(Bild: KMM)

Wendepunkt 1922

Das war das Schicksalsjahr der drei Diktatoren

Im Jahr 1922 entging ein Mann seiner Abschiebung, ein Zweiter erlangte eine Position, die er bis zu seinem Tod innehaben sollte, und ein Dritter übernahm die Macht in seinem Land. Ihre Namen lauten Adolf Hitler, Josef Stalin, Benito Mussolini

Das Jahr 1922 war ein Schicksalsjahr für die drei berühmten Diktatoren des 20. Jahrhunderts.

Noch am weitesten von der politischen Macht entfernt, war zu diesem Zeitpunkt Adolf Hitler. Nichtsdestotrotz fuhr er in diesem Jahr schon einen Sieg nach dem anderen ein. Der Österreicher wurde 1922 in Bayern wegen Landfriedensbruch und Körperverletzung zu einer dreimonatigen Gefängnisstrafe verurteilt, und im gleichen Jahr begann der Versuch, ihn nach Österreich abzuschieben. Denn im bayerischen Landtag wurde Hitler mittlerweile als eines der „beunruhigendsten“ Elemente in Bayern bezeichnet – der bayerische Ministerpräsident Hugo Graf von und zu Lerchenfeld mahnte Adolf Hitler bereits, das Gastrecht nicht zu missbrauchen, und forderte ihn auf, seine Hetzpolitik einzustellen.

Hitler entging seiner Abschiebung nach Österreich 
Doch der Versuch Bayerns, Hitler abzuschieben, scheiterte am erbitterten Widerstand der österreichischen Regierung, den Agitator zurückzunehmen. Hitler saß die jahrelangen fremdenpolizeilichen Streitigkeiten zwischen Bayern und Österreich aus. Dass Hitler seine Abschiebung verhindern konnte, ist ein nicht zu unterschätzendes Detail seiner Biografie: Weil er bleiben konnte, stand seinem Zug zur Macht nichts mehr im Wege. Elf Jahre später war Hitler deutscher Reichskanzler.

Zwei, die sich verstanden und für die beide 1922 ein Schicksalsjahr war (Bild: picturedesk.com/akg-images / picturedesk.com)
Zwei, die sich verstanden und für die beide 1922 ein Schicksalsjahr war

Weiter östlich war ein anderer zu diesem Zeitpunkt schon weiter: Im April 1922 erlangte Josef Stalin die wichtigste Position in der Sowjetunion. Er war zum Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion) aufgestiegen. Das war nur möglich geworden, weil der große Mann der Sowjetunion, Lenin, nach mehreren Schlaganfällen so geschwächt war, dass er praktisch nur mehr vom Krankenbett aus die Geschicke seines Landes leitete.

Lenin wollte verhindern, dass Stalin absolute Macht erhielt
Lenin hatte kein gutes Gefühl, was Stalin betraf. In zwei Briefen, die als „Lenins Testament“ bezeichnet werden, formulierte er sein Unbehagen: Stalin habe „dadurch, dass er Generalsekretär geworden ist, eine unermessliche Macht in seinen Händen konzentriert“. Ob er damit verantwortungsvoll umgehen würde, bezweifelte Lenin, denn: „Stalin ist zu grob, und dieser Fehler, der in unserer Mitte und im Verkehr zwischen uns Kommunisten erträglich ist, kann in der Funktion des Generalsekretärs nicht geduldet werden.“

Stalin (rechts) und Lenin (links) (Bild: picturedesk.com/Mary Evans / picturedesk.com)
Stalin (rechts) und Lenin (links)

Lenin schlug vor, Stalin durch jemanden abzulösen, der „toleranter, loyaler, höflicher und den Genossen gegenüber aufmerksamer, weniger launenhaft“ sei. Doch Stalin konnte von gar niemandem mehr abgelöst werden. Er hatte sich längst – von der Parteispitze unbemerkt – ein Netzwerk an loyalen Gefolgsleuten aufgebaut, mit dessen Hilfe er nicht nur den todkranken Lenin isolierte, sondern auch den gesamten Parteiapparat kontrollierte. Stalin hatte nur mehr die Position des Generalsekretärs für seine absolute Macht gebraucht, und er sollte sie bis zu seinem Tod im Jahr 1953 auch nicht mehr abgeben.

Josef Stalin im Jahr 1945 (Bild: picturedesk.com/akg-images / picturedesk.com)
Josef Stalin im Jahr 1945

Benito Mussolinis „Schwarzhemden“ übernahmen die Macht
Im Süden Europas war 1922 das Erfolgsjahr von Benito Mussolini, der sich an die Spitze der faschistischen Bewegung Italiens gesetzt hatte. Nach dem Ersten Weltkrieg war Italien ein wirtschaftlich darniederliegendes und innerlich zutiefst gespaltenes Land. Einer starken Arbeiterbewegung, deren Splittergruppen zu einer bolschewistischen Revolution aufriefen, stand eine immer stärker werdende faschistische Massenbewegung gegenüber, die Anfang 1922 die mitgliederstärkste Bewegung Italiens war und nun nach der Macht griff.

Adolf Hitler und sein politisches Vorbild Benito Mussolini (Bild: picturedesk.com/Mary Evans Picture Library / Mary Evans / picturedesk.com)
Adolf Hitler und sein politisches Vorbild Benito Mussolini

Nachdem Benito Mussolinis „Schwarzhemden“  im Sommer 1922 den sozialistischen Generalstreik gewaltsam aufgelöst hatten, forderten sie Neuwahlen und drohten, sollten diese nicht ausgerufen werden, mit einem „Marsch auf Rom“. König und Regierung zeigten sich im Hinblick auf das Vordringen der Schwarzhemden uneinig. Während die Regierung im Oktober 1922 angesichts Hunderttausender Richtung Hauptstadt marschierender Faschisten auf das Notstandsdekret setzte, um mit Militärgewalt gegen die faschistische Bewegung vorzugehen, verweigerte König Viktor Emanuel III. seine Unterschrift. Im Oktober 1922 wurde Benito Mussolini als Ministerpräsident angelobt. Das Königreich Italien wurde eine Diktatur, die „Nationale Faschistische Partei“ zur Einheitspartei und Mussolini zu Hitlers politischem Vorbild.

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