minuten verspäte“, schilderte eine Tirolerin (Name der Redaktion bekannt) im Gespräch mit der „Krone“. Dann startete das Boarding, der erste Bus samt Fluggästen vom Terminal hin zum Flugzeug fuhr los. „Doch dieser wurde dann wieder zurückgeschickt, alle mussten aussteigen. Es hieß, dass das Flugzeug einen technischen Defekt habe und man auf einen Ingenieur warten müsse“, erklärte die Betroffene, „ich frage mich nur, was in dieser kurzen Zeit kaputtgegangen ist? Denn die Maschine landete ja kurz zuvor problemlos in Innsbruck.“
„Ingenieur muss eingeflogen werden“
Die nächste Durchsage sorgte dann für Verzweiflung. „Der Ingenieur müsse von London nach Innsbruck geflogen werden, er komme mit der nächsten Maschine an. Denn in Innsbruck gäbe es lediglich einen Ingenieur der Fluglinie Tui, dieser habe aber mit der easy jet-Maschine nichts zu tun“, erläuterte die Passagierin.
Das Warten ging somit weiter. Auch die nächste easy jet-Maschine verspätete sich, der Pilot musste vor der Landung sogar eine Extrarunde drehen – und zwar vor allem wegen des Föhnsturms. Gegen 16 Uhr landete dann auch dieses Flugzeug. „Wir beobachteten, wie folglich drei Ingenieure zu unserer Maschine gegangen sind. Das gab natürlich Hoffnung“, erzählte die Tirolerin. Eine weitere easy jet-Maschine sei gelandet, die um 18.15 Uhr wieder abhebe.
Hoffnung lag auf 20.45 Uhr
Wie geht es nun weiter? „Sie sagten gegen 18 Uhr durch, dass sie jetzt von London eine Maschine herschicken, die gerade aus Zypern gelandet ist. Diese soll um 20.45 Uhr in Innsbruck landen und dann soll es angeblich weiter nach London gehen“, sagte die Passagierin. Die Wartezeit geht somit weiter – und die Nerven der Fluggäste schwinden von Minute zu Minute.
Aus 20.45 Uhr wurde 21.45 Uhr. „Der Pilot hat bereits dreimal versucht, in Innsbruck zu landen – doch bis jetzt ohne Erfolg. Spielverderber ist nach wie vor der starke Föhnsturm. Laut Angaben versucht er es weiter. Wenn er es tatsächlich nicht schafft, dann müssen wir die Nacht in Innsbruck verbringen“, so die Tirolerin.
„Wir müssen uns alle selbst eine Unterkunft suchen“
Um kurz nach 22 Uhr fiel dann die endgültige Entscheidung: Die Maschine kann nicht landen, sie fliegt weiter zum Flughafen Salzburg. „Wir müssen jetzt unsere Koffer abholen und können das Flughafen-Areal verlassen. Für Aufruhr unter uns Passagieren sorgte vor allem eine Meldung: Wir müssen uns alle selbst eine Unterkunft in Innsbruck organisieren – und das um diese Uhrzeit und nach dieser Odysee“, ärgerte sich die Betroffene.
Wie es morgen weitergeht, stehe noch in den Sternen. „Entweder werden wir alle mit einem Bus nach Salzburg gebracht oder die Maschine holt uns in Innsbruck ab. Das sollten wir im Laufe der nächsten Stunden erfahren“, informierte die Gestrandete die „Tiroler Krone“.
Voucher wurden verteilt
„Wir befinden uns seit 10 Uhr am Flughafen. Dadurch, dass wir bereits beim Boarden waren und sich unsere Koffer in der Maschine befinden, sind wir am Gate gefangen. Sie haben uns zwar zum Hauptschalter hinauslassen, aber ganz hinaus an die frische Luft konnten wir nicht. Sonst wäre die Wartezeit natürlich nicht so schlimm gewesen“, erläuterte die Tirolerin, „von der Fluglinie haben wir untertags alle einen Voucher in der Höhe von neun Euro erhalten, um uns eine Pizzaschnitte und einen Kaffee kaufen zu können. Doch bei den Preisen am Flughafen mussten wir draufzahlen. Aber immerhin gab es dieses Service.“ Einen weiteren Voucher habe es es jetzt am Abend erneut für alle Betroffenen gegeben – und zwar in der Höhe von 27 Euro.
Dadurch, dass wir bereits beim Boarden waren und sich unsere Koffer bereits in der Maschine befinden, sind wir am Gate gefangen.
Eine betroffene Tirolerin
„Jeder beschäftigt sich irgendwie“
Zu betonen sei, dass die ganzen Passagiere trotz der Ausnahmesituation extrem positiv und ruhig seien. „Jeder beschäftigt sich irgendwie mit Lesen, dem Handy oder dem ipad. Auch die Kinder sind total brav“, erzählte die Tirolerin.
In Sachen finanzieller Entschädigung haben sich die Gestrandeten bereits schlau gemacht. „Diese Fluglinie ist eigentlich bekannt dafür, dass man in derartigen Fällen Geld zurückerstattet bekommt. Hat der Flug etwa mehr als fünf Stunden Verspätung, werden bis zu 400 Euro pro Fluggast erstattet. Das ist natürlich ein kleiner Trost“, sagte die Tirolerin.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.