Wie hoch sind die Schulden von Motorradhersteller KTM? Bei der Insolvenzeröffnung über drei Gesellschaften der Mattighofener war von knapp zwei Milliarden Euro Passiva die Rede. Am 24. Jänner kommen bei den Prüfungstagsatzungen nun erstmals echte Zahlen auf den Tisch. Noch haben die Gläubiger Zeit, ihre Forderungen anzumelden – stressige Zeiten auch für die Gläubigerschutzverbände.
Am 29. November wurden die Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung über die KTM AG, die KTM Components GmbH und die KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH eröffnet, was auf einen Schlag mehr als 3600 Mitarbeiter um ihre Jobs zittern ließ, aber auch unzählige Lieferanten und Zulieferbetriebe um ihr Geld und eine ganze Region um ihren Leitbetrieb...
Seither wurden mit der Vöcklabrucker Metallgießerei GmbH, der Avocodo GmbH und der Pierer E-Commerce GmbH drei weitere Betriebe aus der Firmengruppe in die Insolvenz gerissen – alles unvermeidbare Folgepleiten. Im Hintergrund laufen in der Zwischenzeit auf Hochtouren die Gespräche mit potenziellen Investoren, um die Sanierung des Motorradherstellers auf Schiene zu bringen.
Bis 16. Jänner ist noch Zeit, Forderungen anzumelden
Ein wichtiger Tag mit Blick auf die Zukunft wird da der 24. Jänner: Bei den Prüfungstagsatzungen am Landesgericht in Ried im Innkreis werden die Sanierungsverwalter Details zur finanziellen Situation und zur Zukunft auf den Tisch legen. Außerdem wird auch klar sein, wie hoch der Schuldenberg des Unternehmens tatsächlich ist. Bei Insolvenzeröffnung waren zusammengerechnet bei den drei Gesellschaften etwa zwei Milliarden Euro Passiva zusammengekommen. Jetzt haben die Gläubiger aber noch bis 16. Jänner Zeit, ihre Forderungen anzumelden.
Weihnachtsurlaube reduziert, um Anfragen fristgerecht abzuwickeln
Knapp 2500 Gläubiger haben die KTM AG, die KTM Components GmbH und die KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH zusammen. Das bedeutet auch für die Gläubigerschutzverbände, die viele Gläubiger vor Gericht vertreten, Stress pur. „Unser achtköpfiges Insolvenz-Team in Linz hat die Weihnachtsurlaube reduziert, um die Anfragen und Vertretungsaufträge der Gläubiger fristgerecht abwickeln zu können“, sagt Petra Wögerbauer vom Kreditschutzverband von 1870. Im Dezember und zwischen den Feiertagen zum Jahreswechsel gab es viele Anfragen von Gläubigern aus Nicht-EU-Ländern, berichtet Wögerbauer.
Die Abwicklung erfolgt strukturiert und ist durchaus fordernd, wobei wir insbesondere bei ausländischen Gläubigern zusätzliche Unterstützung leisten, um offene Fragen zu klären und Anmeldungen zu ermöglichen.
Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer des Österreichischen Verbands Creditreform
„Die Gläubiger haben vielfältige und teilweise komplizierte rechtsgeschäftliche Verbindungen mit den Schuldnern, die eine sorgfältige juristische Prüfung erfordern“, bestätigt Daniel Nobis vom Alpenländischen Kreditorenverband. Juristische Ressourcen aus den anderen Geschäftsstellen in Österreich wurden zusammengezogen. Nobis rechnet damit, dass sich die Zahl der angemeldeten Forderungen bis zur Sanierungsplantagsatzung am 25. Februar „noch wesentlich“ erhöhen wird.
Viele Last-Minute-Einreichungen oder sogar nachträglich
Ähnlich sieht das auch Iris Scharitzer vom Österreichischen Verband Creditreform: „Wir sind darauf eingestellt, dass viele Gläubiger ihre Forderungen noch in den letzten Tagen oder sogar nachträglich einreichen werden.“
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