Ärger kann der Amtsschimmel wohl nicht wiehern. Weil das Wohn- und Geschäftshaus einer Familie im niederösterreichischen Hagenbrunn um 60 cm zu hoch ausgefallen ist, droht 40 Jahre später der Abriss. Für den Besitzer stellt das eine Existenzbedrohung dar. Er will weiter kämpfen.
Hagenbrunn ist eine beschauliche Gemeinde am Nordrand des Bisambergs nahe der Wiener Stadtgrenze, ein Freizeitparadies und beliebter Heurigenort. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Doch nicht für alle. Hannes und Sonja Wagner stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Seit zwei Jahren zittern sie um ihr Wohnhaus, in dem gleichzeitig die Keramik-Manufaktur des Hausbesitzers untergebracht ist. Hannes Wagner produziert hier Tongefäße nach antikem Vorbild, dazu zählen unter anderem Urnen.
In den 1980ern bewilligt
Zur Geschichte: Als das Gebäude vom Vater in den 1980ern errichtet wurde, war er gerade mal sieben Jahre alt. Damals erhielt der Vater die baubehördliche Bewilligung und danach eine Benützungsbewilligung für das fertiggestellte Objekt durch die Gemeinde. Erst viel später ging das Haus an den Sohn über.
Bürgermeister lehnt ab
Es steht also seit mehr als 40 Jahren an seinem Platz. Vor ein paar Jahren hat es die Familie aufwendig saniert. Plötzlich stellte sich heraus, dass das Objekt um 60 Zentimeter zu hoch ist. Darum droht der Abriss. „Wir sind fassungslos“, so das Paar. Laut § 70 der NÖ-Bauordnung hätte die Legalisierung des Hauses durch eine Amnestie des Bürgermeisters erfolgen können. Doch dieser wollte nicht.
Mittlerweile ist die Ablehnung der Baubehörde in 2. Instanz ins Haus geflattert. Dass der Beschwerde nicht stattgegeben wird, hat das Paar während eines Hunde-Spaziergangs im Ort erfahren, bei dem ein Mitglied des Gemeindevorstands geplaudert hat.
Hannes und Sonja Wagner vermuten eine Schikane durch den Bürgermeister. Vermutlich gehe es um etwas Persönliches. „Aufgrund der klaren Rechtslage sehen wir dem weiteren Verlauf des Verfahrens über das Landesgericht positiv entgegen“, zeigt sich die Familie aber kämpferisch.
Es muss alles seine Ordnung haben.
Michael Oberschil, Bürgermeister von Hagenbrunn
Hagenbrunns Bürgermeister Michael Oberschil (ÖVP) auf „Krone“-Nachfrage: „Es geht nicht darum, dass die ,Hüttn‘ komplett geschliffen wird. Es geht nicht um einen Totalabriss. Die Gerichte werden entscheiden, was passiert. Wir müssen auf der Seite des Gesetzes stehen. Wir wollen ja niemanden vernichten. Es muss aber alles seine Ordnung haben.“
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