Bei den Verhören in Syrien, bei denen durchgehend Waffen auf den 57-Jährigen gerichtet waren, ist Arabi seiner Schilderung nach gefragt worden, ob er mit der Freien Syrischen Armee zusammenarbeite und ob er Waffen an die syrische Opposition geliefert habe. Er verneinte. "Ich habe niemals Waffen geliefert, ich hasse Waffen - auf beiden Seiten", unterstrich Arabi. Seine Peiniger verlangten zudem Arabis Facebook- und E-Mail-Passwort, um seine Aktivitäten überprüfen zu können. "Auf Facebook habe ich eine Art Live-Berichterstattung aus Syrien gemacht. Ich habe dort gepostet, was ich gesehen habe."
Bei seinem Verhör trug der syrisch-österreichische Doppelstaatsbürger lediglich seinen syrischen Personalausweis mit sich. Den österreichischen Pass hatte er bei seiner plötzlichen Festnahme in seiner Unterkunft zurückgelassen, weshalb man ihm anfangs keinen Glauben schenkte, als er während des Verhörs seine österreichische Staatsbürgerschaft betonte.
Folter "war kaum auszuhalten, schrecklich"
"Die ersten 15 Tage in Haft waren die schlimmsten", erzählte Arabi. Zusätzlich zu den auf seiner Haut ausgedrückten Zigaretten sei er mit einem dicken Stromkabel ausgepeitscht, getreten und geschlagen sowie an den Händen aufgehängt worden. "Es war kaum auszuhalten, schrecklich. Ich dachte, ich sehe meine Familie nie wieder", schilderte der Familienvater.
"Mit verbundenen Augen haben sie mich gezwungen ein gefälschtes Geständnis mit meinem Fingerabdruck zu unterzeichnen, und ich war bereit alles zu unterzeichnen, nur damit das endlich aufhört", so Arabi. "Nur eine Bitte hatte ich an sie: mir keine Waffenlieferungen zu unterstellen." Sein gefälschtes Geständnis habe insgesamt acht Seiten umfasst. "Ich habe bis heute keine Ahnung, was sie mir da unterstellten und was ich da unterzeichnet habe."
Verlegung in "schlimmstes Gefängnis von Syrien"
Diese erste Zeit brachte Arabi in einer rund sechs Quadratmeter große Zelle zusammen mit elf weiteren Menschen zu. "Zu essen hat es pro Tag einen einzigen kleinen Teller mit Bulgur und ein winziges Stück Brot für uns alle gemeinsam gegeben." Dann wurde er verlegt und an die Verwaltungszentrale des Geheimdienstes in Damaskus, der sogenannten Abteilung Palästina, weitergereicht. "Das ist das schlimmste Gefängnis von Syrien, das ist unter den Syrern allgemein bekannt", erklärten Arabi und sein Neffe Mohammed. Normalerweise komme man dort nicht mehr lebend heraus.
Erst nach seiner neuerlichen Verlegung am 23. Februar 2013 in das rund 30 Kilometer nördlich von Damaskus gelegene Gefängnis "Adra" konnte Arabi zum ersten Mal wieder Kontakt zur Außenwelt aufnehmen. Er habe sofort seinen Bruder angerufen und über seinen Verbleib informiert. "Das war so erleichternd", sagte der Neffe: "Wir glaubten, dass er bereits tot ist."
Winzige Zelle mit 101 Mitgefangenen geteilt
In Adra, wo er auf seinen Gerichtsprozess wartete, teilte Arabi seine Zelle mit 101 weiteren Insassen. "Die Zelle hatte ungefähr 35 Quadratmeter. Wir mussten aus Platzmangel in Schichten schlafen, während 50 von uns standen, schlief der Rest von uns am Boden. Dicht aneinandergedrängt wie Sardinen in der Dose", schilderte Arabi. "Dort war es trotzdem ein bisschen besser, immerhin hatte ich zwei Decken und konnte mir zwei weitere im Gefängnis kaufen." Er durfte dort auch von Angehörigen besucht werden.
Am 4. Juni sei er dann endlich vor Gericht gestanden. Die Anklage gegen ihn lautete, dass er "Kontakt mit Terroristen" gepflegt habe und einen Krankenwagen und Medikamente für diese besorgt habe. "Sie haben diese Anklage ohne jegliche Beweise gegen mich erhoben", so Arabi. "Ich habe dem Richter auf sein Fragen gesagt, dass ich das alles nur unter Druck und Folter gestanden habe, damit die Folter endlich aufhört. Dann wurde ich mit etwa 80 weiteren Menschen, denen es ähnlich wie mir ergangen war, freigelassen", erzählte er - sichtlich immer noch erstaunt über diesen richterlichen Entscheid. Über die Hintergründe dieses Urteils wisse er nichts.
Arabi war seiner Schilderung nach fünfmal nach Syrien gefahren, um humanitäre Hilfe zu leisten. Bei seinem letzten Aufenthalt im Dezember 2012 hätten ihn Soldaten dann plötzlich mitgenommen. Der Doppelstaatsbürger wurde nach mehrmonatiger Haft unter Folter in Syrien vor vier Tagen freigelassen, am Samstag kam er - wie berichtet - wieder zurück nach Wien.
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