Nach dem Aus von Birgit Fenderl und Verena Scheitz wurde im neuen „Studio 2“ (ORF, Montag bis Freitag um 17.30 Uhr) Verena Hartlieb im frisch renovierten Studio begrüßt. Das neue Gesicht verschwand aber schnell im Off und Martin Ferdiny leitete durch eine knappe Stunde mit etwas Kombucha, viel Kultur und noch mehr Krautfleckerl.
Information, Service und Unterhaltung vereint und kompakt – das verknüpft das am 7. Jänner 2019 erstmals on air gegangene „Studio 2“ im ORF-2-Vorabendprogramm, das sich zum sechsten Geburtstag einen markanten Relaunch erlaubt. Nachdem Moderations-Urgestein Birgit Fenderl von sich aus den Hut geworfen hatte, wurde der Vertrag mit Verena Scheitz nicht mehr verlängert, wodurch sich die beiden Ende Dezember mehr oder weniger freiwillig von der Mattscheibe verabschiedeten. Anstatt auf Moderatorenpaare zu setzen, wird künftig zwischen drei Einzelmoderatoren changiert. Neben den etablierten Herren Martin Ferdiny und Norbert Oberhauser ist ab sofort auch Verena Hartlieb zu sehen. Die Wienerin setzte sich in einem ORF-internen Casting durch und ist „Studio 2“-Fans von Außeneinsätzen bekannt.
Die Neue ist gleich frech
Um das neue Bild zu präsentieren, bemühte man sich Dienstagabend klassischer Schmähs. Oberhauser wischt mit dem Putzmittel über den neuen schwarzen Designtisch, während Neuling Hartlieb mit frecher Schnauze zur akkuraten Reinigung leitet. „A bissl die frech, die Neue“, wirft der charmante Steirer keck ein, während Ferdiny an den Umzugskartons fingert. Neben Hartlieb erscheint auch das Studio in neuem Glanz. Die Couch ist in sanftem Grau gehalten. Diverse grüne Pflanzen, warmes Licht, Hirsch-Tapeten und ein Bücherregal sollen für heimelige Wohnzimmeratmosphäre sorgen. „Es riecht noch ein bissl“, wirft Hartlieb ein und verweist darauf, dass noch alles frisch gestrichen ist. Der Blick in den neuen Studiogarten ist bemüht, aber unnötig – bei einer Live-Sendung ist es um 17.30 Uhr im Jänner stockfinster. Die Chance, Hartlieb gleich groß vorzustellen, vergibt der ORF. Die drei spielen Schere-Stein-Papier und Ferdiny gewinnt und moderiert. Die beiden anderen verdünnisieren sich mit den Umzugskartons ins Off.
Ferdiny leitet direkt über und Promis werden nach ihren Umzugserfahrungen befragt. Silvia Schneider empfiehlt, die Kartons zu ordnen und als Erstes die Lampen zu montieren. Monika Ballwein weiß, dass ohne gute Umzugskartons kein Hausfriedensglück möglich ist. Als erster Studiogast wird Skisprung-Legende Toni Innauer begrüßt, der nach dem Dreifach-Erfolg der Österreicher bei der Vierschanzentournee geschickt auf die ORF-Quotenerfolge verweist und dann beruhigt aus seinen Lebensratgebern zitiert, um für Fitness zu plädieren: „Sobald ich eine Rolltreppe sehe, fange ich an, die Stiege zu suchen“. Von Neujahrsvorsätzen hält er viel, aber er will sie nicht teilen. „Wenn ich sie geheim halte, dann kann ich die ersten Griffe, die danebengehen, leichter vertuschen.“
Beim Tempo wird’s einem schwindlig
Außenmoderator Jan Matejcek muss in die Kälte und besucht das Skigebiet Mönichkirchen. Der Urlaubstourismus will schließlich auch gefördert sein – in diesem Fall mit einem flexiblen Tageskartensystem, das vor allem die Benutzer der Online-Vorbestellungen begünstigt. Zurück ins Studio: Martin Ferdiny kriegt Appetit und verweist darauf, dass man nach der Weihnachtsvöllerei gerne wieder bodenständiger speisen könnte. Köchin Emilia Rosa Orth-Blau setzt auf unkonventionelle Krautfleckerl, die sie in der makellosen Designküche besonders geschmacksintensiv gestalten möchte. „Kommt jetzt der Zwiebel auch noch dazu?“, fragt Ferdiny neugierig. „Der gehört natürlich auch dazu, danke dir“, entgegnet ihm die Köchin, sichtlich über seine Aufmerksamkeit erfreut. Die eng bemessene Sendezeit ist erbarmungslos – gerade Küchenanfänger könnte es beim Zubereitungstempo schwindlig werden.
Halbzeit. Ferdiny appelliert gleich noch einmal an das weihnachtliche Genuss-Gewissen und bringt den beliebten „Dry January“ ins Spiel. Dafür besucht das „Studio 2“ einen Winzer im nördlichen Weinviertel, der mit verschiedensten Blüten und Kräutern einen alkoholfreien Traubenkombucha zubereitet und damit den Trend zu weniger Promille gerecht wird. Erkenntnis: Es gibt mehr als nur Soda-Zitrone oder Apfelsaft gespritzt. Und weil man nicht auf das Schnitzel und den Schweinsbraten verzichten möchte, kann man leichten und fruchtigen Wein trinken – natürlich alkoholfrei. Zurück in der Studioküche finalisiert Orth-Blau die speziellen Krautfleckerl: „Wir haben jetzt gesalzen wie das Rote Meer“. Dass Ferdiny den Terminus „karamellisieren“ zum wiederholten Male verwendet, macht der Küchenchefin langsam fertig. Ferdiny ist begeistert: „Wie in einem Chemielabor“. Da darf die Sauce ruhig in Ruhe emulgieren.
Kultur und Natur
Küche und Kultur sind sich nahe, deshalb leitet Ferdiny in eine neue Rubrik. Promis, die Kulturtipps geben. Der bayrische Schauspieler Robert Meyer empfiehlt Ausstellungen im Unteren Belvedere, Krimis der Vorarlberger Autorin Alex Beer oder Spaziergänge im Grünen Prater. Kultur oder Natur – auch schon egal. Direkt weiter geht es mit Studiogast zwei, der Schauspielerin Caroline Peters, die am 20. Jänner in der ORF-Premiere von „Zwei gegen die Bank“ zu sehen ist und ausführlich über den Film sprechen darf. Während Innauer noch lässig mit Sneakers auf der Couch pendelte, sitzt Peters diszipliniert und gut gekleidet am Sessel. Ihr persönliches 2024 bilanziert die Schauspielgröße sehr positiv, für das neue Jahr gilt: „Einfach nicht aufgeben. Jetzt schön weitermachen und die Nerven behalten“. Nach 55 Minuten erinnert die sanfte Studiomusik, dass es jetzt an der Zeit wäre, Schluss zu machen. Die Schauspielerin ist kurz geschockt: „Ich muss jetzt aufhören zu reden“, doch Ferdiny beruhigt, man habe noch ein paar Minuten.
Die für dienstags angekündigte neue Rubrik „Lebensfreude und Achtsamkeit“ scheint sich im Wulst an Beiträgen versteckt zu haben, wirklich herausfiltern ließ sie sich nicht. Das neue „Studio 2“ wartet künftig zudem mit den Rubriken „Fit in die Woche“, „Lost Places“ und der Modedesignerin Margit Kratky auf, die Dresscodes entschlüsseln und die Nachhaltigkeit der Modewelt beleuchten möchte. Morgen, Mittwoch, geht es übrigens mit Norbert Oberhauser weiter. Neuling Verena Hartlieb darf sich bis zu ihrem prognostizierten Ersteinsatz am Donnerstagnachmittag wohl noch um die Umzugskartons kümmern oder den altgedienten Hasen zusehen. Der ORF hätte nicht schlecht daran getan, das neue Gesicht gleich zu Beginn an die Front zu lassen, um einen Relaunch wirklich als Relaunch zu präsentiere. So vertraut man auf Altbewährtes in einem sanft-neuen Korsett. Solide, aber auch ein bisschen unmutig.
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